Psychose durch Nikotin, Rauchen

Nikotinabhängigkeit: Kann Rauchen Psychosen auslösen?

10.07.2015 Menschen mit Psychose rauchen etwa dreimal wahrscheinlicher als Nicht-Psychotiker, und Wissenschaftler fragen sich schon lange, was Ursache und was Folge ist.

Forscher vom King’s College London analysierten Daten von 61 zwischen 1980 und 2014 rund um die Welt durchgeführte Studien und stellten fest, dass 57% der Psychotiker auch Raucher / nikotinabhängig waren.

zigarette

Die Studien enthielten Daten von beinahe 15.000 Rauchern und 273.000 Nichtrauchern, von denen einige mit psychotischen Krankheiten wie Schizophrenie diagnostiziert worden waren.

Tägliche Raucher zeigten etwa ein Jahr früher als Nichtraucher psychotische Episoden.

Ursache Selbstbehandlung?

Es wird schon seit längerem angenommen, dass die höheren Nikotin-Raten bei Psychotikern daher herrühren könnten, dass die Betroffenen aus Langeweile oder Anspannung flüchten, oder ihre Krankheitssymptome und Nebenwirkungen der Antipsychotika selbst behandeln wollen.

Aber, wenn dem so wäre, würde man erwarten, dass die Rate erst ansteigen würde, nachdem sich eine Psychose entwickelt hätte.

Kausale Rolle des Rauchens

Die Befunde stellen die Hypothese der Selbstmedikamention infrage, denn sie legen eine kausale Rolle des Rauchens bei Psychosen nahe, sagten die Forscher in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry.

Das Team betonte, dass sie nicht endgültig bewiesen hätten, dass Rauchen Psychosen verursachen kann; weitere Forschungsarbeiten sind nötig.

Aber die Ergebnisse zeigen, dass das Rauchen von Zigaretten ein möglicher Risikofaktor für die Entwicklung von Psychosen sei und nicht einfach als Folge der Krankheit abgetan werden sollte, schreiben sie.

Änderungen im Dopaminsystem

Die Forscher nehmen an, dass Änderungen im Dopaminsystem des Gehirns den Zusammenhang erklären könnten.
Dopamin ist ein chemischer Signalstoff, der eine wichtige Rolle in Belohnungs- und Lustzentren des Gehirns spielt.

Ein Dopaminüberschuss ist die beste biologische Erklärung für psychotische Erkrankungen wie Schizophrenie, sagte Psychiatrie-Professor und Koautor Robin Murray.

„Es ist möglich, dass Nikotinexposition – durch die Erhöhung der Dopaminfreisetzung – die Entwicklung einer Psychose bewirkt.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, The Lancet Psychiatry; Juli 2015

Längsschnittstudie: Zigaretten-Rauchen erhöht das Risiko für Psychosen

13.03.2018 Das Rauchen von mindestens 10 Zigaretten pro Tag ist mit einem höheren Psychose-Risiko bei jungen Menschen verbunden – im Vergleich zum Nichtrauchen.

Das Risiko wird verstärkt, wenn mit dem Rauchen vor dem 13. Lebensjahr begonnen wird laut einer im Fachblatt Acta Psychiatrica Scandinavica veröffentlichten Studie.

A. Mustonen von der Academy of Finland und Kollegen unternahmen eine umfangreiche Längsschnittstudie, die auf der Basis der Allgemeinbevölkerung durchgeführt wurde.

Unabhängiger Risikofaktor

Es zeigte sich, dass tägliches und starkes Rauchen unabhängige Risikofaktoren für ein späteres Psychoserisiko darstellen, selbst wenn man frühere psychotische Erfahrungen, Alkohol- und Drogenkonsum, Drogenmissbrauch und Psychosen der Eltern berücksichtigt.

Das erhöhte Risiko für eine Folgepsychose für die Probanden in der schwersten Rauchergruppe lag bei 315 % und nach der Adjustierung an psychotische Erlebnisse beim Studienbeginn bei 287 %.

Früher Beginn

Ein besonders wichtiger Risikofaktor war das frühzeitige Rauchen von Zigaretten. Auf der Grundlage der Ergebnisse ist es wahrscheinlich, dass die Prävention des jugendlichen Rauchens positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung im späteren Leben haben wird, sagt Koautor Jouko Miettunen.

Das Forschungsmaterial umfasste ursprünglich mehr als 9.000 Personen der Geburtskohorte Nordfinnlands von 1986. 15- bis 16-jährige Teilnehmer dieser Gruppe wurden eingeladen, an einer Folgestudie teilzunehmen, die in den Jahren 2001-2002 durchgeführt wurde.

Die letzte Stichprobe umfasste 6.081 Probanden, die Fragen zu psychotischen Erfahrungen und Alkohol- und Drogenkonsum beantworteten. Die Nachuntersuchung wurde fortgesetzt, bis die Probanden 30 Jahre alt waren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Academy of Finland; Acta Psychiatrica Scandinavica (2018). DOI: 10.1111/acps.12863

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