Filmvorlieben sind mit Unterschieden in der Emotionsverarbeitung von Angst und Wut verbunden

27.08.2024 Bevorzugen Sie Krimis, Actionfilme, Komödien oder Dokumentationen? Die Wahl des Lieblingsfilmgenre kann viel über die Funktionsweise des Gehirns verraten. Eine im Fachblatt Frontiers in Behavioral Neuroscience veröffentlichte Studie legt dies nahe. Die Forschenden verglichen die Filmvorlieben mit den Gehirnaktivitäten von etwa 260 Personen. Dabei zeigte sich, dass Fans von Actionfilmen und Komödien besonders stark auf negative emotionale Reize reagieren. Im Gegensatz dazu reagierten Dokumentarfilm- oder Krimiliebhaber deutlich weniger intensiv.
Studienautorin Esther Zwiky von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und Kollegen untersuchten Filmvorlieben und die Verarbeitung negativer Emotionen im Gehirn anhand von Daten von 257 Personen, die im Rahmen der Studie auch ihre Filmvorlieben angaben. Zusätzlich wurde die Gehirnaktivität aller Teilnehmenden mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen. Während die Probanden im MRT-Gerät lagen, wurden ihnen ängstliche oder wütende Gesichter sowie geometrische Formen präsentiert.
„Der große Reiz von Filmen ist, dass sie nicht nur alle menschlichen Emotionen abbilden, sondern auch auslösen können. Negative Emotionen, wie Wut oder Angst, spielen in vielen Filmen eine zentrale Rolle“, sagt Zwiky in einer Pressemitteilung der MLU.
Zwei Hirnareale waren für die Forscher von besonderem Interesse: die Amygdala (wichtig für die Verarbeitung lebenswichtiger Emotionen) und der Nucleus accumbens (NAcc, Belohnungszentrum).
„Die stärksten Reaktionen in beiden Arealen haben wir bei Fans von Actionfilmen gefunden. Das hatten wir nicht erwartet, da Actionfilme typischerweise sehr viele Reize vermitteln. Deshalb wäre es naheliegend gewesen, dass Actionfans nicht so leicht zu stimulieren sind“, sagt Zwiky.
Die Aktivitäten in Amygdala und Nucleus accumbens
- Die Amygdala-Aktivierung war bei Personen mit einer Präferenz für Actionfilme relativ höher.
- Die Präferenz für das Genre Komödie war mit einer erhöhten Amygdala- und NAcc-Aktivität verbunden.
- Im Gegensatz dazu war die Präferenz für Krimis/Thriller ebenso wie die Präferenz für Dokumentarfilme mit einer verringerten Amygdala- und NAcc-Aktivität verbunden.
- Die Studie zeigte Zusammenhänge zwischen den Genrepräferenzen der Teilnehmer und der Hirnreaktivität auf negative affektive Reize.
- Die Vorlieben für Genres mit ähnlichen Emotionsprofilen (Action, Krimi/Thriller) waren mit gegensätzlicher neuronaler Aktivität verbunden.
Die Ergebnisse deuten laut den Studienautoren darauf hin, dass Fans von Actionfilmen besonders empfindlich auf emotionale Reize reagieren und diese Stimulation als anregend empfinden. Ähnliche Reaktionen wurden bei Liebhabern von Komödien beobachtet. Im Gegensatz dazu zeigten Anhänger von Krimis, Thrillern und Dokumentationen eine deutlich geringere Reaktion in beiden Gehirnbereichen auf die emotionalen Reize.
„Es scheint so, dass Menschen sich die Filmgenres aussuchen, die ihr Gehirn optimal stimulieren“, schließt Zwiky.
© Psylex.de – Quellenangabe: Frontiers in Behavioral Neuroscience (2024). doi: 10.3389/fnbeh.2024.1396811