Erhöhtes Suizidrisiko bei Krankenpflegern und Krankenschwestern
06.02.2020 Krankenschwestern und -pfleger haben ein erhöhtes Suizidrisiko und haben mit größerer Wahrscheinlichkeit Arbeitsplatz- und vorherige psychische Gesundheitsprobleme; sie hinterlassen auch eher einen Abschiedsbrief, wenn sie sich umbringen wollen laut einer in Worldviews on Evidence-Based Nursing veröffentlichten Studie.
Judy E. Davidson von der University of California San Diego Health in La Jolla, und ihre Kollegen untersuchten im Längsschnitt Vorfälle, Methoden und die Risiken von Suizid bei Krankenpflegern und Krankenschwestern in den Vereinigten Staaten anhand von Daten aus dem nationalen Meldesystem für gewaltsame Todesfälle der US-Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (Centers for Disease Control and Prevention National Violent Death Reporting System) von 2005 bis 2016.
Insgesamt wurden 1.824 Suizide von Krankenschwestern / -pflegern und 152.495 Selbstmorde von Nicht-Krankenpflegern / -schwestern untersucht.
Methoden
Die Forscher fanden heraus, dass krankenpflegendes Personal im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Suizidrisiko hatten (weibliche Inzidenzrate [IRR] 1,395 (also fast 40 % mehr); männliche IRR 1,205 (mehr als 20 % erhöht)).
Pharmakologische Intoxikation (Suizid mit HIlfe von Tabletten) wurde von Krankenschwestern am häufigsten eingesetzt, um den Suizid zu vollenden (27,2 gegenüber 26,9 Prozent bei anderen), während die Krankenpfleger und die allgemeine Bevölkerung am häufigsten Schusswaffen benutzten (41,7 gegenüber 48,4 Prozent bei anderen).
Arbeitsplatz- und psychische Probleme
Krankenschwestern und -pfleger hatten häufiger Probleme am Arbeitsplatz (weibliches Odds-Ratio-Verhältnis [OR] 1,989; männliches OR 1,814) und frühere psychische Gesundheitsprobleme (weibliches OR 1,126; männliches OR 1,302), und sie hinterließen häufiger einen Abschiedsbrief, wenn sie sich umbrachten (weibliches OR 1,221; männliches OR 1,756).
Eines der stärksten Merkmale im Zusammenhang mit dem Suizid von Krankenschwestern und -pflegern war das Vorhandensein bekannter beruflicher Probleme, was zeigt, dass Programme zur Verbesserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz, die auf die Verringerung von Stress in der Arbeitsumgebung ausgerichtet sind, Leben retten können, schreiben die Studienautoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Worldviews on Evidence-Based Nursing – https://doi.org/10.1111/wvn.12419
Die Suizidrate unter Krankenschwestern ist doppelt so hoch wie in der allgemeinen weiblichen Bevölkerung
16.04.2021 Laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie der University of Michigan ist die Suizidrate unter Krankenschwestern etwa doppelt so hoch wie in der allgemeinen weiblichen Bevölkerung und 70 % höher als bei Ärztinnen.
Matthew A. Davis und Kollegen analysierten die Mortalitätsdaten der Centers for Disease Control von 2007 bis 2018 und identifizierten 2.374 Suizide unter Krankenschwestern, 857 unter Ärzten und 156.141 in der Allgemeinbevölkerung.
Zu den Einschränkungen der Studie gehört, dass sie auf vorerfasste Daten zurückgreift und viele ihrer Messdaten auf der Interpretation von Berichten der Gerichtsmediziner beruhen.
Frauen
Die Suizid-Inzidenzraten pro 100 000 in den Jahren 2017-2018 lagen für Frauen bei
- 17,1 für Krankenschwestern,
- 10,1 für Ärztinnen und
- 8,6 für die Allgemeinbevölkerung.
Männer
Die Suizid-Inzidenzraten pro 100 000 in den Jahren 2017-2018 für Männer lagen bei
- 31,1 für Krankenpfleger,
- 31,5 für Ärzte und
- 32,6 für die Allgemeinbevölkerung.
Unter männlichen Krankenpflegern ist das Suizidrisiko nicht höher als in der allgemeinen männlichen Bevölkerung, fand die Studie. Aber die Forscher waren überrascht von der hohen Zahl der Suizide unter Krankenschwestern im Vergleich zu Ärztinnen, und sie fanden keinen Unterschied in den Selbstmordraten von Ärzten und der allgemeinen Bevölkerung, was sich von früheren Studien unterscheidet.
Suizidarten
Mehr als die Hälfte aller Suizide in der Allgemeinbevölkerung der USA sind das Ergebnis von Schussverletzungen. Unter Krankenschwestern und -pflegern ist jedoch eine Überdosierung häufiger.
Und sowohl Krankenschwestern als auch Ärzte nehmen häufiger Antidepressiva, Benzodiazepine, Barbiturate und Opiate, was auf die Notwendigkeit eines stärkeren Wissens über Verhaltensstörungen bei Angehörigen der Gesundheitsberufe hindeutet, sagen die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online April 14, 2021. doi:10.1001/jamapsychiatry.2021.0154
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