Autismus bei Erwachsenen

Autistische Erwachsene haben viele Gesundheitsprobleme

04.06.2014 Erwachsene mit Autismus sehen sich oftmals einer Vielzahl an körperlichen und psychischen Erkrankungen und Problemen gegenüber, laut einer neuen Studie.

Forscher der Universität Kaiser Permanente haben festgestellt, dass nahezu alle medizinischen Erkrankungen bei Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen häufiger vorkommen – von Depression über Magen-Darm-Erkrankungen bis zu Adipositas. Interessanterweise rauchen und trinken erwachsene Autisten aber sehr viel weniger wahrscheinlich; die Krebsraten sind jedoch ähnlich.

„Einige dieser Erkrankungen und Probleme sehen wir schon bei Kindern mit Autismus. Wir erwarteten bei Erwachsenen also größere Raten bei Angst und Depression, und einige medizinische Krankheiten, wie gastrointestinale Störungen“, sagte Studienautorin Lisa Croen, Direktorin des Kaiser Permanente Autismusforschungsprogramms in Oakland, Calif. „Aber wir waren vom Ausmaß dessen überrascht, was wir vorfanden.“

Die Ergebnisse der Studie wurden auf dem International Meeting for Autism Research in Atlanta präsentiert.

Die häufigsten Diagnosen

Croen und ihre Kollegen prüften die Krankenblätter (von 2008 bis 2012) von 2.100 erwachsenen Autisten und 21.000 Nicht-Autisten und verglichen die Auftretenshäufigkeiten von psychiatrischen, Verhaltens- und medizinischen Diagnosen.

Psychische Erkrankungen

Mit einer Autismus-Spektrum-Störung diagnostizierte Erwachsene hatten merklich höhere Raten psychischer Erkrankungen bzw. Probleme als die anderen Erwachsenen:

  • Depression (38 Prozent vs. 17 Prozent)
  • Angst (39 Prozent vs. 18 Prozent)
  • Bipolare Störung (30 Prozent vs. 9 Prozent)
  • Selbstmordversuche (1,6 Prozent vs. 0,3 Prozent).

Körperliche Erkrankungen

Autistische Erwachsene hatten auch häufiger physische Gebrechen als nichtautistische Erwachsene:

  • Diabetes (6 Prozent vs. 4 Prozent)
  • Gastrointestinale Störungen (47 Prozent vs. 38 Prozent)
  • Epilepsie (12 Prozent vs. 1 Prozent)
  • Schlafstörungen (19 Prozent vs. 10 Prozent)
  • Hohes Cholesterin (26 Prozent vs. 18 Prozent)
  • Hoher Blutdruck (27 Prozent vs. 19 Prozent)
  • Adipositas (27 Prozent vs. 16 Prozent).

„Menschen mit Autismus essen oftmals nur sehr selektiv und darunter leidet ihre Ernährung“, fügte Croen hinzu. „Ihre sozialen Beeinträchtigungen können zur Isolation führen, was z.B. zu einem Bewegungsmangel führen kann. Also können einige Lebensstilfaktoren einen ungesunden Lebensstil fördern.“

Weniger Alkohol- und Nikotinkonsum

Soziale Isolation kann auch erklären, warum Erwachsene mit Autismus weniger wahrscheinlich Alkohol trinken oder rauchen, bemerkte Croen. „Dieses sind eher soziale Verhaltensweisen besonders bei jungen Leuten“, sagte sie. „Beziehungsweise, so fängt es an. Junge Autisten sind daher von dieser Mainstream-Entwicklung eher nicht betroffen.“

„Ich hoffe, dass diese Befunde das Bewusstsein in der medizinischen Gemeinschaft und bei anderen schärfen, dass Erwachsene mit Autismus eine wirklich hohe Bürde an medizinischen und psychischen Krankheiten und Problemen tragen, viel mehr als viele annehmen“, sagte Croen. „Es ist wirklich nötig, dass sich Ärzte mehr Kenntnisse über Autismus und der Merkmale bei erwachsenen Autisten aneignen; diese Ausbildung ist wichtig, damit sie adäquat und wirkungsvoll behandeln können.“

© PSYLEX.de – Quelle: International Meeting for Autism Research/Universität Kaiser Permanente, Mai 2014

 

Ähnliche Artikel

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.