19.12.2013 Eine häufig angeführte Motivation von Jugendlichen ist, dass nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten eine Flucht – weg von unangenehmen Gedanken und Gefühlen – bietet. Ein anderes Motiv ist positiv-automatische Verstärkung.
Automatische positive Verstärkung
„Automatic Positive Reinforcement“ (APR – automatische positive Verstärkung) bei selbstschädigenden Verhalten wurde bisher selten untersucht; hierbei verstärken und fördern Empfindungen (hervorgerufen durch das selbstverletzende Verhalten) das Verhalten. Mit anderen Worden: die Selbstverletzungen rufen ein bestimmtes Gefühl bzw. Empfindung hervor, was wiederum ein automatischer ‚positiver‘ Verstärker dieses Verhaltens ist. Eine neue Studie aus den USA hat diesen Aspekt selbstschädigenden Verhaltens nun untersucht.
Wie fühlt es sich an?
Edward Selby und seine Kollegen stellten 30 Teenagern, die sich selbst verletzten (durchschnittliches Alter 17; 87% waren weiblich), für zwei Wochen einen tragbaren Computer zur Verfügung. Das Gerät piepste zweimal am Tag und die Jugendlichen sollten dann ihre Gedanken hinsichtlich Selbstverletzungen, jede Selbstschädigung, ihre Motive, ihre aktuellen Erfahrungen mit dem wie es sich anfühlt, und einige andere Fragen beantworten.
Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer berichteten über mindestens eine Selbstverletzung, die motiviert wurde durch den Wunsch eine besondere Empfindung zu erfahren (und 35 Prozent aller Selbstverletzungen hatte dieses Motiv).
Befriedigung, Stimulation und Schmerz
Die häufigste Empfindung, die die Teenager suchten, war „Befriedigung“ (45 Prozent), gefolgt von „Stimulation“ (31 Prozent) und „Schmerz“ (24 Prozent). Dies waren die erhofften Empfindungen.
- Tatsächlich wurde Schmerz häufiger erfahren als er gesucht wurde,
- Stimulation wurde etwa so oft erfahren wie sie gesucht wurde und
- Befriedigung wurde weniger oft erreicht als die Jugendlichen sich wünschten.
Es gab Unterschiede bei den Heranwachsenden zwischen denen, die sich selbst verletzten, um ein bestimmtes Gefühl zu erreichen und denen, die dieses Motiv nicht hatten. Teilnehmer aus der ersten Gruppe verletzten sich häufiger während der Studie (und in der Vergangenheit), und sie dachten über selbstschädigendes Verhalten öfter und länger nach.
Sie zeigten auch öfter andere riskante Verhaltensweisen, einschließlich Alkoholkonsum, Binge Eating und impulsive Ausgaben (impulsives Kaufverhalten).
Die Teilnehmer, die Schmerz und Stimulation durch das selbstverletzende Verhalten suchten, tendierten dazu, sich öfter zu verletzen als diejenigen, die Befriedigung suchten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Rutgers University, Dez. 2013
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