Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der autonomen sensorischen Meridianreaktion (ASMR), Neurotizismus sowie Eigenschafts- und Zustandsangst
03.02.2022 Eine Studie hat neue Belege dafür gefunden, dass ein höheres Maß an Neurotizismus und Angst mit der Fähigkeit verbunden ist, ein tief entspannendes Gefühl zu erleben, das als Autonome Sensorische Meridianreaktion (ASMR; Autonomous Sensory Meridian Response) bekannt ist. Charlotte Eid und Kollegen von der Northumbria University, Großbritannien, präsentierten diese Ergebnisse in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE.
Autonome Sensorische Meridianreaktion
Bei ASMR erlebt eine Person ein Kribbeln, das im Kopf und im Nacken beginnt und sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Nicht jeder erlebt ASMR, und diejenigen, die es erleben, können es auf unterschiedliche Weise auslösen, z. B. durch eine Massage oder durch das Hören leiser Geräusche wie Flüstern. In den letzten Jahren sind zahlreiche Online-Videos entstanden, die Geräusche und Situationen zeigen, die ASMR auslösen können, und viele Betrachter berichten über eine entspannende Wirkung.
Frühere psychologische Forschungsarbeiten haben ergeben, dass Menschen mit ASMR-Erfahrungen ein erhöhtes Maß an Neurotizismus aufweisen können. Der genaue Zusammenhang zwischen ASMR und Persönlichkeitsmerkmalen war jedoch bisher unklar.
Einfluss von Neurotizismus und Angst
Um dies zu klären, baten Eid und Kollegen 36 Freiwillige mit ASMR-Erfahrung und 28 Nicht-Erfahrene, sich ein ASMR triggerndes Video anzusehen. Die Teilnehmer füllten mehrere Fragebogen aus, um ihren Neurotizismus, ihre allgemeine Neigung zur Angst („trait anxiety“; Eigenschaftsangst) und ihre momentane Angst („state anxiety“; Zustandsangst) vor und nach dem Ansehen des Videos zu bewerten.
Die statistische Analyse der Antworten der Teilnehmer ergab, dass die ASMR-Erfahrenen vor dem Anschauen des Videos ein höheres Maß an Neurotizismus und Eigenschaftsangst sowie ein höheres Maß an Zustandsangst aufwiesen – nach dem Anschauen des Videos war diese Art von Angst jedoch geringer, und die ASMR-Erfahrenen berichteten von einem größeren Nutzen des Videos. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei den Nicht-Erfahrenen nach dem Video kein Rückgang der Angstzustände.
Eine weitere Analyse deutet darauf hin, dass die Unterschiede bei Neurotizismus und Angst zwischen ASMR-Erfahrenen und Nicht-Erfahrenen statistisch für den beobachteten Unterschied bei der Veränderung der Angst vor und nach dem Video verantwortlich sind, was die potenzielle Bedeutung dieser Persönlichkeitsmerkmale unterstreicht.
Insgesamt legen diese Ergebnisse nahe, dass ASMR-Erfahrene durch ein höheres Maß an Neurotizismus und Angststörungen gekennzeichnet sind als Nicht-Erfahrene. Sie deuten auch darauf hin, dass ASMR als Intervention für Personen mit einem erhöhten Maß an Neurotizismus und/oder Angst im Allgemeinen dienen könnte. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die Grenzen dieser Studie zu überwinden und das Verständnis zu verbessern.
© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS ONE, 2022; 17 (2): e0262668 DOI: 10.1371/journal.pone.0262668