20-Jahr-Studie findet wenig Veränderung im Sozialverhalten von Menschen mit Psychose
31.05.2018 Forscher haben herausgefunden, dass der Grad der sozialen Beeinträchtigung bei Menschen mit Schizophrenie in den Jahren nach dem ersten Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Psychose bemerkenswert stabil geblieben ist.
Das Forscherteam der Universitäten London und Stony Brook stellte fest, dass sich die sozialen Funktionsmuster der Patienten bereits im Kindes- und Jugendalter veränderten, aber nach dem ersten Krankenhausaufenthalt weitgehend unverändert blieben.
Das Suffolk Country Mental Health Project, das einer großen Stichprobe von psychotischen Personen über 20 Jahre folgte, ist eine der ersten Langzeitstudien zu dieser psychischen Erkrankung.
Sozialverhalten im Laufe der Zeit
Um zu untersuchen, wie sich das Sozialverhalten im Laufe der Zeit verändert, wurden 628 Patienten mit psychotischen Störungen zwischen 1989 und 1995 in die Studie aufgenommen.
Bild: Gerd Altmann
Alle Teilnehmer waren zwischen 15 und 60 Jahre alt und wurden kurz zuvor zum ersten Mal wegen ihrer Krankheit im Krankenhaus aufgenommen.
Im Rahmen der im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie wurden die sozialen Fähigkeiten bzw. das zwischenmenschliche Verhalten der Teilnehmer sechs Monate nach dem ersten Krankenhausaufenthalt und zwei, vier, zehn und zwanzig Jahre später bewertet.
Die Psychologen untersuchten auch rückwirkend das Sozialverhalten der Teilnehmer im Kindes- und Jugendalter vor Beginn ihrer Krankheit.
Nach 20 Jahren wurden die übrigen Teilnehmer mit einer Kontrollgruppe verglichen, die noch nie eine Psychose erlebt hatten.
Unterschiede zwischen Schizophrenie u. psychotischen Stimmungsstörungen
Die Forscher fanden heraus, dass Menschen mit Schizophrenie und ähnlichen psychiatrischen Störungen in den letzten 20 Jahren tendenziell mehr soziale Beeinträchtigungen erlebten als Menschen mit psychotischen Stimmungsstörungen (also z.B. einer bipolaren Störung oder Depression).
Der Grad der sozialen Beeinträchtigung variierte jedoch erheblich zwischen den einzelnen Personen, unabhängig davon, welche Diagnose sie hatten.
Bei einigen Menschen mit psychotischen Stimmungsstörungen war das soziale Verhalten ähnlich wie bei den Menschen in der Kontrollgruppe, die noch nie psychotische Erfahrungen gemacht hatten.
Aber 35 Prozent der Teilnehmer mit schweren depressiven Störungen und 18 Prozent der Teilnehmer mit bipolaren Störungen waren von schweren und anhaltenden sozialen Beeinträchtigungen betroffen.
Bei den Teilnehmern mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen hatten 75 Prozent schwere und anhaltende soziale Beeinträchtigungen.
Funktionelle Folgen
Es zeigte sich auch, dass 20 Jahre nach Abschluss der Studie funktionelle Ergebnisse, wie z.B. die Frage, ob Teilnehmer einen Hochschul-Abschluss, einen Job und ihre finanzielle Unabhängigkeit erworben hatten, in den Studiengruppen mit den niedrigsten sozialen Funktionsfähigkeiten am schlechtesten waren.
Dr. Anne-Kathrin Fett vom Fachbereich Psychologie der University of London sagt, dass nach dem ersten Krankenhausaufenthalt wegen Psychose der Grad der sozialen Beeinträchtigung bei Menschen mit Schizophrenie bemerkenswert stabil geblieben ist.
Da diese Muster erst vor dem ersten Krankenhausaufenthalt irgendwo zwischen der späten Kindheit und den Teenagerjahren auftreten können, betont sie die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention und Behandlung.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry Volume 174, Issue 11, November 01, 2017, pp. 1075-1085 https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2016.15111419