Schlaflosigkeit verbunden mit mehr Suizidgedanken, schwereren Krankheitssymptomen bei Schizophrenie
06.04.2021 Schlaflosigkeit ist ein häufiges Problem bei Patienten mit Schizophrenie, und eine neue Studie untermauert einen engen Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit, mehr Suizidgedanken und -handlungen sowie verstärkten Problemen wie Angst und Depression bei diesen Patienten.
Sie liefert auch weitere Belege für die Wichtigkeit, Schlaf und Schlafstörungen der Patienten im Auge zu behalten – und bei Bedarf zu intervenieren, schreiben die Studienautoren.
Die in The Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen Schlaflosigkeit, Suizidgedanken und -versuchen und dem Schweregrad der Schizophrenie bei einer großen Gruppe von Patienten (1.494 Personen), die an einer vergleichenden Studie mit fünf verschiedenen Antipsychotika teilnahmen.
Dr. Brian Miller vom Medical College of Georgia der Augusta University und Kollegen untersuchten Patientenberichte über Schlaflosigkeit und Suizidgedanken innerhalb der letzten zwei Wochen, Suizidversuche in den letzten sechs Monaten und die Schwere der psychiatrischen Erkrankung.
Fast die Hälfte der Patienten berichteten über Probleme beim Einschlafen oder über unterbrochenen Schlaf (bezeichnet als Einschlaf- und Durchschlafstörungen), und 27 % berichteten über eine „späte“ oder „terminale“ Schlaflosigkeit, bei der sie zu früh aufwachen und nicht wieder einschlafen können.
Schlafstörungen und Suizidalität
Die Forscher fanden heraus, dass Schlaflosigkeit ein häufiges Symptom bei Patienten mit Schizophrenie ist, wobei zu frühes Aufwachen besonders mit akuten Selbstmordgedanken assoziiert war und Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen die Wahrscheinlichkeit eines Suizidversuchs in den letzten sechs Monaten signifikant erhöhten.
Zu frühes Aufwachen war auch am stärksten mit einer schwereren Schizophrenie verknüpft, einschließlich Symptomen wie Angstzuständen und Depressionen. Aber egal welche Art von Schlaflosigkeit, sie ist schlecht für die allgemeine Gesundheit und den Krankheitsverlauf der Patienten, sagt Miller.
Studien zeigen, dass 23-44% der Patienten mit Schizophrenie – sowohl Personen, die Medikamente einnehmen, als auch diejenigen, die keine Medikamente einnehmen – über Schlafstörungen berichten.
Schlafarchitektur
Die Schlafarchitektur ist ein Muster des normalen Schlafs, und Schlafstörungen und eine abnorme Schlafarchitektur wurden schon früh im Krankheitsverlauf der Schizophrenie beobachtet, ein Befund, der mit der Schwere der Erkrankung zusammenhängen kann.
Störungen der natürlichen Körperuhr bzw. der zirkadianen Rhythmen, die bei der Regulierung von Schlaf und Wachsein und anderen essentiellen Körperfunktionen helfen, sind bei Schizophrenie bekannt und stehen im Verdacht, ein Faktor für die damit verbundenen Schlafprobleme der Patienten zu sein.
Halluzinationen und Paranoia
Ein allgemein erhöhter Erregungszustand bei Patienten, die Stimmen hören und/oder paranoid sind, ist wahrscheinlich ebenfalls ein Faktor. Schlaflosigkeit wurde als Prädiktor für Halluzinationen bei Patienten in Betracht gezogen, und es scheint eine bidirektionale Beziehung zwischen Schlaflosigkeit und Paranoia zu geben, schreiben die Wissenschaftler.
Interventionen zur Verbesserung des Schlafs
Die neue Studie legt nahe, dass Schlaflosigkeit ein wichtiges Behandlungsziel bei Schizophrenie ist. Interventionen, die Miller anbietet, umfassen die Sicherstellung von Gewohnheiten wie das Vermeiden von Koffein sowie von blauem Licht aus alltäglichen Quellen wie Fernsehern und Smartphones, insbesondere in den Stunden vor dem Schlafengehen, sowie verschreibungspflichtige und rezeptfreie Schlafmittel.
Auch die antipsychotische Medikation, die zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt wird, kann angepasst werden, da einige, wie Clozapin, auch sedierende Effekte haben. Tatsächlich gibt es einige Hinweise darauf, dass Schlaflosigkeit und Selbstmordgedanken und -handlungen bei Patienten, die Antipsychotika einnehmen, von denen bekannt ist, dass sie auch eine sedierende Wirkung haben, weniger wahrscheinlich sind, schreiben die Wissenschaftler, aber wie genau, muss noch erforscht werden.
Während er noch keine formale Studie durchgeführt hat, hat Miller die Erfahrungen gemacht und Berichte gehört, dass oft eine Verbesserung des Schlafs seiner Patienten, dies im Allgemeinen auch die Schwere der Schizophrenie reduziert.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of Clinical Psychiatry
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