Mentale Kontamination und Waschzwang

08.11.2013 Psychologie-Professor entwickelt neue Strategie, um Menschen mit einer besonderen Form des Waschzwanges zu helfen.

Mentale Kontamination und Waschzwang: neuer Therapieansatz

Zwanghaftes Waschen, ob nun nur die Hände oder der gesamte Körper gewaschen wird, kann eine sehr beeinträchtigende psychische Störung sein. Menschen, die unter ihr leiden, fühlen sich, ganz gleich wie oft und wie gründlich sie sich waschen, immer (noch) schmutzig.

Mentale Verunreinigung

Neuere Forschungsstudien haben herausgefunden, dass es eine andere Form zwanghaften Waschens gibt, eine, die eher basiert auf psychische bzw. mentale Unreinheit / Verschmutzung als auf etwas realem/körperlichem. Sie wird mentale Kontamination genannt und entsteht normalerweise als Resultat eines traumatischen Erlebnisses (oft durch Vergewaltigung).

Frauen können sich so gründlich und oft waschen, sie schaffen es nicht, diesen ‚Schmutz‘ wegzuwaschen. Und anders als z.B. das zwanghafte Waschen von Bazillenphobikern, basiert es nicht auf etwas physischem, realen, das weggewaschen werden kann. Diese Betroffenen kann man natürlich nicht in einer Konfrontationstherapie (wie man es bei ‚realen‘ Waschzwängen tut) in der realen Welt an die Verkörperung ihrer Angst heranführen; es ist ein anderer Ansatz nötig.

Mentale Kontamination und Waschzwang

Dieser neue Ansatz ist von Rachman (ein ehemaliger Professor am Institut für Psychiatrie in London) und seinen Kollegen entwickelt worden, und beinhaltet eine ‚Umprogrammierung‘ der neuronalen Schaltungen im Gehirn, ähnlich in vieler Hinsicht wie Forscher in Zukunft hoffen, künstliche Schaltkreise umprogrammieren zu können.

Sie benutzen einen kognitiven Ansatz, der sich in die Umstände des Traumas ‚eingräbt‘, versucht die Ursache für das Gefühl der Unreinheit auszugraben und dann versucht einen anderen Weg herauszufinden, um mit der mentalen Kontamination umzugehen. Rachman und sein Team haben ihren Ansatz bereits mit freiwilligen weiblichen Vergewaltigungsopfer getestet. Er berichtet, dass es bei vielen zu deutlichen Verbesserungen bei den Symptomen kam.

Kognitive Therapie: der Ansatz bei mentaler Kontamination

Stanley Rachman: „Mentale Kontamination ist im Grunde genommen eine kognitive Störung. Die Erinnerungen, Gedanken und Bilder des Patienten sind die Wurzeln des Problems. Sie brauchen einen kognitiven Ansatz, und meine Kollegen und ich haben eine wirkungsvolle kognitive Therapie für diese psychische Kontamination entwickelt.

Wir entwirren die Umstände des Traumas, und warum die Patienten glauben, dass sie weiterhin bedroht werden. Nach der Arbeit mit vielen Patienten haben wir jüngst eine (nicht-blinde) Studie mit 12 Menschen mit schwerwiegenden Zwangsstörungen durchgeführt; den meisten von ihnen konnte traditionelle kognitive Verhaltenstherapie nicht helfen. Die Vorstellung der mentalen Kontamination verwendend und sie dementsprechend behandelnd, schafften wir es, die Symptome bei neun von ihnen deutlich zu reduzieren.“
Quelle: Nature, Nov. 2013

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