Zwei kürzlich veröffentlichte Studien liefern zusätzliche Informationen darüber, wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS) weiter verbessert werden könnte
01.07.2024 Nicht alle Patienten mit Depressionen sprechen auf Medikamente an. Zwei kürzlich veröffentlichte Studien liefern zusätzliche Informationen darüber, wie eine alternative Behandlung, die transkranielle Magnetstimulation (TMS), weiter verbessert werden könnte. TMS unterscheidet sich von der Elektrokonvulsionstherapie (EKT), die ebenfalls zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird.
Forscher der Universität Helsinki und der Stanford University untersuchten, welche Faktoren bei der gezielten TMS die elektrischen Reaktionen des Gehirns beeinflussen. Sie untersuchten das Verhalten eines bestimmten elektrophysiologischen Markers. Dieser Marker könnte in Zukunft möglicherweise als Biomarker verwendet werden, um die Wirksamkeit der TMS-Behandlung zu ermitteln und so zu einer gezielten und maßgeschneiderten Therapie beizutragen.
Individuelle Optimierung lohnt sich
Die erste Studie, die in der Fachzeitschrift Clinical Neurophysiology veröffentlicht wurde, befasste sich mit einem elektrophysiologischen Marker, der die kortikale Erregbarkeit beschreibt, und den Fehlerquellen, die seine Messung beeinflussen.
Die Forscher untersuchten bei gesunden Probanden, wie sich eine auf den präfrontalen Cortex ausgerichtete Magnetstimulation und der Winkel der Stimulationsspule auf die kortikale Erregbarkeit auswirkten, d. h. auf die Reaktionen, die in einem Elektroenzephalogramm (EEG) unmittelbar nach dem Stimulationsimpuls gemessen wurden.
„Die Ergebnisse zeigten, dass die Ausrichtung der Stimulationsspule in verschiedenen Teilen des präfrontalen Kortex die Qualität der elektrischen Reaktionen erheblich beeinflusst. Darüber hinaus fanden wir Hinweise darauf, dass eine individuelle Optimierung der Stimulationsstelle und des Spulenwinkels die Qualität dieser Messgröße weiter verbessern kann“, sagte Studienautor Juha Gogulski.
Die zweite Studie, die in der Zeitschrift Cerebral Cortex veröffentlicht wurde, befasste sich mit der Zuverlässigkeit desselben elektrophysiologischen Markers im präfrontalen Cortex. Die Studie ergab, dass der wichtigste Faktor, der die Zuverlässigkeit beeinflusst, der Ort der Stimulation ist.
„Bevor wir eine personalisierte TMS-Therapie entwickeln können, müssen wir sicherstellen, dass die Erregbarkeit des präfrontalen Cortex bei einzelnen Patienten so genau wie möglich gemessen werden kann, um zu überwachen, wie die TMS-Behandlung die Erregbarkeit des Gehirns verändert. Die Bestimmung der Zuverlässigkeit ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, bevor diese Art von Biomarker klinisch angewendet werden kann“, sagt Gogulski.
Potenzieller Nutzen ist beträchtlich, weitere Forschung erforderlich
Die Magnetstimulation hilft bereits einigen Menschen mit Depressionen, aber laut Gogulski ist die Wirksamkeit der TMS-Therapie von Person zu Person unterschiedlich. Eine genauer zugeschnittene Behandlung könnte die Ergebnisse verbessern.
„Es gibt viele mögliche Faktoren in der TMS-Therapie, die für eine individuelle Anpassung genutzt werden könnten, wie z. B. der Ort der Stimulation, die Anzahl und Häufigkeit der Pulse, die Intensität der Stimulation und die Anzahl der Behandlungssitzungen. Die Nebenwirkungen der TMS-Therapie sind minimal, die häufigste sind vorübergehende, leichte Kopfschmerzen“.
Laut Gogulski sind die neuen Studien deshalb so bedeutsam, weil diese detaillierte systematische Kartierung der elektrischen Reaktionen des präfrontalen Cortex und deren Zuverlässigkeit bisher noch nicht durchgeführt wurde. Die Forscher hoffen, dass in Zukunft die Wirksamkeit der TMS-Therapie durch die Messung der elektrischen Reaktionen des Gehirns während der Behandlung überwacht werden kann. Auf der Grundlage dieser Messungen könnte es möglich sein, die Stimulation, wenn nötig, sogar während der Behandlung feinabzustimmen.
„Die Ergebnisse beider Studien werden in Zukunft bei der Entwicklung individueller Hirnstimulationstherapien auf der Grundlage elektrischer Biomarker herangezogen werden. Es ist jedoch noch weitere Forschung erforderlich, bevor neue Behandlungsmethoden eingesetzt werden können“, sagt Gogulski.
© Psylex.de – Quellenangabe: Clinical Neurophysiology (2024). DOI: 10.1016/j.clinph.2024.05.008; Cerebral Cortex (2024). DOI: 10.1093/cercor/bhae130
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