Autismus (Infos und News)

Definition

Definition: Autismus wird von vielen Medizinern als eine, im Kindesalter beginnende, neurologische Entwicklungsstörung bezeichnet. Die Autisten sollen an Wahrnehmungsstörungen / kognitiven Störungen erkrankt sein, welche sich besonders bei sozialen Interaktionen und Kommunikation zu erkennen geben.

Nach der Auffassung von anderen Medizinern / Forschern ist Autismus jedoch keine Behinderung oder Krankheit im herkömmlichen Sinne – ‚wir müssen aufhören, anzunehmen, dass die unterschiedliche Gehirnstruktur von autistischen Personen ein Mangel ist‘.

Klassifikation nach ICD-10

Nach dem ICD-10 gibt es folgende Klassifikationen für autistische Störungen:

  • F84.0 Frühkindlicher Autismus
  • F84.1 Atypischer Autismus
  • F84.5 Asperger-Syndrom
  • F84.9 Nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung

Die Autismus Definition wird wahrscheinlich demnächst geändert werden (zumindest wohl schon mal im kommenden DSM-5); mehr dazu ist dem Artikel unten unter Forschung und News zu entnehmen.

Die Autisten werden in die verschiedenen Kategorien eingeteilt:
Frühkindlicher Autismus oder Kanner-Syndrom mit einer früh stark eingeschränkten Sprachentwicklung; mit motorischen und geistigen Behinderungen; in Low, Intermediate und High Functioning Autism (LFA, IFA und HFA) weiter eingeteilt.

Atypischer Autismus; ab dritten Lebensjahr; nicht alle Symptome können festgestellt werden.

Asperger-Syndrom oder autistische Psychopathie und schizoide Störung des Kindesalters; motorische Einschränkungen; Sprachentwicklung gestört (hier streiten die Experten).

Rett-Syndrom und Heller-Syndrom zeigen ähnliche Symptome, verlaufen dann aber unterschiedlich vom Autismus.

Autismus-Spektrum-Störung

ASS

Definition: ASS ist die Abkürzung für Autismus-Spektrum-Störung (Autism Spectrum Condition – ASC – ist die englische Bezeichnung), welche einen Bereich von (definierten) Störungen, in die eben auch die Autismus-Bezeichung fällt, umfasst.

Es ist ein Konzept, bei dem es keine starren Grenzen zwischen den verschiedenen Formen gibt.

In den Bereich des ASS fallen nach ICD10 derzeit folgende Störungen :

F84.0 Frühkindlicher Autismus – auch Kanner-Syndrom genannt,
F84.1 Atypischer Autismus,
F84.5 Asperger-Syndrom,
F84.9 Nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung.

Autismus Spektrum nach DSM IV

Nach DSM IV fallen unter die Autismus-Spektrum-Störungen: Autismus Asperger Syndrom tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die nicht woanders klassifiziert sind Hellersche Demenz (infantile Demenz, desintegrative Psychose, Heller-Syndrom) Rett-Syndrom

Überempfindlichkeit / Überreizung

22.06.2014 Bestimmte Regionen im Gehirn von Kindern mit Autismus überreagieren auf sensorische Reize, z.B. auf den Kontakt mit einem kratzigen Pullover und lauten Verkehrslärm, zeigt eine neue kleine Studie.

Warum autistische Kinder überempfindlich auf Berührungen und Lärm reagieren

Der Befund hilft, zu erklären, warum autistische Kinder fünfmal wahrscheinlicher als nicht-autistische von alltäglichen Sinneseindrücken wie das Surren eines Ventilators, heißen oder kalten Temperaturen, oder dem Geschmack und der Konsistenz von Nahrung, überreizt bzw. überwältigt werden.

Es wird sensorische Überempfindlichkeit genannt, und wird als eines der Kernmerkmale von Autismus-Spektrum-Störung in der letzten Ausgabe des Handbuchs für die Diagnose psychischer Erkrankungen (DSM) genannt.

„Ich denke, wenn jemand jemals Zweifel hatte und dies nur für eine Art von merkwürdiger Pingeligkeit oder ähnlichem gehalten hat, zeigt diese Untersuchung: nein, es basiert wirklich auf atypischen Veränderungen direkt im Gehirn. Ihr Gehirn nimmt Dinge unterschiedlich wahr; es ist biologisch“, sagte Dr. Paul Wang, Leiter der medizinischen Forschung der gemeinnützigen Interessengruppe Autism Speaks.

