Wie Nebenwirkungen die Wirksamkeit der Behandlung verbessern können

Der Einfluss von Nebenwirkungen auf den Schmerz hing in einer neuen Studie von persönlichen Überzeugungen und Erwartungen an die Behandlung ab

Wie Nebenwirkungen die Wirksamkeit der Behandlung verbessern können

21.08.2024 In einer neuen Studie haben Forscher untersucht, ob und wie Nebenwirkungen positive Behandlungserwartungen auslösen und die Behandlungsergebnisse verbessern können.

Dr. Lieven A Schenk vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Kollegen suggerierten 77 gesunden Teilnehmern, dass sie Fentanyl-Nasensprays erhalten würden, bevor sie in einer kontrollierten Versuchsanordnung thermischen Schmerzen ausgesetzt wurden. Die Nasensprays enthielten jedoch kein Fentanyl, sondern entweder Capsaicin, um eine Nebenwirkung (leichtes Brennen) auszulösen, oder Kochsalzlösung (inert, also ohne Wirkung). Nach der ersten Sitzung wurden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und einer funktionellen MRT-Untersuchung unterzogen. Eine Gruppe glaubte weiterhin, dass die Nasensprays Fentanyl enthalten könnten, während die andere Gruppe ausdrücklich darüber informiert wurde, dass kein Fentanyl enthalten war. So konnten die Nebenwirkungen und die Erwartung der Schmerzlinderung unabhängig voneinander beeinflusst werden.

Die in Brain veröffentlichten Ergebnisse zeigten, dass Nasensprays mit einer Nebenwirkung zu geringeren Schmerzen führen als inerte Nasensprays ohne Nebenwirkung. Wie stark Nebenwirkungen den Schmerz beeinflussten, hing von den persönlichen Überzeugungen darüber ab, wie diese Nebenwirkungen das Behandlungsergebnis beeinflussen, sowie von den Erwartungen an die erhaltene Behandlung.

Funktionelle MRT-Daten wiesen auf eine Beteiligung des absteigenden schmerzmodulierenden Systems einschließlich des anterioren cingulären Cortex und des periaqueduktalen Graus (Ansammlung von Nervenzellkörpern, der im Tegmentum liegt und die „Liquorleitung“ des Mittelhirns umgibt) bei Schmerzen nach der Anwendung eines Nasensprays mit Nebenwirkungen hin.

Laut den Studienautoren zeigen die Daten, dass leichte Nebenwirkungen als Signal für eine wirksame Behandlung dienen können und so die Behandlungserwartungen und -ergebnisse beeinflussen, was durch das absteigende schmerzmodulierende System vermittelt wird. Die Nutzung dieser Mechanismen in der klinischen Praxis könnte eine effiziente Möglichkeit zur Optimierung der Behandlungsergebnisse darstellen. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse auf einen wichtigen Störfaktor in klinischen Studien hin, in denen eine Behandlung (mit potenziellen Nebenwirkungen) mit Placebo verglichen wird.

© Psylex.de – Quellenangabe: Brain, Volume 147, Issue 8, August 2024, Pages 2643–2651, https://doi.org/10.1093/brain/awae132

Weitere Infos, News dazu

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.