Schizophrenie: Gehirn, Hirnforschung

Merkmale der subkortikalen Gebiete

20.03.2016 Eine in der Zeitschrift Molecular Psychiatry erschienene Studie der Universitäten Osaka und Tokio hat entdeckt, dass schizophrene Patienten eine spezifische nach links gerichtete volumetrische Asymmetrie des Pallidums (zu den Basalganglien im Gehirn gehörend) zeigen.

Die Basalganglien des Gehirns spielen eine Rolle bei Motivation und Volition (Willensbildung), deren Beeinträchtigung zu Problemen im sozialen Leben führen.

Der Befund wirft Licht auf die der Schizophrenie zugrundeliegenden pathologischen Mechanismen und könnte einen wichtigen Schritt zur Entwicklung neuer therapeutischer Strategien bedeuten.

Pallidum

Die Forschungsgruppe um Ryota Hashimoto replizierte frühere Befunde, wonach u.a. das Volumen des Globus Pallidus bei dieser Erkrankung größer als bei gesunden Menschen ist. Außerdem demonstrierten die schizophrenen Patienten eine spezifische nach links gerichtete Asymmetrie im Volumen des Globus pallidus.

Sie verglichen und analysierten MRT-Bilder von 1.680 gesunden und 884 schizophrenen Menschen aus 11 Forschungsinstituten und untersuchten die Unterschiede in den Volumina der subkortikalen Regionen (also Hirnregionen unterhalb der Großhirnrinde) und ihre Asymmetrien.

Kleinere Volumen

Im Vergleich zu den Kontrollen zeigten die schizophrenen Patienten kleinere bilaterale Volumen bei

sowie beim intrakraniellen Volumen.

Größere Volumen

Sie hatten aber größere bilaterale Volumen bei

Außerdem zeigten die schizophrenen Patienten eben eine spezifische nach links gerichtete Asymmetrie des Pallidums.

Diese Ergebnisse deuten die Möglichkeit anomaler Lateralität bei Nervenpfaden und Konnektivitätsmustern an, die mit dem Globus pallidus bei Schizophrenie verbunden sind. Durch die Aufklärung der zugrundeliegenden pathologischen Mechanismen, wird dieser Befund die Entwicklung therapeutischer Strategien für die psychiatrische Störung vorantreiben, sagten die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Osaka, Universität Tokio, Molecular Psychiatry; März 2016

MRT: Gehirnveränderungen bei Schizophrenen

Mit MRT voraussagen

Eine neue Studie sagt, dass Gehirnscans mit Magnetresonanztomographen frühe Änderungen im Gehirn feststellen können, die für die Diagnose von Schizophrenie bedeutsam sind.

Möglicherweise könnte ein frühes Wissen um die Änderungen für die Prävention von Schizophrenie hilfreich sein.

Abnahme der grauen Substanz

Forscher fanden, dass eine Abnahme der Dichte der grauen Substanz in einem bestimmten Bereich des Gehirns, die Entwicklung von Schizophrenie 2,3 Jahre nach dem Scan vorhersagte. Graue Masse ist ein Hauptbestandteil der bestehenden Zellnerven des Zentralnervensystems und der Blutgefässe.

Die Studie wurde im Journal BMC Medizin veröffentlicht.

Dominic Job und Kollegen von der Universität von Edinburgh in Großbritannien analysierten die Gehirnscans von 65 Einzelpersonen, die ein Risiko für die Erkrankung hatten, weil deren Familienmitglieder an einer schizophrenen Störung erkrankt waren.

Die Scans wurden mit strukturellen Techniken der Kernspintomographie (MRCT) erzeugt. Job et al. analysierten die Änderungen in der Dichte der grauen Substanz in den Scans, über eine Dauer von 18 Monaten. Acht der untersuchten Personen entwickelten im Durchschnitt von 2,3 Jahren nach den Gehirnscans diese psychische Krankheit.

Substanzdichte kann Schizophrenie vorhersagen – zum Teil

Job et al.’s Resultate zeigen, dass eine Verringerung der grauen Substanzdichte als Hinweis verwendet werden könnte, dass eine Person in Gefahr ist, Schizophrenie zu entwickeln.

