Erst der Glaube an das Nikotin führt zu Veränderungen bei Craving und Gehirnaktivität
27.09.2016 Die Annahme (der Glaube) eines Rauchers über den Nikotingehalt in seiner Zigarette beeinflusst wie sein Gehirn auf das Nikotin reagiert laut einer in Frontiers in Psychiatry veröffentlichten Studie der Universität Texas, Dallas.
Der Glaube an die Droge
Die Studie zeigt, dass das Rauchen einer Zigarette mit Nikotin nicht das bei einer Nikotinsucht vorhandene Craving befriedigt, wenn der Raucher nicht annimmt, es wäre auch Nikotin in der Zigarette.
Unerwarteterweise fanden die Forscher, dass der Raucher an das Nikotin in seinem Rauch glauben muss, damit sein Verlangen nach Nikotin befriedigt wird, wenn er den Rauch inhaliert.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Drogen nur einen Effekt auf jemanden haben, der auch daran glaubt, dass die Droge präsent ist, sagte Studienautor Dr. Xiaosi Gu.
Nervenaktivität im Insula-Kortex
Bild: Hans-Joachim Müller-le Plat
Die Wissenschaftler benutzten funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) zur Darstellung der Nervenaktivität im Insula-Kortex – eine Region des Gehirns, die eine Rolle bei verschiedenen Funktionen wie körperliche Wahrnehmung und Ich-Bewusstheit spielt. Der Insula-Kortex ist auch mit Drogen-Craving und Sucht verbunden, sagte Gu.
24 chronische, nikotinabhängige Raucher nahmen an der Doppelblindstudie teil. In vier Sitzungen wurde den Teilnehmern zweimal eine nikotinenthaltende Zigarette und zweimal eine Placebo-Zigarette gegeben. Bei jedem Zigaretten-Typ wurde ihnen einmal wahrheitsgemäß erzählt, welchen Typ sie bekamen, und einmal das Gegenteil behauptet.
Einfluss des Glaubens auf das Craving
Die Forscher untersuchten den Einfluss des Glaubens auf das Craving vor und nach dem Rauchen, indem sie auch die Gehirnaktivität maßen, sagte Gu.
Bei jeder Sitzung wurde bei allen Teilnehmern ein fMRT-Scan durchgeführt; dann erhielten sie eine Zigarette, doch bei jeder Sitzung unter einer unterschiedlichen Bedingung:
- im Glauben, dass die Zigarette Nikotin enthält, aber sie erhielten ein Placebo;
- im Glauben, dass die Zigarette nicht Nikotin enthält, und sie erhielten eine Nikotinzigarette;
- im Glauben, dass die Zigarette Nikotin enthält, und sie erhielten Nikotin;
- im Glauben, dass die Zigarette nicht Nikotin enthält, und sie erhielten ein Placebo.
Nach dem Rauchen der zur Verfügung gestellten Zigarette führten die Teilnehmer eine Belohnungslernaufgabe durch, während sie sich im fMRT befanden. Sie schätzten das Ausmaß ihres Cravings vor dem Rauchen der Zigarette und nach der Aufgabe ab.
Kein Stillen des Verlangens ohne Glaube an Nikotin-Präsenz
Die fMRT-Scans zeigten deutliche neuronale Aktivitäten, die sowohl mit dem Verlangen als auch den Lern-Signalen zusammenhingen, als die Teilnehmer eine Nikotinzigarette rauchten und glaubten, dass sie Nikotin enthalte.
Rauchten die Probanden jedoch Nikotin, glaubten aber, es enthalte kein Nikotin, wurden nicht die gleichen Gehirnsignale beobachtet.
Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen frühere Befunde: dass der Glaube die Auswirkungen einer Droge auf das Craving verändern kann, was neue Wege zur Suchtbehandlung eröffnet.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Texas, Dallas, Frontiers in Psychiatry – DOI: 10.3389/fpsyt.2016.00126; Sept. 2016
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