Für die Studie untersuchten die Forscher 32 Kinder und Teenager. Die Hälfte der Gruppe war mit Autismus diagnostiziert worden, die anderen Kinder zeigten eine diesem Alter entsprechende typische Entwicklung.
Die Gehirne der Kinder wurden in Echtzeit gescannt, während sie in einem MRT-Gerät lagen.

Reaktion auf Reize

Zuerst wurden die Kinder mit einem kratzigen Wollpullover berührt, dann spielte man lauten Verkehrslärm ein; oder sie wurden mit beidem zur gleichen Zeit konfrontiert. Jede Bedingung wurde viermal 15 Sekunden wiederholt.

Die Gehirne der autistischen Kinder reagierten viel stärker auf die sensorische Stimulation, als die der normal entwickelten Kinder. Die zwei hyperaktivsten Bereiche waren der primär sensorische Cortex – verantwortlich für die anfängliche Verarbeitung sensorischer Informationen – und die Amygdala – verbunden mit der emotionalen Regulation.

„Hier scheinen zwei verschiedene Dinge vor sich zu gehen: Sie interpretieren die Stimuli anders, und sie sind nicht in der Lage, ihre Reaktion zu regulieren“, sagte Shula Green von der University of California in Los Angeles.

Und es gab andere Unterschiede dabei, wie normale und autistische Kinder auf dieselben Reize reagierten.

Keine Adaption an Reiz

„Typisch entwickelte Kinder zeigten eine erste Reaktion fast unmittelbar; beim zweiten Mal war sie schon kleiner. Bei Kindern mit Autismus blieb diese Reaktion tatsächlich während des gesamten Scans hoch. Sie gewöhnten sich einfach nicht an den Reiz“, sagte Green.

Ein weiterer Befund: Die Hyperaktivität, die die Forscher bei den Gehirnscans beobachteten, war am intensivsten, als die autistischen Kinder die beiden Empfindungen zur gleichen Zeit wahrnahmen.

„Ich denke, dass hier wirklich was los ist, wenn das Gehirn mit mehr als einem Reiz umgehen muss“, sagte Green. „Und so ist das wirkliche Leben, nicht wahr? Da gibt es immer mehr als einen Stimulus auf einmal.“

Die Studie legt nahe, dass Eltern einen Nervenzusammenbruch vermeiden können, wenn sie versuchen, die Dinge für autistische Kinder einfach zu halten.

„Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, berührt zu werden, sollten Sie vielleicht nicht versuchen, es in einem lauten Kino zu berühren. Warten Sie, bis Sie zu Hause sind, wo es ruhig ist“, sagte sie.

Die Studie wurde auf dem International Meeting der Autismusforschung in Atlanta, USA, präsentiert.

© PSYLEX.de – Quelle: University of California, Autism Speaks, International Meeting for Autism Research, Mai 2014

Autismus: Störung der Antizipationsfähigkeit?

13.10.2014 Neurowissenschaftler des MIT haben eine neue Hypothese für Autismus aufgestellt. Danach wurzelt die Störung in einer beeinträchtigten Fähigkeit, Ereignisse und die Handlungen anderer Menschen zu antizipieren (vorherzusagen, vorwegzunehmen).

Die Welt: ein magischer, chaotischer Platz

Die Forscher behaupten, dass einem autistischen Kind die Welt als ein „magischer“ und aus vielen Zufällen bestehender Ort erscheint, statt von Ordnung und Vorhersagbarkeit dominiert zu werden. Deshalb können Symptome – wie sich wiederholendes Verhalten und das Bedürfnis nach einer hochstrukturierten Umgebung – Bewältigungsmechanismen in einer unvorhersagbaren Welt sein.

„Im Moment zielen die bisher entwickelten Behandlungen auf die Endsymptome. Wir schlagen vor, dass das zugrundeliegende Problem eine Beeinträchtigung der Prognosefähigkeiten ist, so dass wir diese Fähigkeit direkt ansprechen sollten“, sagte der leitende Autor Dr. Pawan Sinha, Professor für Gehirn- und Kognitionswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Die Forscher wandten sich den Fähigkeiten zur Verhersage als eine mögliche Hauptursache für Autismus zu, weil Eltern oft berichten, dass ihre autistischen Kinder eine kontrollierte, vorhersagbare Umgebung verlangten.

