Das Cerebellum spielt eine wichtige Rolle bei Schizophrenie
29.06.2017 Das Cerebellum (Kleinhirn) ist eine der am stärksten betroffenen Hirnregionen bei Schizophrenie laut einer neuen in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlichten Studie der Universität Oslo.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Kleinhirnvolumen bei Patienten mit Schizophrenie kleiner ist als bei gesunden Menschen.
Die Gehirnscan-Studie ist die größte bislang, die sich auf das Kleinhirn bei schizophrenen Menschen fokussierte und hat Auswirkungen für unser Verständnis der Störung, schreiben die Wissenschaftler.
Das Kleinhirn
Bild: Cerebellum (unten links)
Obwohl das Cerebellum nur etwa 20 Prozent des menschlichen Gehirns einnimmt, beinhaltet es etwa 70 Prozent aller seiner Neuronen. Das Kleinhirn ist involviert bei Körperbewegungen und Koordination und wurde daher selten in Studien beachtet, die sich auf die biologischen Grundlagen psychischer Störungen konzentrieren.
Für die Studie untersuchten die Forscher die Gehirn-Scans von mehr als 2.300 Teilnehmern (983 Patienten; 1.349 Kontrollen) im Alter zwischen 16 und 66 Jahren aus 14 internationalen Zentren mit anspruchsvollen Messinstrumenten, die es ihnen erlaubten, sowohl das Volumen als auch die Form des Gehirns zu analysieren.
Kleinere Kleinhirnvolumen
Die Forscher stellten überrascht fest, dass das Kleinhirn zu den Hirnregionen mit den stärksten und konsequentesten Unterschieden bei Schizophrenie gehörte. Im Gruppenvergleich zeigten Schizophrenie-Patienten auch kleinere Kleinhirnvolumen als gesunde Telnehmer, wobei dies bereits bei den jüngsten Teilnehmern erkennbar war.
Diese Befunde zeigen deutlich, dass das Kleinhirn eine wichtige Rolle bei der Schizophrenie spielt, sagte Studienautor Dr. Torgeir Moberget.
Die meisten psychischen Erkrankungen entstehen eher während der Kindheit und Jugend, und ein besseres Verständnis der Ursachen könnte zu Verbesserungen bei Behandlungen und Patientenversorgung führen, sagte er.
Die Wissenschaftler betonen, dass die Unterschiede im Gehirn von Schizophrenen generell sehr subtil sind. Dies ist ein Grund, warum große kollaborative Studien so wichtig sind, sagt Moberget. Als die Forscher das gleiche Muster wiederholt über viele Gruppen von Patienten und Kontrollen aus verschiedenen Ländern sahen, wurden die Ergebnisse viel überzeugender, schließt Moberget.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Oslo, Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/mp.2017.106; Juni 2017
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