Pyrethroid-Exposition mit psychischen Problemen in Kindheit verbunden
02.03.2017 Die Exposition gegenüber einer bestimmten Gruppe von Chemikalien, die häufig in der Schädlingsbekämpfung bei Menschen, Haustieren und Pflanzen eingesetzt werden – die Pyrethroide, kann mit psychischen bzw. Verhaltensproblemen im Alter von 6 Jahren verbunden werden.
Pyrethroide
Pyrethroide sind synthetische Chemikalien, die in einer Reihe von Produkten gefunden werden können, so z.B. in Mitteln gegen Kopfläuse, Krätze, Flöhe und einigen Moskito-Insektenschutzmitteln.
Sie sind eine nicht so schädliche Alternative für Organophosphate. Aber wie viele Klassen von Insektiziden funktionieren sie, indem sie die Nerven schädigen bzw. zerstören, und jüngst wurden Sorgen laut, sie hätten auch einen möglichen schädlichen Einfluss auf die neurologische / psychologische Entwicklung von Kindern.
Bild: Clker-Free-Vector-Images
Pyrethroid-Metaboliten (Stoffwechselprodukte)
Die im Fachblatt Occupational & Environmental Medicine veröffentlichte Studie maß die Werte von fünf Pyrethroid-Metaboliten im Urin von Frauen in der 6. und 19. Woche der Schwangerschaft, sowie als die Kinder 6 Jahre alt waren, um einen möglichen Zusammenhang zwischen pränataler und Kindheit-Exposition und den Auswirkungen auf die Psyche (Verhaltensprobleme) feststellen zu können, die auf neurologische Entwicklungsschäden deuten würden.
Von 3.421 schwangeren Frauen, die in die Studie zwischen 2002 und 2006 eingeschrieben waren, wurden ungefähr 571 zufällig ausgewählt, um an den Untersuchungen ihrer Kinder im Alter von 6 Jahren teilzunehmen; 287 dieser Frauen waren dazu bereit.
Die Mütter füllten einen ausführlichen Fragebogen über sozioökonomische Faktoren, Lebensstil, psychosoziales Verhalten ihres Kindes und verschiedene Umweltexpositionen aus.
Die Psychologen besuchten sie und ihre Kinder dann zuhause, um Verhaltensbewertungen durchzuführen, und Staub und Urinproben für die Analyse zu sammeln.
trans-DCCA, cis-DBCA und cis-DCCA
Das Verhalten der Kinder wurde mit dem Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) mit einem besonderen Fokus auf Altruismus (prosoziales Verhalten), internalisierenden Störungen (Unfähigkeit, Probleme mitzuteilen und um Hilfe zu bitten; Tendenz, Probleme innerlich zu bearbeiten) und externalisierende Störungen (aufsässige und störende Verhaltensweisen).
Drei Metaboliten (Stoffwechselzwischenprodukte: trans-DCCA, cis-DBCA und cis-DCCA) tauchten am häufigsten in den Urinproben sowohl der Mütter (100 %, 68 % bzw. 65 %) und ihren Kindern (96,5 %, 85 % und 65 %) auf.
Internalisierende und externalisierende Störungen
Trotz Berücksichtigung potenziell einflussreicher Störfaktoren konnten höhere Werte von cis-DCCA im Urin der werdenden Mütter mit einem erhöhten Risiko für internalisierende Störungen bei den Kindern im Alter von 6 Jahren in Verbindung gebracht werden.
Die Werte eines anderen in den Urinproben der Kinder gefundenen Metaboliten (3-PBA) standen mit einem erhöhten Risiko für externalisierendes Verhalten in Verbindung. Jedoch zeigten hohe Werte bei trans-DCCA ein geringeres Risiko für eine Externalisierung an.
Doch Kinder mit den höchsten Werten dieser Stoffwechselprodukte in ihrem Urin zeigten mit einer um etwa 300% erhöhten Wahrscheinlichkeit ein anomales psychosoziales Verhalten im Vergleich zu Kindern mit den niedrigsten Werten.
Neurochemische Signalpfade im Gehirn
Die Psychologen um den Wissenschaftler Jean-François Viel von der Universität Rennes 1 vermuten, dass die Pyrethroide die neurochemischen Signalpfade im Gehirn verändern könnten.
Die Exposition gegenüber bestimmten Pyrethroiden in den niedrigen Dosen – die in der Umgebung vorkommen, und mit denen fast jeder in Kontakt kommt – könnte schon für die Entwicklung von Verhaltensstörungen beim Kind ausreichen, schlossen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Rennes 1, Occupational & Environmental Medicine – oem.bmj.com/lookup/doi/10.1136/oemed-2016-104035; März 2017
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