„Das Bedürfnis nach Gleichheit/Gleichartigkeit ist eines der Hauptmerkmale von Autismus“, sagte Sinha.
„Es ist nur ein kleiner Schritt vom Gedanken entfernt, dass der Wunsch nach Gleichheit eine andere Form für das Bedürfnis ist, Dinge voraussagen zu können.“

Fähigkeit zur Antizipation

Die meisten Leute können die Ergebnisse von Ereignissen sehr leicht antizipieren, z.B. das Verhalten einer anderen Person oder die Kurve von einem fliegenden Ball. Vielleicht, so glaubt das MIT-Team, haben autistische Kinder nicht die gleichen Fähigkeiten der Berechnung zukünftiger Ereignisse.

Dieses angenommene Defizit könnte zu vielen der häufigsten Autismussymptome führen. Zum Beispiel: Es konnte gezeigt werden, dass sich wiederholende Verhaltensweisen und das Beharren auf rigiden Strukturen, die durch Unvorhersehbarkeit hervorgerufene Angst verringern können, selbst bei Nicht-Autisten.

„Wenn wir außerstande sind, uns an Reize zu gewöhnen, dann würde die Welt uns sehr schnell überfordern. Es ist, als ob man dieser Kakophonie nicht entkommen kann, die auf Ohren und Augen prasselt“, sagte Sinha.

Probleme mit Gedanken, Gefühle und Motivationen anderer

Kinder mit Autismus haben auch Schwierigkeiten, die Gedanken, Gefühle und Motivationen anderer Personen zu verstehen – als ‚Theory of Mind‘ (ToM) oder auch als native Theorie bekannt. Stattdessen tendieren sie dazu, das Verhalten nur darauf basierend zu interpretieren, was in genau diesem Moment geschieht.

Die Forscher legen nahe, dies könnte sich aus einer Unfähigkeit ergeben, das Verhalten einer anderen Person basierend auf deren letzten Interaktionen vorherzusagen.

Timing der Antizipationseinschränkung

Das MIT-Team sagt, dass verschiedene Kinder vielfältige Autismussymptome – basierend auf dem Timing der Vorhersagebeeinträchtigung – zeigen können.

„Im Millisekunden-Bereich würde man eine stärkere Beeinträchtigung der Sprache erwarten“, sagte Sinha.

„Im Zehntel-Millisekunden-Bereich könnte es eher zu motorischen Beeinträchtigungen kommen, und im Sekunden-Bereich würde man erwarten, eine Beeinträchtigung der sozialen und planenden Funktionen zu sehen.“

Die Hypothese sagt auch vorher, dass bestimmte kognitive Fähigkeiten – diejenigen, die eher auf Regeln als auf Prognose basieren – bei Autisten unberührt bleiben oder besser sein können; dies schließt mathematische, zeichnerische und musikalische Fähigkeiten autistischer Kinder ein.

© PSYLEX.de – Quelle: Massachusetts Institute of Technology, Oktober 2014

Beschneidung verdoppelt Autismusrisiko

12.01.2015 Beschnittene Jungen haben ein doppelt so hohes Risiko – vor dem Alter von 10 Jahren – eine Autismus-Spektrum-Störung zu entwickeln laut einer Studie des dänischen Statens Serum Instituts.

Kindlicher Autismus

Das Risiko für kindlichen Autismus ist vor dem Alter von fünf Jahren besonders hoch. Die Forschung wurde in Dänemark mit 340.000 Kindern durchgeführt, die zwischen 1994 und 2003 geboren waren.

Die Kinder wurden bis zum Alter von neun Jahren beobachtet, wobei fast 5.000 Fälle von Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wurden.

Die Studie zeigte, dass beschnittene Jungen insgesamt (ohne den kulturellen Hintergrund zu beachten) ein größeres Risiko für die Entwicklung von Autismus hatten als nicht-beschnitte Jungen.

