Corpus callosum (Gehirn, Psychologie)
Gehirn – Anatomie
Definition
Das Corpus callosum – auch als Hirnbalken, Gehirnbalken bekannt – gehört zur weißen Substanz und ist ein breites, flaches Bündel von Nervenfasern etwa 10 cm lang unter dem Kortex an der Längsfissur. Es verbindet die linke und rechte Gehirnhälfte und erleichtert die interhemisphärische Kommunikation. Es ist die größte Struktur der weißen Substanz im Gehirn bestehend aus 200.000.000 bis 250.000.000 kontralateralen axonalen Nervenfasern.
Über ihm liegt der Gyrus cinguli.
Klinische Relevanz
Epilepsie
Bild: Henry Vandyke Carter
Die Symptome von refraktärer Epilepsie können durch die sogenannte Callosotomie (Durchtrennung des Corpus callosum in einer Operation) reduziert werden, wobei aber meist mindestens das Splenium intakt gelassen wird. Diese Operation wird aber nur in den Fällen gemacht, in denen komplexe oder Grand-Mal-Anfälle durch einen auf einer Seite des Gehirns liegenden epileptischen Fokus erzeugt werden, und interhemisphärische ‚Gewitter‘ verursachen.
Andere Erkrankungen
Anterior Corpus callosum Läsionen können zu akinetischem Mutismus oder taktile Anomie führen. Posteriore corpus callosum (Splenium) Läsionen können zu Alexie (Unfähigkeit zu lesen) ohne Agraphie führen.
Struktur, Aufbau
Der hintere (posteriore) Teil des Corpus callosum wird das Splenium genannt; der vordere (anteriore) wird das Genu (oder „Knie“) genannt; zwischen den beiden ist die Truncus oder „Stamm“ des Hirnbalkens.
Der Teil zwischen Truncus und Splenium ist deutlich verengt und wird daher als „Isthmus“ bezeichnet.
Das Rostrum (Schnabel) ist der Teil des Gehirnbalkens, der posterior und inferior aus dem vorderen Genu hervorgeht.
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Auf beiden Seiten des Balkens strahlen die Fasern in die weiße Substanz aus und ziehen zu den verschiedenen Teilen der Hirnrinde.
Ähnlichkeiten der Gehirn-Anomalien bei Kindern mit Autismus, ADHS und Zwangsstörungen gefunden
31.07.2016 Ein Forscherteam der Toronto Universität hat Ähnlichkeiten bei der Beeinträchtigung des Gehirns (genauer im Corpus Callosum) bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Zwangsstörungen entdeckt.
Weiße Substanz Anomalien
Die in der Zeitschrift Journal of Psychiatry publizierte Studie veröffentlichte MRT-Aufnahmen der weißen Substanz von 200 Kindern mit Autismus, ADHS, Zwangserkrankungen oder ohne Diagnose. Die weiße Substanz besteht aus Bündeln von Nervenfasern, die die Zellkörper im gesamten Gehirn miteinander verbinden, und die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen ermöglichen.
Die Forscherinnen Dr. Stephanie Ameis und Dr. Evdokia Anagnostou fanden Beeinträchtigungen der weißen Substanz im Haupttrakt – dem Corpus callosum oder auch Hirnbalken genannt, der die rechte und linke Hirnhälfte miteinander verbindet – der Gehirne von Kindern mit Autismus, ADHS oder Zwangskrankheiten im Vergleich zu gesunden Kindern der Kontrollgruppe. Dieser Trakt für Verbindungen der weißen Substanz – der Gehirnbalken – ist der größte im Gehirn und gehört zu den ersten, die sich entwickeln.
Kinder mit Autismus oder ADHS zeigten auch schwerwiegendere Beeinträchtigungen der weißen Substanz im Gehirn als Kinder mit Zwangsstörungen, fand das Forscherteam.
Dieser Befund könnte widerspiegeln, dass sowohl Autismus als auch ADHS normalerweise in einem viel jüngeren Alter beginnen als Zwangserkrankungen, zu einer Zeit, wenn einige Verbindungen der weißen Substanz durch eine schnelle Entwicklung gehen, sagt Dr. Ameis.
Autismus, ADHS und OCD haben gemeinsame Symptome und sind durch einige der gleichen Gene verbunden. Und doch sind sie historisch als getrennte Störungen untersucht worden. Zusammen betreffen diese drei entwicklungsneurologischen Störungen ungefähr 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen.
Gehirn-Verhalten-Verbindung
Viele der Verhaltensweisen, die zu den Beeinträchtigungen bei Autismus, ADHS und Zwangsstörungen beitragen – wie Aufmerksamkeitsprobleme oder soziale Probleme – kommen bei diesen Störungen vor und unterscheiden sich individuell in der Ausprägung.
Die Wissenschaftlerinnen fanden, dass die Struktur der weißen Substanz des Gehirns mit einem Spektrum von Verhaltenssymptomen dieser neuropsychologischen Erkrankungen verbunden ist. Kinder mit einer größeren Beeinträchtigung der weißen Substanz bzw. des Corpus callosums zeigten auch größere Störungen im täglichen Leben, unabhängig von ihrer Diagnose, sagte Ameis.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Toronto Universität, Journal of Psychiatry – DOI: 10.1176/appi.ajp.2016.15111435; Juli 2016
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