Sechzig Prozent der Personen, die laut Resultaten von Job et al. ein Risiko für die Entwicklung der Störung hatten, weil sie eine Verringerung der grauen Substanz in einem Teil ihres Gehirns zeigten, temporaler Gyrus genannt, bekamen die Krankheit.

Über 90 Prozent der Personen, die laut den Vorhersagen von Job et al. nicht Schizophrenie entwickelten, taten dies auch nicht. Diese Vorhersagen könnten verwendet werden, um Möglichkeiten für die Prävention dieser Erkrankung in Erwägung zu ziehen.

Quelle: Biomedcentral.com 2007

Gehirn versucht sich zu reorganisieren und die Krankheit zu bekämpfen

30.05.2016 Die Gehirne von Patienten mit Schizophrenie versuchen sich zu reorganisieren und die Krankheit zu bekämpfen laut einer in der Zeitschrift Psychology Medicine veröffentlichten MRT-Studie.

Die Studie eines internationalen Forscherteams zeigt damit zum ersten Mal mit Hilfe von Magnetresonanztomographie, dass das Gehirn in der Lage sein könnte, die Auswirkungen von Schizophrenie umzukehren.

Zunahme des Gehirngewebes

Obwohl die Störung generell mit einer häufigen Verringerung des Gehirngewebe-Volumens verbunden ist, zeigen die neuen Erkenntnisse eine subtile und gleichzeitige Zunahme des Gehirngewebes in bestimmten Regionen.

Die Forscher untersuchten 98 Patienten mit Schizophrenie und verglichen sie mit 83 Patienten ohne die Erkrankung. Mit Hilfe von MRT maßen die Wissenschaftler jedwede Zunahme des Gehirngewebes. Aufgrund der Feinheit und der verteilten Natur der Zunahmen, konnte dies so bislang bei Patienten nicht demonstriert werden.

Nicht heilbar?

Laut Studienautorin Dr. Lena Palaniyappan vom Lawson Health Research Institute gibt es eine weit verbreitete Annahme, dass die Heilung von Menschen mit solch einer schweren Krankheit wie Schizophrenie nicht möglich ist. Dies rührt her von der langgehegten Vorstellung, dass sie eine degenerative Krankheit sei, deren Ursprung schon sehr früh in der Entwicklung des Gehirns zu suchen ist.

Selbst die State-of-Art Erstlinientherapien zielen lediglich eher auf eine Verringerung als eine Umkehrung der durch die Krankheit verursachten kognitiven und funktionellen Defizite, sagte sie.

Die Ergebnisse der Studie weisen aber darauf hin, dass – trotz der Schwere des Gewebeschadens – das Gehirn eines schizophrenen Patienten ständig versucht, sich zu reorganisieren, wahrscheinlich, um sich zu retten oder den Schaden zu beschränken, sagte Palaniyappan.

Evolution des Prozesses zur Umorganisation

Der nächste Schritt ist, die Evolution dieses Prozesses zur Umorganisation des Hirngewebes zu untersuchen, indem individuelle Patienten mit früher Schizophrenie wiederholt gescannt und der Effekt dieser Reorganisation auf die Erholung untersucht wird.

„Diese Ergebnisse sind wichtig, nicht nur weil sie neu sind und wegen der Härte der Studienbefunde, sondern weil sie den Weg zur Entwicklung neuer Behandlungen weisen, die potenziell besser auf die Kernpathologie von Schizophrenie ausgerichtet sind“, sagte Koautor Dr. Jeffrey Reiss.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lawson Health Research Institute, Psychology Medicine – http://dx.doi.org/10.1017/S0033291716000994; Mai 2016

Gehirne von Schizophrenen bilden weniger stabile Netzwerke

24.10.2016 Eine im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences publizierte Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit und der University of Philadelphia untersuchte die Gehirnfunktionen bei Schizophrenen auf Anomalien.