Die Forscher stellten ebenfalls fest, dass beschnittene Jungen in nicht-muslimischen Familien auch ein erhöhtes Risiko für eine Hyperaktivitätsstörung zeigten.

Professor Morten Frisch vom Statens Serums Institut in Kopenhagen sagte: Unsere Untersuchung folgte auf eine Tierstudie, die eine einzelne schmerzhafte Verletzung mit lebenslangen Defiziten bei den gezeigten Stressreaktionen verband, und einer Studie, die einen starken positiven Zusammenhang zwischen der männlichen Beschneidungsrate eines Landes und der Prävalenz (Krankheitsrate) von Autismus-Spektrum-Störung bei Jungen zeigte.

Beschneidungsschmerzen

Heutzutage wird es als nicht-akzeptable Praxis betrachtet, Jungen ohne anständige Schmerzlinderung zu beschneiden, aber keine der normalerweise angewendeten Verfahren, eliminiert den Beschneidungsschmerz völlig, und einige Jungen müssen starke Schmerzen erleiden, sagten die Forscher im Journal of the Royal Society of Medicine.

Sie sagten weiterhin, dass der mit der Beschneidung verbundene Schmerz bei sehr kleinen Babys wahrscheinlich schwerer während der Operation und postoperativ sein dürfte.

Schmerzhafte Erfahrungen bei Neugeborenen in Tier- und Humanstudien waren mit langfristigen Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung verbunden; eine Eigenschaft, die oft bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung auftritt.

© PSYLEX.de – Quellen: Statens Serums Institut, Journal of the Royal Society of Medicine; Jan. 2015

Kinder in Pflegeheimen: Höheres Risiko für Autismussymptome

04.02.2015 Kinder in Pflegeheimen haben ein erhöhtes Risiko für ein Verhalten, das dem von autistischen Kindern gleicht; dieses Verhalten (einschließlich sozialer Kompetenz) verbessert sich, wenn das Kind früh in eine Pflegefamilie kommt.

Im Rahmen des Bukarest Early Intervention Project erhielten 136 Kinder, die nach der Geburt verlassen und in Institutionen in Bukarest aufgenommen wurden, entweder eine kontinuierliche Betreuung wie üblich im Pflegeheim oder wurden hochqualifizierten Pflegefamilien zugewiesen. Die Kinder waren durchschnittlich 23 Monate alt zum Zeitpunkt der Zuteilung.

Im Alter von 10 Jahren wurden die 117 Kinder untersucht. Die primären Bezugspersonen der Kinder füllten den Social Communication Questionnaire (SCQ) aus, der mit Autismus verbundene Symptome erfasst, einschließlich der sozialen Kommunikationsfähigkeit. Kinder mit Verdacht auf Autismus wurden dann einer vollständigen neurologischen Begutachtung ihrer Entwicklung unterzogen, um festzustellen, ob sie die Kriterien des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) für Autismus erfüllen.

Fünf der in Pflegeheimen aufgewachsenen Kinder (drei im Pflegeheim und zwei aus Pflegefamilien) entsprachen den diagnostischen Kriterien für Autismus-Spektrum-Störung (ASS) des DSM. In einer 100-köpfigen Vergleichsgruppe, altersangepasst, mit Kindern aus Bukarest, Rumänien, die überhaupt nicht institutionalisiert aufgewachsen waren, entsprach kein Kind den Kriterien für ASS. Auf Grundlage der SCQ-Punkte zeigten die Kinder der Pflegefamilien typischeres Sozialverhalten im Vergleich zu den Kindern in den Pflegeanstalten.

„Obwohl die Heimkinder Kindern mit Autismus in der allgemeinen Bevölkerung ähneln, sind die Ursprünge ihrer Symptome sehr unterschiedlich“, sagte Studienautor Charles A. Nelson von der Boston-Kinderklinik und der Harvard Medical School im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry.

„Wir glauben, dass beide Gruppen (unterschiedliche) Entbehrungen erleiden: Bei institutionalisierten Kindern rührt die Deprivation von ihrer Umgebung her, während in der Allgemeinbevölkerung der Autismus selbst eine Art Deprivation verursacht, was es für die Kinder schwerer macht, soziale Hinweise wahrzunehmen und zu verstehen“ fügte er hinzu.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, Boston-Kinderklinik; Feb. 2015

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