Definition: Forschung/News zur Entwicklungspsychologie des Kleinkindes (bis zum sechsten Lebensjahr). Die Emotionspsychologie ist der Teilbereich der Psychologie, der sich mit der Erforschung von temporal anhaltender, aufeinander aufbauender Änderungen menschlichen Erlebens und Verhaltens im Kleinkindalter beschäftigt.
- Definition
- Unstrukturierte Freizeit gut für die Entwicklung des Kindes
- Babys ohne ‚richtiges‘ Spielzeug werden oft zu ängstlichen Kleinkindern
- Wann wir die Kindheitserinnerungen verlieren
- Kognitive Entwicklung des Kindes
- Emotionale Entwicklung des Kindes
- Gehirn reagiert auf ‚verlorene‘ Muttersprache
- Weitere News dazu
Unstrukturierte Freizeit gut für die Entwicklung des Kindes
Wenn man Kindern viel freie Zeit bietet, ist dies für ihre Entwicklung vorteilhafter, als rigide all ihre Aktivitäten zu planen, sagen Forscher einer neuen Studie.
Forscher der Universität von Colorado Boulder, USA, ließen die Eltern von 70 Sechsjährigen die täglichen Aktivitäten ihrer Kinder eine Woche lang aufzeichnen. Jede Aktivität wurde als entweder strukturierter oder weniger strukturiert kategorisiert.
Es zeigte sich, dass Jungen, die sich mit strukturierten Aktivitäten, wie Fußballspielen in einem Verein und Klavierstunden, beschäftigten, ein niedrigeres Niveau an ’self-directed executive function‘ (selbstbestimmter Exekutivfunktionen – Maß, das ihre Fähigkeit beschreibt, selbstständig Ziele zu setzen und zu erreichen) demonstrierten.
Und im Gegensatz dazu, gingen Aktivitäten, wie freies Spielen, Erkundungsausflüge und das Lesen von Büchern, mit besseren selbstbestimmten Exekutivfunktionen einher, und diese Kinder benötigten weniger Aufforderungen von Erwachsenen, sich Ziele zu setzen.
Je mehr Zeit die Kinder in weniger strukturierten Aktivitäten verbrachten, desto besser waren ihre autonomen Exekutivfunktionen.
In Frontiers in Psychology schreibt der Studienautor Professor Yuko Munakata: „Exekutivfunktionen sind für Kinder äußerst wichtig. Sie helfen ihnen bei vielen Dingen und Aufgaben ihres täglichen Lebens, z.B.
- flexibel zwischen verschiedenen Aktivitäten zu wechseln, statt in einer steckenzubleiben,
- sich selbst beim Schreien oder Weinen Einhalt zu gebieten, wenn sie böse oder traurig sind, und
- eine Belohnung hinauszuzögern (also nicht auf sofortige Bedürfnisbefriedigung aus zu sein).“
© PSYLEX.de – Quelle: Frontiers in Psychology, Juni 2014
Babys ohne ‚richtiges‘ Spielzeug werden oft zu ängstlichen Kleinkindern
Babys, denen in den ersten Lebensmonaten nicht altersgemäße Spielzeuge angeboten werden, zeigen als Kleinkinder wahrscheinlicher emotionale Probleme.
Geeignetes Spielzeug
Der Psychologe Jolien Rijlaarsdam und sein Team vom Erasmus University Medical Center suchten Babys (im Alter von drei Monaten) zuhause auf und beobachteten sie. Sie hielten fest, ob die Babys einen Bereich für sich hatten, wie etwa ein Laufgitter oder eine Spieldecke, und ob Kuscheltiere, Rassel und andere geräuschentwickelnde Spielzeuge in Griffweite waren. Dies sind Spielzeuge, die für die Entwicklung von sehr kleinen Kindern geeignet sind.
Emotionale Probleme
Kinder erleben wichtige emotionale, kognitive und soziale Entwicklungen in ihren ersten Lebensjahren.
Rijlaarsdam stellte fest, dass Kinder, die nicht mit altersgemäßen Spielzeugen in ihren ersten Lebensmonaten spielen konnten, mehr emotionale Probleme im Alter von 18 Monaten und ebenfalls mit drei Jahren hatten.
„Diese Kleinkinder waren ängstlicher, zurückgezogener oder unglücklicher als ihre Altersgenossen, denen diese Spielzeuge angeboten worden, als sie Babys waren“, sagt Rijlaarsdam.
