Anlage- und Umweltfaktoren
Als Ursache für das Entstehen einer Persönlichkeitsstörung wird eine Wechselwirkung aus Anlage- und Umweltfaktoren angenommen. Ein bestimmtes angeborenes Temperament kann in der einen sozialen Umgebung vorteilhaft sein, während es in einer anderen Umgebung eher Probleme bereitet. In einer Familie, die im öffentlichen Licht steht, wird ein schüchternes, zurückhaltendes Kind eher negative Erfahrungen sammeln. Mangelnde Rückzugsmöglichkeiten, hohe Erwartungen der Eltern und Kritik ziehen zusätzliche negative Lernerfahrungen mit sich. Die Vermeidung von öffentlichen Situationen und damit auch von Kritik führt zur momentanen Entlastung, wodurch ein solches Vermeidungsverhalten verstärkt wird und gegenteilige positive Lernerfahrungen fehlen.
Ein temperamentvolles Mädchen wird in einer kleinen Zweizimmerwohnung in der Großstadt negativ auffallen, da es seinen Bewegungsdrang nicht ausleben kann. Das gleiche Kind würde aber auf einem Bauernhof inmitten von lauter lebhaften Brüdern für seine Eigenschaften eher bewundert werden und somit positive Bestätigung finden.
Annahme eines genetischen Faktor
Bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung wird zum Beispiel angenommen, dass es einen genetischen Faktor gibt, da diese Störung gehäuft vorkommt, wenn der leibliche Vater kriminell ist (nicht aber, wenn der Adoptivvater kriminell ist). Angeborene, als negativ eingeschätzte Eigenschaften wie Aggressivität und Impulsivität werden durch eine problematische Umwelt mit Arbeitslosigkeit, Trennung der Eltern, Armut, inkonsistentem Erziehungsstil, zu durchlässigen Grenzen und mangelnder Aufsicht verstärkt (Risikofaktoren; zu unterteilen in prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren).
Schutzfaktoren
Andererseits gibt es auch sogenannte Schutzfaktoren wie positive Beziehungen zu einem Elternteil oder zu anderen Verwandten, durchgehende Betreuungsmöglichkeiten, ein unterstützendes soziales Netzwerk, konsequenter und liebevoller Erziehungsstil. Bei Vorhandensein können sie die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung verhindern bzw. die Problematik abschwächen.