Menschen mit Essstörungen haben ein dreimal höheres Risiko, an diabetischer Retinopathie zu erkranken
24.02.2022 Essstörungen stehen für Menschen mit Diabetes in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer diabetischen Retinopathie – einer Erkrankung, die unbehandelt zur Erblindung führen kann – laut einer im Journal of Diabetes and Metabolic Disorders veröffentlichten Studie.
Retinopathie und Gefahr der Erblindung
Diabetes ist durch hohe Glukosekonzentrationen im Blut gekennzeichnet, die wiederum zu Gewebeschäden in verschiedenen Teilen des Körpers, darunter Herz, Füße und Augen, führen können. Die häufigste Augenerkrankung bei Menschen mit Diabetes ist die Retinopathie, bei der mikrovaskuläre Veränderungen in der Netzhaut zu Sehstörungen und sogar zur Erblindung führen können. Das Risiko einer diabetischen Retinopathie betrifft Menschen mit allen Arten von Diabetes.
Wissenschaftler der Anglia Ruskin University (ARU) kombinierten Daten aus mehreren Studien mit insgesamt mehr als 1.100 Teilnehmern und fanden heraus, dass Menschen mit Diabetes und einer Essstörung ein 2,94-mal höheres Risiko für die Entwicklung einer diabetischen Retinopathie aufwiesen als Menschen mit Diabetes ohne Essstörung.
Kein statistischer Zusammenhang mit Binge-Eating-Störung
Die Forscher fanden jedoch keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen einer Binge-Eating-Störung, bei der eine Person häufig große Mengen an Nahrungsmitteln in einem kurzen Zeitraum zu sich nimmt, und einer diabetischen Retinopathie.
Zu den in der Studie berücksichtigten Essstörungen gehörten Anorexia nervosa (Anorexie bzw. Magersucht) – eine Erkrankung, bei der die Betroffenen ihr Gewicht so niedrig wie möglich halten wollen, indem sie ihre Nahrungsaufnahme reduzieren oder zu viel Sport treiben – und Bulimia nervosa (Bulimie oder Ess-Brech-Sucht) – bei der die Betroffenen versuchen, die Nahrung durch Erbrechen oder Abführmittel aus dem Körper zu bekommen.
Einflussfaktoren
Der Hauptautor Mike Trott sagte: „Wir wissen, dass es mehrere Faktoren gibt, die das Fortschreiten der Retinopathie bei Menschen mit Diabetes verringern oder beschleunigen können. Dazu gehören körperliche Aktivität, die mit einem geringeren Risiko verbunden ist, und hoher Blutdruck, der das Risiko erhöhen kann.
„Unsere Untersuchung ergab einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen pathologischen Essstörungen und dem Risiko einer diabetischen Retinopathie. Der wahrscheinlichste Grund dafür ist eine schlechte Kontrolle des Blutzuckerspiegels aufgrund einer inkonsistenten Nahrungsaufnahme oder der bewussten Nicht-Einnahme von Insulin als Taktik zur Gewichtskontrolle. Insulin ermöglicht es, die Glukose im Blutstrom in Energie umzuwandeln und anschließend vom Körper sinnvoll zu nutzen.
Ärzte, die mit Diabetikern arbeiten, sollten das Essverhalten genau beobachten, damit ein abnormales Essverhalten schnell behandelt werden kann, um das Risiko einer diabetischen Retinopathie und der daraus bei Nichtbehandlung folgenden Erblindung zu verringern, schließen die Autoren.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Diabetes & Metabolic Disorders, 2022; DOI: 10.1007/s40200-022-00980-x