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Der Papageno-Effekt: Suizidgefährdete Menschen können von Erzählungen über die Überwindung von Selbstmordgedanken profitieren
01.03.2020 Die Rolle von Menschen mit eigenen Erfahrungen mit Suizidgedanken ist ein wichtiges Thema in der Suizidprävention.
In einer im British Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie konnten Thomas Niederkrotenthaler und Benedikt Till von der MedUni Wien zeigen, dass die präventive Wirkung besonders stark ist, wenn suizidgefährdete Personen – die im vergangenen Jahr Suizidgedanken oder sogar einen Suizidversuch unternommen hatten – einen persönlichen Bericht / die Erfahrung von jemandem lesen, der bereits eine ähnliche Krise überwunden hat (der sogenannte Papageno-Effekt).
Untersuchung des Papageno-Effekts
Bild: Gerd Altmann
An dieser Studie nahmen 266 Teilnehmer teil, 51 von ihnen hatten im vergangenen Jahr einen Selbstmordversuch unternommen. Nach der Lektüre eines Artikels, in dem eine Person, die eine ähnliche Krise erlebt hatte, über ihre Erfahrungen und deren Bewältigung berichtete, gingen die Suizidgedanken in dieser Gruppe um 20,3% zurück.
Die Teilnehmer einer anderen Interventionsgruppe lasen einen Artikel eines Experten, der Ratschläge für den Umgang mit Suizidgedanken anbietet – in diesem Fall gingen die Suizidgedanken um durchschnittlich 9,6% zurück, aber dieser Effekt war nicht signifikant. In der Kontrollgruppe, die einen Artikel über die Grippeimpfung las, gab es keinen Effekt auf die Suizidalität.
Veröffentlichung der Erfahrungen mit Suizidgedanken und deren Bewältigung
Die Forscher schließen: Personen mit einem kürzlichen Suizidversuch scheinen von einer publizierten Erzählung über den positiven Umgang mit Suizidgedanken zu profitieren. Die Interventionsmaterialien erhöhten das kurzfristige Suizidrisiko nicht.
Zusammengefasst bedeuteten die Befunde, dass die Medien Geschichten über persönliche Erfahrungen mit Suizidgedanken und deren Bewältigung aufgreifen sollten, um Suizid zu verhindern, sagen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The British Journal of Psychiatry (2019). DOI: 10.1192/bjp.2019.259
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