Traurigkeit – wohl aber nicht andere negative Emotionen – verstärken das Craving des Rauchers
10.01.2020 Was bringt einen Menschen dazu, Zigaretten zu rauchen – und hält Raucher davon ab mit dem Rauchen aufzuhören – trotz jahrzehntelanger Anti-Raucherkampagnen Millionen vorzeitiger Todesfälle im Jahr?
Welche Rolle spielen Emotionen bei diesem Suchtverhalten? Warum rauchen manche der Nikotinsüchtigen mehr und tiefer oder erleiden eher einen Rückfall viele Jahre nach dem Aufhören?
Bild: Ralf Kunze (pixabay)
Ein Psychologenteam um Charles A. Dorison von der Harvard University hat nun mit Hilfe von vier miteinander verwobenen Studien neue Erkenntnisse zu diesen Fragen: Die in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Forschungsarbeit zeigt, dass Traurigkeit eine besonders starke Rolle beim Triggern (Auslösen) von Suchtverhalten spielt, im Vergleich zu anderen negativen Emotionen wie z.B. Ekel.
Die Studien reichen von der Analyse von Daten aus einer US-Befragung von mehr als 10.000 Menschen über 20 Jahre bis hin zu Labortests, die die Reaktionen der Raucher auf negative Emotionen untersuchten.
Je trauriger die Befragten waren, desto wahrscheinlicher war es, dass sie Raucher blieben. Andere Emotionen zeigten keine Zusammenhänge.
In einer Studie wurden Menge und Häufigkeit der tatsächlichen Züge bei Zigaretten von Rauchern getestet, die sich freiwillig während des Rauchens überwachen ließen. Traurige Raucher trafen ungeduldigere Entscheidungen, hatten ein stärkeres Verlangen nach Zigaretten und rauchten ein größeres Volumen pro Zug.
Die vier Studien stützen sich zwar auf Methoden aus verschiedenen Bereichen, aber alle bestätigen die zentrale Erkenntnis, dass Traurigkeit, mehr als andere negative Emotionen, das Verlangen der Menschen nach dem Rauchen verstärkt, schließen die Studienautoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences – https://doi.org/10.1073/pnas.1909888116
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