Die Gehirnaktivität bei Schizophrenie

Muster der Hirnaktivität kann ein frühes Zeichen für Schizophrenie sein

11.11.2018 Eine im Fachblatt Molecular Psychiatry publizierte Studie hat ein Muster der Gehirnaktivität identifiziert, das mit der Entwicklung der Schizophrenie zusammenhängt und als Marker verwendet werden könnte, um die Krankheit früher zu diagnostizieren.

Die Forscher folgten 158 Personen im Alter zwischen 13 und 34 Jahren, die als Menschen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer schizophrenen Störung eingestuft wurden, weil sie frühe psychotische Symptome erlebt hatten. Das Team erfasste auch 93 Kontrollpersonen ohne Risikofaktoren.

Hirnaktivität im „Ruhezustand“

Zu Beginn der Studie maßen die Forscher mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) einen Typus der Gehirnaktivität im „Ruhezustand“. Netzwerke des Ruhezustands bestehen aus Hirnregionen, die sich vorzugsweise miteinander verbinden und miteinander kommunizieren, wenn das Gehirn keine bestimmte kognitive Aufgabe erfüllt.

Die Wissenschaftler um Guusje Collin vom Beth Israel Deaconess Medical Center der Harvard Medical School waren daran interessiert, die intrinsische funktionelle Architektur des Gehirns zu betrachten, um eine potenzielle frühzeitige anormale Gehirnvernetzung oder Netzwerke bei Individuen erkennen zu können, die sich in der klinisch riskanten Phase der schizophrenen Erkrankung befinden.

Ausgeprägtes Aktivitätsmuster

Ein Jahr nach den ersten Scans hatten 23 der Hochrisikopatienten eine psychotische Episode und wurden mit Schizophrenie diagnostiziert. Bei den Scans dieser Patienten, die vor der Diagnose durchgeführt wurden, fanden die Forscher ein ausgeprägtes Aktivitätsmuster, das sich von den gesunden Kontrollpersonen und den Risikopersonen unterschied, die keine Psychose entwickelt hatten.

So ist beispielsweise bei den meisten Personen ein Teil des Gehirns, der als übergeordneter temporaler Gyrus (Gyrus temporalis) bekannt ist und an der auditorischen Verarbeitung beteiligt ist, stark mit Hirnregionen verbunden, die an der sensorischen Wahrnehmung und der motorischen Steuerung beteiligt sind.

Gyrus temporalis und limbische Bereiche

Bei Patienten, die eine Psychose entwickelten, war der obere temporale Gyrus jedoch stärker mit limbischen Regionen verbunden, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt sind. Dies könnte helfen zu erklären, warum Patienten mit Schizophrenie in der Regel akustische Halluzinationen erleben, sagen die Forscher.

Unterdessen zeigten die Hochrisikopatienten ohne Psychose Netzwerkverbindungen im Gehirn, die nahezu identisch mit denen der gesunden Probanden waren.

Diese Art der ausgeprägten Gehirnaktivität könnte als Frühindikator für Schizophrenie nützlich sein, zumal es möglich ist, dass sie bei noch jüngeren Patienten zu sehen ist, schließen die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Molecular Psychiatry, 2018; DOI: 10.1038/s41380-018-0288-x

Gehirne von Menschen mit schizophrenen Störungen zeigen unterschiedliche Aktivitätsmuster

05.01.2019 Eine standortübergreifende im American Journal of Psychiatry veröffentlichte Gehirnimaging-Studie zeigt, dass verschiedene Gruppen von Menschen ihr Gehirn anders nutzen, wenn sie emotionale Gesichter imitieren – eine Aufgabe, die ihre Fähigkeit zur sozialen Interaktion widerspiegelt.

Verschiedene Gehirnaktivität-Subgruppen, unterschiedliche Behandlungen

Interessanterweise haben Menschen mit Schizophrenie keine kategorisch andere soziale Gehirnfunktion als Menschen ohne psychische Erkrankungen, sondern fallen in verschiedene Untergruppen, die damit auf unterschiedliche Arten von Behandlungen ansprechen könnten.

Diese Ergebnisse stellen die gängigsten Forschungsansätze zur psychischen Gesundheit in Frage, schreiben die Wissenschaftler um Dr. Colin Hawco vom Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) in Toronto.

Drei „Aktivitätsprofile“

Die Studie fand drei „Aktivitätsprofile“ der Gehirne bei den Teilnehmern mit und ohne Schizophrenie. Diese können als

  • typische (’normale‘),
  • überaktivierte und
  • deaktivierte Profile

von Gehirnaktivitäten beschrieben werden.

Überaktivierte Netzwerke

Die Forscher nehmen an, dass diejenigen mit überaktivierten Netzwerken in Bezug auf die Hirnaktivität ineffizient sein könnten – sie mussten sich wahrscheinlich mehr anstrengen und härter arbeiten, um dieselbe Aufgabe im Vergleich zu den anderen Gruppen zu bewältigen, schreiben die Wissenschaftler.

„Deaktivierte“ Gehirnaktivität

Die Gruppe „deaktivierte“ Gehirnaktivität schien eine sehr effiziente Nutzung des Gehirns zu zeigen, und auch bei Verhaltenstests der sozialen Verarbeitung war diese Grupe besser. Diese Ergebnisse galten für Teilnehmer mit und ohne Schizophrenie.

Es gibt keine wirksame Behandlung, um mit diesen sozialen Beeinträchtigungen umzugehen, weshalb die Studienautoren empfehlen, die Erforschung der Gehirnnetzwerke des sozialen Verhaltens als Ziele für Behandlung und Forschung voranzutreiben.

Die Forscher sind nun in der Lage, Behandlungen zur Veränderung der Gehirnfunktionen zu testen, anstatt sich nur auf die Symptome zu konzentrieren, wenn es um die Behandlung von Menschen mit sozialen Beeinträchtigungen geht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry (2019). DOI: 10.1176/appi.ajp.2018.17091020

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