Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen
Zucker
Ursachen, Risikofaktoren für psychische Probleme
Kann übermäßiger Zuckerkonsum auf lange Sicht zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen?
27.07.2017 Insbesondere Männer mit einem übermäßig hohen Zuckerkonsum zeigten in einer aktuellen Studie des University College London eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für häufige psychische Störungen (wie Angststörungen und Depression) im Vergleich zu jenen, die nur wenig Zucker konsumierten.
Bild: Jeremy Blackwood (pixabay)
Die im Scientific Reports veröffentlichte Studie fand auch heraus, dass Menschen mit einer Stimmungsstörung nicht häufiger bzw. nicht mehr zuckerhaltige Lebensmittel essen.
Der Forscher um Anika Knüppel analysierten Daten zur Zuckeraufnahme aus süßen Speisen und Getränken von über 5.000 Männern und 2.000 Frauen und das Auftreten von häufigen psychischen Erkrankungen (Daten aus den Jahren zwischen 1983 und 2013).
Depression und erhöhter Zuckerkonsum
Obwohl frühere Studien ein erhöhtes Depressionsrisiko bei einem höheren Konsum an zugesetzten Zuckern gefunden haben, untersuchte bislang keine die Rolle der „umgekehrten Verursachung“.
Wenn Menschen mit Angststörung und / oder Depression dazu neigen, mehr zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke zu konsumieren, könnte dies der wahre Grund sein, warum eine Verbindung zwischen Zuckerkonsum und einer schlechteren psychischen Gesundheit beobachtet wird, schreiben die Forscher.
Obwohl die Studie in dieser Richtung suchte, zeigten die Daten etwas anderes:
Männer und Frauen mit psychischen Krankheiten konsumierten nicht mehr Zucker als gesunde Personen.
Infolgedessen wird die Annahme gestärkt, so die Wissenschaftler, dass die psychische Verfassung durch einen hohen Zuckerkonsum negativ beeinflusst wird.
Vergleich des Zuckerverbrauchs
Die Studie kategorisierte die tägliche Zuckeraufnahme (in Gramm) aus süßen Speisen und Getränken in drei gleich große Gruppen.
Männer im oberen Drittel, die mehr als 67 g verbrauchten, hatten nach fünf Jahren eine um 23% erhöhte Wahrscheinlichkeit an einer häufigen psychischen Störung zu erkranken – unabhängig vom gesundheitlichen Verhalten, soziodemographischen und ernährungsbedingten Faktoren, Adipositas und anderen Krankheiten – im Vergleich zum unteren Drittel, die weniger als 39,5 g konsumierten.
Nach einer nationalen Diät und Ernährungsumfrage – veröffentlicht im Jahr 2013 – konsumieren Männer in Großbritannien durchschnittlich 68,4 Gramm Zucker pro Tag (75 Prozent aus Süßspeisen und Getränken).
Stimmungsstörungen
Männer und Frauen mit Stimmungsstörungen und hohem Zuckerverbrauch hatten ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Depression nach 5 Jahren verglichen mit Personen mit geringerem Zuckerkonsum, aber dieser Befund war nicht unabhängig von anderen soziodemographischen, gesundheits- und ernährungsbedingten Faktoren.
Eine Ernährung mit viel Zucker kann zu körperlichen Krankheiten führen, aber die Studienbefunde zeigen, dass es auch eine Verbindung zwischen Zucker und Stimmungsstörungen, vor allem bei Männern gibt, sagte Knüppel. Es gibt zahlreiche Faktoren, die das Risiko für Stimmungsstörungen beeinflussen, aber mit einer zuckerhaltigen Ernährung dürfte sich die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer psychischen Störung erhöhen, sagte sie.
Unerwarteter- und interessanterweise hatten die Teilnehmer im oberen Drittel mit der höchsten Aufnahme von süßen Getränken / Lebensmitteln die höchste Prävalenz eines normalen Gewichts und die niedrigste für Übergewicht und Korpulenz, sowie das niedrigste Auftreten abdominaler Korpulenz bei Männern, zeigen die Studienbefunde.
Langfristiger Effekt
Die Studie fand keine Verbindung zwischen dem Zuckerkonsum und neu auftretenden Stimmungsstörungen bei Frauen und es ist unklar, warum. Weitere Forschung ist erforderlich, um den Zucker-Depression-Effekt in größeren Stichproben zu testen.
Knüppel fügte hinzu: Süße Lebensmittel können kurzfristig positive Gefühle einleiten. Personen in niedergedrückter Stimmung essen zuckerhaltige Lebensmittel in der Hoffnung, die negativen Gefühle lindern zu können.
Die aktuellen Befunde legen aber nahe, dass ein übermäßiger Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel auf lange Sicht eher die entgegengesetzte Wirkung auf die psychische Gesundheit haben wird.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London; Scientific Reports – doi:10.1038/s41598-017-05649-7; Juli 2017
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