Behandlung und Verlauf der Schizophrenie

Kann eine frühe Behandlung der Schizophrenie das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen?

18.02.2020 Eine im American Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt, dass trotz der weit verbreiteten Ansicht, dass eine frühe Intervention bei Schizophrenie den Krankheitsverlauf verlangsamt oder aufhält, früh behandelte schizophrene Personen letztlich den gleichen Verlauf ihrer Erkrankung aufwiesen wie diejenigen, deren Behandlung später begann.

Das Ergebnis legt nahe, dass bei Studien zur Schizophrenie berücksichtigt werden sollte, wie lange die Studienteilnehmer bereits symptomatisch sind, da sonst die Behandlungen wirksamer erscheinen könnten, als sie tatsächlich sind.

Dauer der unbehandelten Psychose


Bild: pixabay

Die Studie untersuchte die Dauer der unbehandelten Psychose (DUP) – definiert als die Zeitspanne, die zwischen dem Ausbruch der Psychose und dem Beginn der Behandlung vergeht.

Die Daten stammen aus dem Suffolk County Mental Health Project und umfassten 287 Personen mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung. Mehr als 2.000 Patientenbeobachtungen, die von der Kindheit bis 20 Jahre nach der ersten Krankenhausaufnahme reichen, sind in den Datensatz einbezogen. Die allgemeine psychische Gesundheit wurde an mehreren Stellen evaluiert und mit DUP in Verbindung gebracht.

Vorlaufzeit-Bias

Der Zusammenhang zwischen langer DUP und schlechten Ergebnissen ist bei der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie gut bekannt. Katherine G. Jonas von der Stony Brook University und Kollegen fanden jedoch heraus, dass sich der Zusammenhang in dieser Studie durch eine lead-time bias (Vorlaufzeit-Verzerrung oder Vorlaufzeit-Bias) erklären lässt.

Die Verzerrung durch die Vorlaufzeit ist ein Phänomen, bei dem die Früherkennung – wie z.B. die Früherkennung von Brustkrebs oder einer anderen Krankheit – zu besseren Ergebnissen führt, weil sie das Beobachtungsfenster der Krankheit vergrößert, erklärte Jonas.

Die Studienautoren kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass der Zusammenhang zwischen DUP und der psychosozialen Funktion bei Schizophrenie ein Artefakt der Früherkennung sein kann, was die Illusion schafft, dass die Früherkennung mit verbesserten Ergebnissen verbunden ist.

Angesichts dieses Ergebnisses betonen sie, dass eine Verkürzung der Dauer der unbehandelten Psychose nicht unbedingt den langfristigen Krankheitsverlauf verändert. DUP könnte eher ein Indikator für das Krankheitsstadium als ein Prädiktor des Krankheitsverlaufs sein.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry (2020). DOI: 10.1176/appi.ajp.2019.19030324

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