Studienautor Prof. Meyer-Lindenberg sagte: „Eine Hauptmotivation unserer Forschung ist es, zu verstehen, wie Störungen der Dynamik in neuronalen Netzwerken bei psychiatrischen Patienten auftreten. Diese Studie liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie die neuronalen Dynamiken durch glutamaterge Signale an den Synapsen beeinflusst werden und könnte so helfen, sinnvolle Ziele für die Entwicklung neuer Therapien zuliefern.“

Die Wissenschaftler untersuchten mit Hilfe von MRT-Scans, wie die Gehirnbereiche von Schizophrenen und gesunden Kontrollprobanden während einer Aufgabe für das Arbeitsgedächtnis miteinander kommunizierten und dabei Netzwerke bildeten.

Instabilere Netzwerke

Die Forscher stellten fest, dass die schizophrenen Gehirne weniger stabile Netze bildeten als die Gehirne der gesunden Kontrollen.

Studienautor Urs Braun sagte: „Wir verstehen zunehmend, dass Schizophrenie eine Erkrankung dynamischer Hirnnetzwerke ist und brauchen dringend weitere Studien, die eine Verbindung herstellen, zwischen der molekularen, zellulären und systemischen Ebene der Hirnfunktion.“

Die Forscher untersuchten auch die nicht von der Krankheit betroffenen Verwandten der Schizophrenen. Diese hatten zwar durchschnittlich 50% der Risikogene geerbt, zeigten aber eine durchschnittliche Netzwerkstabilität, die mittig zwischen gesunden Kontrollen und Schizophrenen lag, was – laut den Forschern – den Einfluss von Genen auf die Stabilität der Netzwerke betont.

Studienautorin Heike Tost sagte: „Dies unterstützt unser Verständnis der genetischen Risikoarchitektur von Schizophrenie, hierbei zeigt sich ein deutlicher Fokus auf Gene, die in die glutamaterge Signalübertragung im Gehirn involviert sind. Dieser Befund bekräftigt unseren Verdacht, dass die weniger stabilen Netzwerke bei Erkrankten tatsächlich durch die Erkrankung selbst und nicht durch Begleitfaktoren wie zum Beispiel die Medikation verursacht wurden.“

Hemmung der glutamatergen Signalübertragung

In einem weiteren Versuch erhielten die gesunden Teilnehmer Dextrometorphan – einen Inhibitor der glutamatergen Signalübertragung – oder ein Placebo, während sie dieselbe Aufgabe für das Arbeitsgedächtnis noch einmal durchführten.

Nun demonstrierten auch die nicht-schizophrenen Teilnehmer weniger stabile Netzwerke (NW), wenn sie Dextrometorphan einnahmen. Unter Placebo zeigten sie weiterhin stabile NW. Dies legt nahe, dass es eine Verknüpfung zwischen instabilen NW und der veränderten Glutamat-Signalübertragung gibt, schlossen die Forscher.

„Diese Studie ist besonders interessant, da erstmals die molekularen Ursachen für die Netzwerkveränderungen beschrieben werden, die wir bei der Schizophrenie sehen“, sagte Braun.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Proceedings of the National Academy of Sciences – doi:10.1073/pnas.1608819113; Okt. 2016

Anomalien der Blutgefäße der Blut-Hirn-Schranke

21.10.2017 Wissenschaftler des Trinity College Dublin und des Royal College of Surgeons in Irland (RCSI) haben herausgefunden, dass Anomalien der Blutgefäße im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Schizophrenie spielen können.

Blut-Hirn-Schranke


Bild: Gerd Altmann

Das Netz der Blutgefäße im Gehirn reguliert den Energie- und Stofftransport in und aus dem Gehirn – die sogenannte Blut-Hirn-Schranke.

Wissenschaftler des Smurfit Institute of Genetics am Trinity College Dublin und des psychiatrischen Fachbereichs RCSI haben herausgefunden, dass Anomalien in der Integrität der Blut-Hirn-Schranke ein entscheidender Bestandteil bei der Entwicklung von Schizophrenie und anderen Hirnstörungen sein können.

22q11 Deletionssyndrom

Menschen, die mit einer Chromosomenanomalie leben, die als ‚22q11 Deletionssyndrom‚ (22q11DS) bezeichnet wird, haben eine 20-mal höhere Wahrscheinlichkeit, an Schizophrenie zu erkranken.

Diesen Menschen fehlen etwa 40-60 Gene innerhalb einer kleinen Region in einem der Chromosomenpaare 22.

