Zwangsstörung und Suizid, Selbstmord

Bis zu 10 mal höheres Suizidrisiko

21.07.2016 Patienten mit Zwangserkrankungen haben ein bis zu 10-fach erhöhtes Risiko für Suizid laut einer neuen in der Zeitschrift Molecular Psychiatry publizierten Studie des Karolinska Institutet.

Größeres Risiko als bisher angenommen

Selbstmord führt zu ungefähr 800.000 Todesfällen weltweit jedes Jahr. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben generell ein höheres Risiko, und etwa 90% derjenigen, die bei einem Suizid sterben, litten unter einer psychischen Störung.


Bild: Unsplash

Jedoch widmete man bislang dem Suizidrisiko von Menschen mit Zwangserkrankungen – einer der häufigsten psychiatrischen Störungen – wenig Aufmerksamkeit. Bislang wurde das Selbstmordrisiko bei Zwangsstörungen eher als gering eingeschätzt.

Um diese Gefahr und die protektiven Faktoren bei diesen Menschen einzuschätzen und zu identifizieren, analysierten die Forscher Daten aus schwedischen nationalen Registern aus über 40 Jahren.

Sie identifizierten 36.788 Patienten mit Zwangsstörungen aus den Jahren zwischen 1969 und 2013, von denen 545 durch Selbsttötung gestorben waren und 4.297 einen Suizid versuchten.

Risiko

Die Gefahr für einen Tod durch Suizid lag um den Faktor 10 höher und die Gefahr für einen Selbstmordversuch lag fünfmal höher als bei der allgemeinen Bevölkerung. Nach Anpassung auf andere psychiatrische Störungen war die Gefahr verringert, blieb aber substantiell.

Innerhalb die Patientengruppe mit Zwangserkrankungen war ein vorheriger Selbstmordversuch die stärkste Vorhersagevariable für einen Tod durch Freitod.

Eine Persönlichkeitsstörung oder eine Substanz-Missbrauchsstörung vergrößerte ebenfalls die Gefahr.

Schutzfaktoren

Frauen hatten ein geringeres Risiko, ebenso Menschen mit einem höheren sozioökonomischen Status. Auch andere Angststörungen waren Schutzfaktoren, sagte Studienautorin Prof. Lorena Fernández de la Cruz.

Die Forscher schließen deswegen, dass Patienten mit Zwangsneurosen ein erhebliches Selbsttötungsrisiko haben – auch bei Abwesenheit anderer psychischer Erkrankungen, weshalb sie eng auf dieses Risiko überwacht werden sollten, insbesondere diejenigen, die es bereits versuchten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Karolinska Institutet, Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/mp.2016.115; Juli 2016

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