Messie-Syndrom – die emotionale Bindung

Die emotionale Bindung an die Besitztümer: Wenn Wärme in der Familie fehlt

19.05.2018 Die Standardtherapie für das zwanghafte Horten (das sogenannte Messie-Syndrom) muss viele Faktoren berücksichtigen, die zu dieser psychischen Störung beitragen bzw. sie verursachen können laut einer im Fachblatt Clinical Psychology & Psychotherapy veröffentlichten Studie.

Dazu gehört die Untersuchung der Erziehung, der frühen Familiengeschichte und des Denkens, schreiben Prof. Michael Kyrios vom psychologischen Fachbereich der Australian National University, Canberra und Kollegen.

Mangel an emotionaler Wärme

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Bild: Alexas_Fotos (pixabay)

Die Studie maß der emotionalen Bindung große Bedeutung bei, die Menschen mit Messie-Syndrom ihren Besitztümern beimessen, um einen Mangel an emotionaler Wärme auszugleichen, den sie in frühen Jahren erfahren haben.

Während in jedem einzelnen Fall unterschiedliche Kräfte im Spiel sind, unterscheiden sich die Erinnerungen an den Mangel an emotionaler Wärme, den die Messies erlebten, von Menschen mit Angststörungen, (anderen) Zwangsstörungen und gesunden Teilnehmern, sagte Kyrios.

Starke Bindung an Besitztümer

Die Folge ist, dass diese Menschen – ohne starkes Gefühl von emotionaler Zugehörigkeit – sich an persönliche Gegenstände klammern, und so ein verstärktes Gefühl von Sicherheit und Kontrolle imitieren.

Die starke Bindung an Besitztümer kompensiert ihre Gefühle der Unsicherheit oder Bedrohung, schreibt er.

Erinnerungsprobleme; kein Vertrauen in eigenes Gedächtnis

Darüber hinaus kompensiert die Notwendigkeit, den Besitz im Auge zu behalten, das mangelnde Vertrauen in ihr Gedächtnis.

Indem sie an ihren Besitztümern festhalten, kontrollieren sie ihre Angst vor Entscheidungen, auch wenn die daraus resultierende Unordnung ihrer Lebensqualität abträglich ist.

Der stärkste Faktor für die Symptomschwere

Daher war die Einstellung zu ihren Habseligkeiten bzw. die Bindung an ihre Besitztümer der stärkste Prädiktor (Vorhersagevariable) für den Schweregrad des zwanghaften Hortens und muss bei psychologischen Behandlungen ins Visier genommen werden, schließt Kyrios.

Kernaussagen

Die Kernaussagen für Praktiker aus der Studie sind:

  • Das kognitive Verhaltensmodell der Hortungsstörung wurde untersucht.
  • Die Messies vertrauten ihrem Gedächtnis wenig.
  • Die zwanghaften Horter zeigten sich sehr besorgt über die Folgen des Vergessens.
  • Sie beklagten sich sehr über fehlende emotionale Wärme in ihrer Familie.
  • Der Mangel an emotionaler Wärme in der Familie war ein signifikanter Prädiktor für den Schweregrad des Hortens, mit Hortungs-verknüpften Überlegungen und Ängsten bei der Entscheidungsfindung als zusätzliche, unabhängige Faktoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Australian National University; Clinical Psychology & Psychotherapy (2017). DOI: 10.1002/cpp.2164

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