Claudin-5

Innerhalb dieser Region befindet sich ein Gen namens ‚Claudin-5‘, und es sind Veränderungen in den Werten dieser Komponente der Blut-Hirn-Schranke, die mit der Krankheit Schizophrenie verbunden sind.

Assistenzprofessor für Neurovaskuläre Genetik Dr. Matthew Campbell sagte im Fachblatt Molecular Psychiatry: Die jüngsten Ergebnisse haben zum ersten Mal zeigen können, dass es sich bei der Schizophrenie um eine Hirnstörung handelt, die mit Anomalien der Blutgefäße des Gehirns verbunden ist.

Neue Möglichkeiten der Behandlung

Das Konzept, individuell angepasste Medikamente zur Regulation und Behandlung abnormaler Hirnblutgefäße zu entwickeln, ist eine neuartige Behandlungsstrategie und bietet ein großes Potenzial, bestehende Behandlungen dieser beeinträchtigenden Krankheit zu ergänzen.

Während es weithin akzeptiert wird, dass eine Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten verringern kann, nehmen die Wissenschaftler an, dass Medikamente zur Verbesserung der zerebrovaskulären Gesundheit in Zukunft eine zusätzliche Strategie zur Behandlung von Gehirnerkrankungen sein können.

In Zusammenarbeit mit einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern der Universitäten Cardiff, Stanford und Duke sowie dem Screening postmortaler Hirnproben des Stanley Medical Research Institute verbanden die Wissenschaftler damit erstmals eine molekulargenetische Komponente der Blut-Hirn-Schranke mit der Entwicklung von Schizophrenie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Trinity College Dublin; Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/MP.2017.156; Okt. 2017

Schizophrenie stört das gesamte Kommunikationssystem des Gehirns

26.10.2017 Neurowissenschaftler zeigen zum ersten Mal anhand der Gehirnanomalien bei Schizophrenie-Patienten, dass die Erkrankung eine systemische Beeinträchtigung des gesamten Kommunikationssystems des Gehirns ist.

Es ist die größte Analyse der Unterschiede in der „weißen Substanz“ (fetthaltiges Hirngewebe, das es den Nervenzellen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren) bei einer psychiatrischen Störung bis heute, schreiben die Forscher der Keck School of Medicine der University of Southern California im Fachblatt Molecular Psychiatry.

Die Studie ersetzt damit die Annahme, dass Schizophrenie sich nur aufgrund von in den präfrontalen und temporalen Lappen auftretenden Vernetzungsproblemen manifestiert. Diese frontalen Bereiche des Gehirns sind verantwortlich für Persönlichkeit, Entscheidungsfindung und das Hörvermögen.

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von Gehirnscans von 1.963 Personen mit Schizophrenie und 2.359 gesunden Kontrollpersonen aus Australien, Asien, Europa, Südafrika und Nordamerika.

Die Forscher können definitiv zum ersten Mal sagen, dass Schizophrenie eine Störung ist, bei der die Verbindungen der weißen Substanz im gesamten Gehirn beschädigt sind.

Obwohl sie feststellten, dass die Kommunikationsverbindungen überall im Gehirn von Schizophrenen beschädigt waren, zeigte sich die schlecht isolierte ‚Verdrahtung‘ am deutlichsten im Corpus callosum, das die Kommunikation zwischen den Gehirnhälften erlaubt, und im vorderen Teil der Corona radiata (Stabkranz), einer Schlüsselstruktur für die Informationsverarbeitung.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Southern California; Molecular Psychiatry; Okt. 2017

Schizophrenie als Nebeneffekt der menschlichen Gehirnentwicklung?

21.02.2018 Schizophrenie könnte sich als „unerwünschte Nebenwirkung“ der Entwicklung des komplexen menschenlichen Gehirns entwickelt haben laut einer neuen in der Fachzeitschrift Schizophrenia veröffentlichten Studie.

Veränderte Genexpression im Frontalhirn

Die Studie identifizierte eine veränderte Genexpression im Frontalbereich des Gehirns von schizophrenen Menschen – die Hirnregion, die sich zwischen Mensch und Tier am stärksten unterscheidet, einschließlich unserer nächsten Spezies, den nicht-menschlichen Primaten.

