Entspricht unser ‚inneres Auge‘ dem realen Leben?

Neue Studie zeigt Unterschiede bei der Wahrnehmung von Bildern

Entspricht unser ‚inneres Auge‘ dem realen Leben?

03.09.2021 Wir alle sind es gewohnt die 3D-Welt, in der wir leben, auf 2D reduziert zu sehen, sei es in der Kunst, in der Fotografie oder im Film.

Aber wie visualisieren wir Dinge, die wir bereits gesehen haben, wenn wir unsere Augen schließen?

Eine neue Studie unter der Leitung der Universitäten Plymouth und Essex ging dieser Frage nach und fand heraus, dass sich viele Erwachsene dagegen sträuben, sich ihr eigenes Sehen so vorzustellen, als wäre es ein flaches Bild – sie sehen es stattdessen in seiner vollständig verarbeiteten, wissensbeladenen Form.

Das Experiment

In ihrem Experiment zeigten die Forscher 58 Erwachsenen zwei Linien an einer Wand, die beide gleich lang waren, von denen aber eine näher am Teilnehmer war und daher visuell länger erschien.

Trotz der Anweisung, ihre Beurteilungen speziell auf das Aussehen zu stützen (d. h. die nähere Linie sollte länger sein), hielt etwa die Hälfte der Teilnehmer die Linien für gleich lang. Als sie ein Foto von den Linien machten und gefragt wurden, wie lang sie auf dem Bild erschienen, änderten sich ihre Antworten; nun erschien die nähere Linie länger. Als sie jedoch erneut nach ihrer eigenen Ansicht gefragt wurden, kehrten sie zu ihrer ursprünglichen Antwort zurück.

Dies deutet darauf hin, dass die Teilnehmer selbst dann, wenn sie explizit darauf aufmerksam gemacht wurden, wie ein 2D-Bild ihrer Vision aussehen könnte, den tatsächlichen sensorischen Input anders behandelten – mit erheblichem Widerstand gegen das, was als unsere „proximalen Repräsentationen“ der Vision bezeichnet wird (wie die Dinge erscheinen, bevor unser Gehirn die Möglichkeit hatte, Dinge wie relative Größe und Entfernung zu korrigieren).

Sehen und visualisieren

Der Hauptautor Dr. Steven Samuel, Dozent für Psychologie an der Universität Plymouth, sagt: Es ist komplex und aufregend, herauszufinden, wie jeder von uns unterschiedliche Dinge sieht und visualisiert – und die Tatsache, dass die Hälfte unserer Studienteilnehmer nicht in 2D denkt, war ein sehr interessantes Ergebnis.

Die nächste Frage ist, warum diese Menschen auf diese Weise denken? Konnten sie nicht in 2D denken, oder wollten sie es nicht? Wir wissen es nicht genau, aber eine Erklärung ist, dass die Menschen sich gegen das Prinzip wehren, dass Sehen mit einem flachen Bild gleichgesetzt werden kann – wobei ‚korrigiertes‘ Sehen die einzige Art des Sehens ist, die sie sich vernünftigerweise vorstellen können.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Erwachsene nicht bereit sind, sich ihre eigene Vorstellung so zu gestalten, als wäre sie ein flaches Bild, selbst wenn der Kontext für ein solches Verhalten günstig ist. Es bedeutet jedoch nicht, dass sie dazu zwangsläufig unfähig sind, schließen die Psychologen.

© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS ONE (2021). DOI: 10.1371/journal.pone.0256658

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