Papageno-Effekt (Suizid)

Papageno-Effekt

Psychische Erkrankung – Selbsttötung – Freitod

Definition / Erklärung

Der sogenannte Papageno-Effekt ist quasi das Gegenteil vom Werther-Effekt (Annahme: Zusammenhang zwischen Berichterstattung in den Medien und Nachahmung des Suizids) und nimmt an, dass die Berichterstattung über Selbstmorde zur Suizidprävention beitragen kann.

Papageno ist eine Figur aus der Oper Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, die ihre Suizidgedanken überwindet.

Papagenoeffekt: Können Menschen mit Erfahrungen zur eigenen Suizidalität die Suizidgedanken von Suizidgefährdeten verringern?

02.12.2018 Eine im Fachblatt Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte die Rolle des Papageno-Effekts: Können Menschen mit eigenen Suizidalitätserfahrungen (besonders) hilfreich bei der Suizidprävention anderer Menschen sein?

Benedikt Till von der MedUni Wien und Kollegen präsentierten 545 erwachsenen Teilnehmern (aufgeteilt in drei Gruppen) einen Zeitungsartikel.

  1. Die 1. Gruppe las einen Aufklärungsbericht einer Selbstmord- und Suizidpräventionsexpertin, die selbst keine persönlichen Erfahrungen mit suizidalen Gedanken hatte.
  2. Auch die zweite Gruppe las diesen Artikel, jedoch gab die Suizidexpertin vor, in ihrer Jugend eine suizidale Krisensituation überwunden zu haben.
  3. Die dritte Gruppe las ein Experteninterview zu einem nicht mit Selbstmord in Verbindung stehendem Gesundheitsthema.

Psychologische Untersuchungen wurden vor und nach dem Lesen der Artikel durchgeführt.

Werther-Effekt

In der Suizidforschung wird seit längerem angenommen, dass die Berichterstattung über Suizide Einfluss auf die Suizidgedanken nehmen kann. So soll sensationsheischende Suizidberichterstattung eher zu Nachahmern führen – in der Psychologie “Werther-Effekt” genannt.

In Mozarts Oper “Die Zauberflöte” wird die Figur Papageno von anderen abgebracht, Selbstmord zu begehen, weswegen die Fokussierung der Medien auf Suizidbewältigungsstrategien bei der Selbstmordberichterstattung in der Suizidprävention als positiv gesehen wird. Es wird auch ein positiver Effekt – der Papagenoeffekt – auf die Suizidgefährdete angenommen.

Resultate: Kleiner Papagenoeffekt

Die Teilnehmer der beiden Interventionsgruppen berichteten über einen Rückgang der Suizidgedanken (Gruppe 1 [Artikel ohne persönliche Erfahrung mit Suizidgedanken]: P <0,001, d = -0,16; Gruppe 2 [mit persönlicher Erfahrung]: P <0,001, d = -0,25) und eine Zunahme des suizidpräventiven Wissens, nachdem sie den Artikel gelesen hatten.

Die aktuelle Studie zeigt damit nur einen kleinen Effekt bei der Reduktion der Suizidgedanken und damit einen kleinen Papageno-Effekt. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Interventionsgruppen (mit und ohne suizidale Erfahrungen).

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Clinical Psychiatry – doi: 10.4088/JCP.17m11975

Weitere News aus der Forschung

  • Der Papageno-Effekt: Suizidgefährdete Menschen können von Erzählungen über die Überwindung von Selbstmordgedanken profitieren.
    zum Artikel
Ads Blocker Image Powered by Code Help Pro

Bitte deaktivieren Sie Ihren Werbeblocker!

Psylex.de ist angewiesen auf Werbeerlöse. Deaktivieren Sie bitte Ihren Werbeblocker für Psylex!
Für 1,67€ – 2,99 € im Monat (kein Abo) können Sie alle Artikel werbefrei und uneingeschränkt lesen.
>>> Zur Übersicht der werbefreien Zugänge <<<



Wenn Sie auf diese Seite zurückgeleitet werden:

Sie müssen Ihren Werbeblocker für Psylex deaktivieren, sonst werden Sie auf diese Seite zurückgeleitet.

Wenn Sie nicht wissen, wie Sie bei Ihrem Browser das Adblock-System ausschalten (je nach Browser ist das unterschiedlich, z.B. auf den Browser auf Standard zurücksetzen; nicht das “private” oder “anonyme” Fenster, oder die Opera- oder Ecosia-App benutzen), sollten Sie einen anderen Browser (Chrome oder Edge) verwenden.

Sobald Sie dann einen Zugang bzw. Mitgliedskonto erworben und sich eingeloggt haben, ist die Werbung für Sie auf Psylex deaktiviert.