Mit Spielzeugen zu spielen, ermutigt Kinder zu erkunden und mit anderen zu interagieren, sagte er.
© PSYLEX.de – Quelle: Erasmus University Medical Center, Feb. 2014
Wann wir die Kindheitserinnerungen verlieren
Psychologen wissen schon seit längerem, dass nur sehr wenige Menschen sich an etwas erinnern können, das vor dem Alter von etwa drei Jahren passiert ist. Eine neue Studie sagt, dass dieser Gedächtnisverlust etwa ab dem 7. Lebensjahr anfängt.
Forscher der Emory University interviewten 83 Kinder zu vergangenen Ereignissen in ihrem Leben, beginnend im 3. Lebensjahr. Die Kinder wurden in Gruppen eingeteilt und jeweils andere Gruppen wurden zu den gleichen Vorfällen im Alter von fünf, sechs, sieben, acht oder neun befragt.
Erinnerungen wie Kritharaki bzw. Orzo
Das Ziel war zu erforschen, wie das episodische oder autobiographische Gedächtnis sich ändert während wir altern.
Es zeigte sich, dass, obwohl sich die fünf- bis siebenjährigen Kinder an 64 bis 72 Prozent der Ereignisse erinnern konnten, sich dies auf 35% bei acht- und neunjährigen Kindern verringert.
Studienautorin Patricia Bauer benutzt eine Analogie mit Kritharaki (kleine Nudeln in Getreidekorn- bzw. Reisgröße), die durch ein Sieb rutschen, um den Vorgang zu erläutern.
„Die Gehirne der kleinen Kinder sind wie Siebe mit großen Löchern, die versuchen diese kleinen Stücke der Erinnerungen zu bewahren. Während das Wasser durchfließt, nimmt es viele Kritharaki mit. Erwachsene benutzen jedoch ein feines Netz, statt ein Sieb“, erklärte sie.
© PSYLEX.de – Quelle: Emory University, Jan. 2014
Gehirn reagiert auf ‚verlorene‘ Muttersprache
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
18.11.2014 Die Muttersprache eines Säuglings erschafft neurale Muster, welche das Gehirn noch Jahre später unbewusst aufbewahrt, selbst wenn das Kind völlig aufhört, die Sprache zu benutzen (z.B. im Falle einer internationalen Adoption).
„Das Gehirn des Säuglings formt Repräsentationen von Sprachgeräuschen, und wir wollten sehen, ob das Gehirn diese Repräsentationen auch noch später im Leben behält, selbst wenn die Person diese Sprache nicht mehr benutzt“, sagte Studienleiterin Lara Pierce von der McGill University in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences.
Die Wissenschaftler analysierten MRT-Scans von 48 Mädchen im Alter zwischen neun und 17 Jahren aus Montreal, Kanada. Eine Gruppe dieser Kinder wurde geboren und wuchs einsprachig in einer französisch sprechenden Familie auf. In der zweiten Gruppe hatten die Kinder als Säuglinge chinesisch sprechende Eltern, bevor sie später einsprachig französisch aufwuchsen, ohne bewusste Erinnerungen an die chinesische Sprache (Kultur). Die dritte Gruppe sprach chinesisch und französisch.
Die Gehirnscans wurden gemacht, während die drei Gruppen dieselben chinesischen Sprachgeräusche hörten.
„Es verblüffte uns, dass die Gehirnaktivitätsmuster der adoptierten Chinesen (die ihre Sprache bzw. den Kontakt zur Sprache völlig ‚verloren‘ hatten) ähnlich derer waren, die nicht aufgehört hatten chinesisch seit der Geburt zu sprechen.
Die neuralen – diese Muster unterstützenden – Repräsentationen hätten nur während der ersten Lebensmonate erworben werden können“, sagte Pierce. „Diese Muster unterschieden sich völlig von der ersten Gruppe der einsprachigen ‚Franzosen‘.“
Die Studie legt nahe, dass früh erworbene Informationen nicht nur im Gehirn aufbewahrt werden, sondern auch die Gehirnprozesse jahrelang (möglicherweise ein Leben lang) unbewusst beeinflussen. Dies deutet vielleicht auf einen möglichen Sonderstatus für die Speicherung von Informationen, während eines optimalen Entwicklungszeitraums. Dies könnte Argumente entkräften, dass neurale Repräsentationen im Laufe der Zeit vom Gehirn überschrieben oder verloren gehen, sagen die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quelle: McGill University / Proceedings of the National Academy of Sciences, November 2014
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