Definition
Zwangshandlungen sind ein Verhalten, das sich im Rahmen einer Zwangserkrankung zeigt. Diesem zwanghaftem Verhalten liegen Zwangsgedanken zugrunde. Der Betroffene hat zwar eine Krankheitseinsicht, kann von seinem Verhalten im Regelfall aber nicht ablassen.
Im ICD 10 wird diese psychische Störung unter F42.1 klassifiziert.
Bei Menschen mit Zwangsstörung stehen deren Handlungen im Widerspruch zu den Annahmen
28.10.2017 Sich wiederholende Zwangshandlungen charakterisieren die Zwangsstörung und sind eine Manifestation einer zugrundeliegenden Gehirnfunktionsstörung, die noch nicht gut erforscht ist.
Nun konnten Wissenschaftler vom University College London in einer neuen in der Zeitschrift Neuron veröffentlichten Studie zeigen, dass Menschen mit Zwangserkrankungen ein internes, genaues Gespür dafür entwickeln, wie die Dinge funktionieren, aber sie setzen es nicht ein, um ihr Verhalten zu lenken.
Dissoziation und Schwere der Erkrankung
Bild: Peggy Marco Lachmann-Anke
Diese Studie zeigt, dass die Handlungen von zwangsgestörten Menschen oft nicht das berücksichtigen, was sie bereits gelernt haben, schreibt Studienautor Benedetto De Martino.
Die Forscher konnten messen, inwieweit Annahmen bzw. Überzeugungen und Handeln voneinander getrennt sind, und sie fanden heraus, dass der Grad der Abkopplung die Schwere der Symptome von Zwangserkrankungen vorhersagen konnte. Mit Hilfe eines mathematischen Modells konnte so zum ersten Mal der Grad der Dissoziation berechnet, und gezeigt werden, dass er mit dem Schweregrad der Krankheit im Zusammenhang steht.
De Martinos Labor konzentrierte sich auf die Entwicklung eines mechanistischen Verständnisses der Verbindung zwischen Zuversicht und Verhalten. Konkret betrachtete seine Gruppe, wie die Gewissheit die Entscheidungen, die wir treffen, steuert.
Gewissheit und Handeln entkoppelt
Wenn man zum Beispiel sicher ist, dass es regnen wird, nimmt man einen Regenschirm mit. Aber die Forscher vermuten, dass diese Verbindung bei Menschen mit Zwangsstörung gestört ist, erklärt er. Personen mit einer Zwangsstörung werden sagen, dass sie wissen, dass ihre Hände sauber sind, aber trotzdem können sie nicht aufhören, sie zu waschen.
Zwei Dinge, die normalerweise miteinander verbunden sind – Gewissheit und Handlung – haben sich voneinander entkoppelt.
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Um den Zusammenhang zu untersuchen, entwickelten die Forscher einen Test zur Messung dieses Phänomens. 49 Teilnehmer (24 mit Zwangserkrankungen und 25 angepasste Kontrollteilnehmer) sollten ein Videospiel spielen, in dem sie münzähnliche Objekte mit einem Eimer fangen mussten. Nach mehreren Versuchen konnten die Teilnehmer aus beiden Gruppen mit Gewissheit feststellen, woher die Münzen kamen.
Doch während die gesunden Teilnehmer in der Lage waren, ihre Eimer auf der Grundlage dieser Annahmen einzusetzen, nahmen die mit Zwangsstörung weiter erneute Einschätzungen vor, ungeachtet der empfundenen Sicherheit, und fuhren fort, jede Münze zu jagen, indem sie ständig ihre Eimer herum bewegten.
Zwangserkrankte Patienten entwickeln also ein genaues, internes Modell der Umwelt, setzen es aber nicht zur Steuerung des Verhaltens, der Handlungen ein.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London; Neuron – DOI: 10.1016/j.neuron.2017.09.006; Okt. 2017
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