Stresshormon reduziert altruistisches Verhalten bei einfühlsamen Menschen

Altruismus unter Stress: Cortisol beeinflusst wohltätige Spenden und neuronale Wertvorstellungen in Abhängigkeit von der Mentalisierungsfähigkeit negativ

Stresshormon reduziert altruistisches Verhalten bei einfühlsamen Menschen

23.03.2022 Das Stresshormon Cortisol reduziert altruistisches Verhalten und verändert die Aktivität in Gehirnregionen, die mit sozialer Entscheidungsfindung verbunden sind – aber nur bei Menschen, die sich die mentalen Zustände anderer besser vorstellen können, so eine im Journal of Neuroscience veröffentlichte Studie.

Die Studie

In einer Studie der Universität Hamburg sollten sich die Teilnehmer entscheiden, wie viel Geld sie an eine Auswahl von Wohltätigkeitsorganisationen spenden wollten, bevor und nachdem sie eine stressige Aufgabe in der Öffentlichkeit gelöst hatten, während die Forscher ihre Gehirnaktivität mit fMRT beobachteten.

Um die persönlichen Kosten einer altruistischen Entscheidung zu simulieren, erhielten die Teilnehmer einen Teil des Geldes, das sie nicht gespendet hatten. Vor der stressigen Aufgabe spendeten Personen mit höherer Mentalisierungsfähigkeit, d. h. der Fähigkeit, sich den mentalen Zustand anderer vorzustellen, mehr Geld als Personen mit geringer Mentalisierungsfähigkeit.

Auswirkungen des Stresshormons

Bei Personen mit hohen Mentalisierungsfähigkeiten verringerte ein erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol die Spendenbereitschaft; bei Personen mit geringen Mentalisierungsfähigkeiten hatte Cortisol keine Auswirkungen.

Die Forscher konnten anhand der Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), einer Hirnregion, die an der sozialen Entscheidungsfindung beteiligt ist, vorhersagen, wie sich Menschen mit hohem Mentalisierungsvermögen für eine Spende entscheiden würden.

Höhere Cortisolwerte beeinträchtigten jedoch dieses Muster, was darauf hindeutet, dass Stress die neuronale Repräsentation von Spenden im DLPFC reduziert. Diese Ergebnisse zeigen, dass Cortisol die Aktivität des DLPFC verändern könnte, was sich bei Menschen, die sich bei sozialen Entscheidungen auf das Mentalisieren verlassen, stärker auswirkt.

© Psylex.de – Quellenangabe: The Journal of Neuroscience (2022). DOI: 10.1523/JNEUROSCI.1870-21.2022

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