Elizabeth Scarr und Professor Brian Dean von der Swinburne University of Technology und Kollegen wollten mit ihrer neuen Studie die Annahme untersuchen, dass Schizophrenie eine unerwünschte Nebenwirkung der Entwicklung des komplexen menschlichen Gehirns ist und ihre Ergebnisse scheinen diese Hypothese zu unterstützen.

Eine genetische Anfälligkeit

Es wird angenommen, dass Schizophrenie bei Menschen mit einer genetischen Anfälligkeit auftritt, wenn sie durch einen schädlichen Umweltfaktor wie z. B. Frühgeburt oder Drogenkonsum getriggert wird, schreiben die Forscher.

So soll die Krankheit ausgelöst werden, wenn Umweltfaktoren Veränderungen in der Genexpression im menschlichen Gehirn auslösen. Obwohl vieles davon noch im Unklaren liegt, deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass der frontale Bereich des Gehirns von solchen Veränderungen stark betroffen ist, sagt Professor Dean.

566 Fälle von veränderter Genexpression

Während der Forschungsarbeiten führte das Team von Dean eine postmortale Studie des menschlichen Gehirns durch, in der sie die Genexpression von 15 Patienten mit Schizophrenie mit der von 15 Patienten ohne Schizophrenie verglichen.

In den Gehirnen der Schizophrenen fand das Team 566 Fälle von veränderter Genexpression im frontalsten Polteil des Gehirns und weniger Veränderungen in proximalen Regionen.

Diese Hirnareale sind dafür bekannt, schizophreniebedingte Merkmale zu vermitteln, sagt Dean.

Ein wichtiges Ergebnis dieser Studie ist ein Signalpfad mit 97 differenziell exprimierten Genen, der eine Reihe potenzieller Behandlungsziele für eine Behandlung mit Medikamenten bietet, wodurch Menschen mit Schizophrenie geholfen werden könnte.

Ein besseres Verständnis der Veränderungen dieses Signalweges könnte neue Medikamente zur Behandlung der Erkrankung liefern, schließt Professor Dean.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Swinburne University of Technology; Schizophrenia – DOI: 10.1038/s41537-018-0044-x; Feb. 2018

Analyse zeigt, dass Schizophrene eine dünnere Großhirnrinde haben

07.06.2018 Menschen mit Schizophrenie haben im Durchschnitt eine dünnere Großhirnrinde (cerebraler Cortex), der größte Teil des Gehirns – der höhere intellektuelle Funktionen und motorische Aktivitäten steuert – laut der im Fachblatt Biological Psychiatry veröffentlichten Studie.

Die Studie, die größte Meta-Analyse der kortikalen Dicken- und Oberflächenunterschiede bei Schizophrenie, wurde von der Enhancing Neuro Imaging Genetics Through Meta Analysis (ENIGMA) Schizophrenia Arbeitsgruppe, durchgeführt – einer Kooperation von Schizophrenieforschern aus der ganzen Welt.

Meta-Analyse

Bei Schizophrenie sind Hirnanomalien weit verbreitet, aber Studien stimmen in ihren Ergebnissen zuweilen nicht überein.

Die aktuelle Meta-Analyse – ein statistisches Verfahren zur Kombination von Daten über mehrere Studien hinweg – nutzte bereits gesammelte Daten aus mehreren Studien, um besser zu erkennen, wie Unregelmäßigkeiten in der kortikalen Dicke und Oberfläche mit schizophrenen Störungen zusammenhängen.

Das internationale Forschungsteam analysierte die Daten von 9.572 Teilnehmern, darunter 4.474 schizophrene Personen und 5.098 gesunde Freiwillige.

Dünnere Hirnregionen im Durchschnitt

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass überall im Gehirn dünnere Hirnregionen beobachtet werden konnten, wobei die größten Unterschiede im unteren und oberen temporalen Cortex liegen, sagte Studienautorin Dr. Jessica Turner von der Georgia State Universität.

Interessanterweise waren selbst bei so vielen Datenpunkten und der Möglichkeit, sehr kleine Unterschiede zwischen den Gruppen zu finden, die Bereiche um den visuellen Kortex, den pericalcarinen Cortex, nicht betroffen, sagen die Neurowissenschaftler.

