Erlebte Gewalt als Faktor für Suizid

Zwischenmenschliche Gewalttätigkeiten vergrößern das Risiko für wiederholte Suizidversuche

18.11.2016 Eine in Scientific Reports veröffentlichte Studie von Forschern des Karolinska-Institutet zeigt, dass Menschen, die Gewalttätigkeiten (in Kindheit oder Erwachsenenleben) erlebten, ein erhöhtes Risiko für wiederholte Selbstmordversuche haben.

Ausgeübte und erlittene Gewalt

In einer Multicenter-Studie waren Patienten in den Notfall-Krankenhäusern in Stockholm, Gothenburg und Umeå interviewt worden, die einen Suizidversuch überlebten. Die Interviews beinhalteten auch deren Erfahrungen mit der Ausübung von Gewalt als auch dem Erleben von Gewalttätigkeiten.

Erfasst wurden die Gewalterfahrungen mit der Karolinska Interpersonal Violence Scale (KIVS), die ein kurzes und nützliches Instrument ist, um Informationen über die Erfahrungen eines Patienten mit zwischenmenschlicher Gewalt als Kind und als Erwachsener, sowie über die Exposition und Ausübung von Gewalt zu sammeln.

Erhöhtes Risiko für Wiederholungen

Von den 355 Patienten der Studie wiederholten 78 ihren Versuch sich umzubringen während der folgenden sechs Monate (22%), und 21 (6%) davon benutzten eine gewaltsame Methode (also z.B. Feuerwaffen, Erhängen und Springen aus großer Höhe).

Das Risiko für einen erneuten Versuch der Selbsttötung war mit den berichteten Gewalt-Erfahrungen verknüpft. Frauen, die als Erwachsene Gewalttätigkeiten (z.B. häusliche Gewalt) erlebten, zeigten ein höheres Risiko für wiederholte Suizidversuche.

Wurde bei einem wiederholten Suizidversuch eine gewaltsame Medthode benutzt, erhöhte sich das Risiko für einen erneuten Versuch um mehr als das Dreifache (OR = 3,40, CI 1,22-9,49).

Forscher Axel Haglund vom Fachbereich für Psychiatrie sagte, die Befunde stützen die Annahme, dass interpersonelle Gewalterfahrungen bzw. Ausüben von Gewalt mit der Entwicklung suizidalen Verhaltens verbunden werden kann. Die bessere Erfassung dieser Erfahrungen von Gewalt bei den Patienten kann die Einschätzung der Suizidgefahr verbessern sagten die Forscher. Die KIVS kann dabei von Nutzen sein.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Karolinska-Institutet, Scientific Reports – DOI: 10.1038/srep36892; Nov. 2016

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