Das visuelle Arbeitsgedächtnis wird zu wenig genutzt

Studie untersuchte die willkürliche Nutzung des visuellen Arbeitsgedächtnisses

Das visuelle Arbeitsgedächtnis wird zu wenig genutzt

04.06.2024 Laut einer neuen Studie von Forschern der Ben-Gurion-Universität neigen Menschen dazu, ihr visuelles Arbeitsgedächtnis (VWM, visual working memory) zu wenig zu nutzen und seine Fähigkeiten nicht voll auszuschöpfen. Die Studie wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

Das visuelle Arbeitsgedächtnis

Das visuelle Arbeitsgedächtnis ist die Fähigkeit, visuelle Informationen für einige Sekunden im Gedächtnis zu behalten. Es ist unglaublich wichtig für den Alltag, aber seine Kapazität ist sehr begrenzt. In Experimenten zur Bewertung dieser Fähigkeit wird den Versuchspersonen in der Regel eine Reihe von visuellen Objekten vorgelegt, die sie sich für einen späteren Gedächtnistest merken sollen. Im Durchschnitt können sich Menschen nur an etwa 3 bis 4 Gegenstände erinnern.

Eine neue Studie von Dr. Yoav Kessler und seiner Studentin Shalva Kvitelashvili hat gezeigt, dass diese Zahl in den Fällen, in denen die Menschen selbst entscheiden können, an wie viele Gegenstände sie sich erinnern wollen, tatsächlich viel niedriger ist, nämlich oft nur an einen einzigen Gegenstand. Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht darauf, wie visuelle Arbeitsgedächtnis in realen Situationen eingesetzt wird.

„Der Einsatz von VWM wurde bisher nur unzureichend erforscht, weil es schwer zu bewerten war. Zusätzlich zu unseren überraschenden Erkenntnissen über das VWM eröffnen unsere Experimente einen Weg zu viel mehr Forschung über dieses faszinierende tägliche Phänomen“, sagt Prof. Kessler.

Model-reconstruction task

In der Studie führten sie ein neues Paradigma ein, die sogenannte „Modell-Rekonstruktionsaufgabe“ (model-reconstruction task).

„Bei dieser Aufgabe sollen die Teilnehmer ein ‚Zielmodell‘ nachbilden, das aus einer zufälligen Anordnung von farbigen Quadraten besteht. Zu Beginn wird den Teilnehmern das Modell präsentiert, danach folgt die Rekonstruktionsphase. Während dieser Phase steht ihnen ein leerer schwarzer Rahmen zur Verfügung.

„Um das Modell zu rekonstruieren, gaben die Teilnehmer mit der Computermaus die Position und die Farbe der einzelnen Quadrate an. Entscheidend ist, dass die Teilnehmer das Modell durch Drücken einer Taste frei überprüfen und nach Belieben zwischen dem Modell und dem Rekonstruktionsbildschirm wechseln können. Indem wir die Anzahl der Positionen der Elemente nach jeder Überprüfung des Modells verfolgen, können wir die Auslastung des visuellen Arbeitsgedächtnisses in jedem Schritt bewerten.“

„Zusätzlich zu unseren neuen Aufgaben wurden die Teilnehmer mit einer Aufgabe zur Erkennung visueller Veränderungen bewertet, um die Korrelation zwischen der VWM-Kapazität, wie sie in Standardaufgaben gemessen wurde, und der VWM-Nutzung und Genauigkeit in unserer Modellrekonstruktionsaufgabe zu untersuchen“, schreiben die beiden.

In zwei Experimenten stellten die Forscher fest, dass die Teilnehmer ihr visuelles Arbeitsgedächtnis nicht voll ausnutzten, sondern eher zu wenig Gebrauch davon machten.

In den meisten Fällen entschieden sie sich dafür, jeweils nur ein Element zu behalten, obwohl sie sich an mehr Elemente erinnern könnten. In weiteren Studien sollte nun untersucht werden, warum Menschen so handeln und wie sich diese Entscheidung auf die Leistung bei realen Aufgaben auswirkt.

© Psylex.de – Quellenangabe: Scientific Reports (2024). DOI: 10.1038/s41598-024-58685-5

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