Videospiele als Therapie
14.11.2013 Das Spielen von Videospielen verbessert Feinmotorik, räumliche Orientierung, Gedächtnis und strategisches Denken; es vergrößert die entsprechenden Gehirnregionen und könnte gezielt bei einigen psychischen Störungen eingesetzt werden, laut einer in Nature (Molecular Psychiatry) veröffentlichten Studie.
Videospieler vs. Nichtspieler
Sich mit bestimmten Video-, Computerspielen zu beschäftigen ist eine anspruchsvolle Aktivität und bietet komplexe Herausforderungen kognitiver und motorischer Art. Dieses Spielen kann als intensives Training mehrerer Fähigkeiten betrachtet werden.
Jump ’n Run Spiel (Symbolbild):
‚You Have to Win the Game‘ ist ein Exploration-Platformer
mit einem 1980er PC-Retro Design (Free-Indiegame).
In einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus wurde eine Gruppe Videospieler, die zwei Monate für mindestens 30 min pro Tag mit einem Jump ’n Run Spiel (das Plattformspiel Super Mario 64 wurde eingesetzt) ‚trainierten‘ mit einer Kontrollgruppe verglichen, die nicht spielte.
Nach den zwei Monaten zeigte sich bei MRT-Scans, dass die graue Substanz im rechten Hippokampus, dem präfrontalen Kortex und Teilen des Kleinhirns bei den Videospielern deutlich vergrößert war. Diese Teile des Gehirns stehen in Verbindung mit Feinmotorik, räumlicher Orientierung, Gedächtnis und strategisches Denken. Und je mehr Spaß die Teilnehmer an den Videospielen hatten, desto ausgeprägter war der Zuwachs der grauen Substanz.
Gezielter Einsatz zur Behandlung von psychischen Störungen
Studienleiterin Simone Kühn vom Forschungsbereich Entwicklungspsychologie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung sagte, dass mit dieser Studie ein direkter Zusammenhang zwischen dem Spielen von Videospielen und einer Vergrößerung des Volumens des Gehirns nachgewiesen werden konnte. Es lassen sich so bestimmte Regionen des Gehirns durch das Spielen von Video-, Computerspielen trainieren und verbessern.
Die Forscher vermuten, dass sich deshalb Videospiele auch für die Behandlung von bestimmten psychischen Erkrankungen, wie z.B. Schizophrenie, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), oder Demenzerkrankungen eignen, da die verantwortlichen Gehirnbereiche gezielt angesprochen werden könnten.
Co-Autor Jürgen Gallinat, Psychiater der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus fügt hinzu: „Viele Patienten werden Videospiele eher akzeptieren als andere medizinische Interventionen“.
Die Forscher sind derzeit dabei, ihre These in einer Studie mit PTBS-Erkrankten zu überprüfen.
Quelle: Nature; Max-Planck-Gesellschaft, 30.Okt.2013
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