Gestörte genetische Uhr im schizophrenen Gehirn gibt Hinweise auf die psychische Krankheit
12.08.2019 Der circadiane Rhythmus (auch biologischer Rhythmus genannt) in der Genexpression im Gehirn ist bei Menschen mit Schizophrenie stark gestört laut einer in Nature Communications veröffentlichten Studie.
Die Befunde legen auch nahe, dass Forscher, die schizophrenieverknüpfte Gene im Gehirn untersuchen, wichtige Hinweise übersehen hätten, die zum Verständnis der Krankheit beitragen könnten.
Rhythmus der Genexpression
Viele Körperfunktionen laufen in einem 24-Stunden-Zyklus, dem sogenannten circadianen Rhythmus, der sich darauf erstreckt, wie Gene in Zellen exprimiert werden. Einige Gene schalten sich zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten ein oder aus.
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
In dieser Studie analysierten Colleen McClung von der University of Pittsburgh und Kollegen Genexpressionsdaten aus dem dorsolateralen präfrontalen Cortex – einer Gehirnregion, die für Kognition und Gedächtnis verantwortlich ist – von 46 Menschen mit Schizophrenie und 46 geschlechts- und altersangepassten gesunden Personen.
Durch die Kenntnis des Todeszeitpunkts konnten die Forscher mit einer statistischen Methode Veränderungen in der circadianen Rhythmik verschiedener Gene feststellen, die einige interessante Muster offenbarten.
McClung erklärte die Ergebnisse, indem er eine Analogie der Genexpression zu Elektrogeräten in einem Haus zeichnete.
In einem normalen Haus – wie in einem gesunden Gehirn – werden die Lichter nachts eingeschaltet, aber der Kühlschrank muss immer eingeschaltet sein. Was die Wissenschaftler sahen, war, dass in einem von Schizophrenie betroffenen Gehirn das Licht den ganzen Tag an ist und der Kühlschrank nachts ausschaltet.
Erhöhtes Risiko für Entzündungen
Das ist problematisch, erklärt McClung, denn es kann die Funktionsweise von Zellen beeinflussen. In ihren Proben waren die Gene, die Rhythmizität erreichten, an der Funktionalität von Mitochondrien – die Kraftwerke der Zelle – beteiligt, und die Rhythmizität verlierenden Zellen waren mit Entzündungen verbunden.
Forscher die diese cirkadiane Rhythmen nicht berücksichtigen, könnten wichtige Erkenntnisse verpassen, schreibt Erstautorin Marianne Seney.
Die Genexpression in den Gehirnen von tagsüber verstorbenen Menschen waren gleich bei Kontroll- und Schizophrenie-Patienten, aber bei den nachts verstorbenen Menschen gab es große Unterschiede, da Gene, die einen biologischen Rhythmus erreichten, ihren Tiefpunkt in der Nacht erreicht hatten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Nature Communications – https://doi.org/10.1038/s41467-019-11335-1