Temporal- und Frontallappen

In dieser Studie fanden die Forscher die größten Unterschiede zwischen schizophrenen und nicht-psychotischen Individuen im Frontal- und Temporallappenbereich des Gehirns.

Der Frontallappen spielt eine wichtige Rolle bei der Erinnerung, Aufmerksamkeit, Phantasie, Motivation und anderen täglichen Aufgaben, und der Temporallappen umfasst Bereiche, die unter anderem mit dem Hören, der Sprache, der Namensgebung und dem Gedächtnis zu tun haben.

Zusammenhang mit Symptomschwere, Krankheitsverlauf

Auch stand die kortikale Dicke in mehreren Regionen deutlich im Zusammenhang mit einer größeren Schwere der Schizophrenie Symptome, einem früheren Beginn der Schizophrenie und einer längeren Dauer der Krankheit (Krankheitsverlauf).

Im Vergleich zu den Kontrollteilnehmern zeigten Personen, die

  • Lurasidon HCI (Latuda) Zulassung
  • Freigabe für Invega Sustenna – Paliperidon
  • Fanapt (Iloperidon) von FDA zugelassen

antipsychotische Medikamente der ersten oder zweiten Generation erhielten, im Allgemeinen eine dünnere kortikale Dicke als Personen, die nicht medikamentös behandelt wurden.

Die Forscher stellen jedoch fest, dass dieses Ergebnis nicht als Grund für die Aussetzung der Antipsychotika bei der Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen, einschließlich Schizophrenie, verwendet werden sollte, da sie die wirksamsten Behandlungsmöglichkeit darstellen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Biological Psychiatry (2018). DOI: 10.1016/j.biopsych.2018.04.023

Vergleich: Individuelle und durchschnittliche Abweichungen schizophrener Gehirnstrukturen

12.10.2018 Eine in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlichte neurologische Studie untersuchte, wie sehr sich das Gehirn einzelner Patienten mit Schizophrenie vom „durchschnittlichen“ Patienten unterscheidet.

Zu diesem Zweck verglichen sie Hirnscans von 250 gesunden Personen mit denen von 218 Personen mit Schizophrenie. Diejenigen mit Schizophrenie – als Gruppe – unterschieden sich von den gesunden Individuen in den frontalen Gehirnregionen, dem Kleinhirn und dem temporalen Cortex.

Jeder Patient ist einmalig

gehirn im baum
Bild: pixabay

Die Unterschiede zwischen den Individuen waren jedoch so groß, dass es praktisch sinnlos ist, von „dem durchschnittlichen Patienten“ zu sprechen, schreiben die Neuroforscher Thomas Wolfers und André Marquand von der Radboud Universität.

Nur wenige identische Unterschiede im Gehirn traten bei mehr als zwei Prozent der Patienten auf. Die größte Anzahl von Unterschieden wurde nur auf individueller Ebene beobachtet.

Laut Marquand, unterscheidet sich das individuelle schizophrene Gehirn so sehr vom Durchschnitt, dass der Durchschnitt wenig darüber zu aussagen kann, was im Gehirn eines Menschen passieren könnte.

Eigenes biologisches Profil

Die Studie zeigt, dass fast alle Menschen mit Schizophrenie ihr eigenes biologisches Profil haben. Dies verdeutlicht die Probleme mit der aktuellen Methode zur symptomatischen Diagnose psychiatrischer Störungen.

Laut den Wissenschaftlern kann man erhebliche individuelle Unterschiede in den Gehirnen verschiedener Personen mit Schizophrenie sehen, aber trotz dieser Unterschiede erhalten alle diese Menschen die gleiche Diagnose.

„Fingerabdruck“ des Gehirns

Daher halten die Forscher es für schwierig, die Biologie der Schizophrenie besser zu verstehen, indem man nur den Durchschnittspatienten untersucht.

Der „Fingerabdruck“ des Gehirns der Erkrankung für jeden einzelnen Patienten muss identifiziert werden, schreiben sie. In Zukunft könnte dies den Psychiatern helfen, die beste Behandlung für jeden Einzelnen zu finden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2018). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.2467

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