Medienberichte über Suizid von Prominenten verknüpft mit erhöhter Suizidrate
19.03.2020 Die Berichterstattung in den Medien über Suizid – insbesondere über Selbstmorde von Prominenten – wird mit einer Zunahme der Suizidrate in der allgemeinen Bevölkerung in Verbindung gebracht; dabei wenden die Nachahmer besonders häufig die Suizidmethoden der Prominenten an, hat eine BMJ veröffentlichte Forschungsarbeit herausgefunden.
Richtlinien für eine verantwortungsvolle Medienberichterstattung zum Suizid
Die Wissenschaftler sagen, dass ihre Ergebnisse die weitere Anwendung und Förderung von Richtlinien für eine verantwortungsvolle Medienberichterstattung zu Suiziden unterstützen, insbesondere bei der Berichterstattung über den Tod von Prominenten durch Selbstmord.
Die Berichterstattung über den Selbstmord vor allem von Prominenten hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen, und eine Reihe von Studien haben Fälle aufgezeigt, in denen Medienberichte über Suizid mit einer erhöhten Selbstmordrate in Verbindung gebracht werden konnten.
Folglich sind Richtlinien für eine verantwortungsvolle Berichterstattung über Suizid durch die Medien heute ein Standardbestandteil vieler Suizidpräventionsstrategien, schreiben die Studienautoren.
Die aktuelle Forschungsarbeit basiert auf den Ergebnissen von 20 Studien, die mindestens einen Zeitpunkt vor und bis zu zwei Monate nach Berichten über Suizid im Fernsehen, in Print- oder Online-Nachrichten oder in Sachbüchern oder Filmen verglichen.
Anstieg des Suizidrisikos
Berichte über Suizide von Prominenten (Celebrities) schienen die Zahl der Selbstmorde in den nächsten 1-2 Monaten um 8-18% zu erhöhen, und Informationen über die Methode der Selbsttötung wurden mit einem Anstieg des Suizidrisikos um 18-44% durch die gleiche Methode in Verbindung gebracht.
Um dies in den Kontext zu stellen: Im Vereinigten Königreich, wo im Jahr 2018 6.507 Menschen durch Suizid starben (542 pro Monat), würde ein Anstieg um 13% auf etwa 70 zusätzliche Todesfälle hinauslaufen. In den fünf Monaten nach dem Tod der internationalen Berühmtheit Robin Williams durch Freitod sind die Todesfälle durch Suizid in den Vereinigten Staaten um fast 10% (1.841) gestiegen.
Die allgemeine Berichterstattung über Suizid schien nicht mit Selbstmord in Verbindung zu stehen, obwohl die Forscher bei bestimmten Arten der Berichterstattung Zusammenhänge nicht ausschließen können.
Identifikation mit Prominenten und Verstärkung der Suizidgedanken
Mehrere Mechanismen könnten diese Ergebnisse erklären, darunter die Identifikation mit der verstorbenen Person und die verstärkte Berichterstattung, die zu einer Normalisierung von Suizid als akzeptablen Weg zur Bewältigung von Problemen führen könnte, vermuten die Forscher um Thomas Niederkrotenthaler von der MedUni Wien.
Die in dieser Analyse identifizierten Muster legen nahe, dass Medienberichte über Suizide von Prominenten die Suizidgedanken verstärken und auch zur Planung von Selbstmord mit einer bestimmten Methode beitragen könnten, schließen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: BMJ (2020). DOI: 10.1136/bmj.m575 , https://www.bmj.com/content/368/bmj.m575
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