Die Rolle psychischer Erkrankungen und neurologischer Entwicklungsstörungen bei der Impfung gegen das humane Papillomavirus

07.09.2024 Trotz der dokumentierten, durch psychische Erkrankungen bedingten Ungleichheiten bei der Früherkennung und Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs gibt es nur unzureichende Daten über Unterschiede bei den Präventionsstrategien für Gebärmutterhalskrebs, wie z. B. die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV).
Mädchen mit psychischen Erkrankungen und neurologischen Entwicklungsstörungen lassen sich seltener gegen das humane Papillomavirus (HPV) impfen laut einer in The Lancet Public Health veröffentlichten Studie.
Die Studie
Dr. Kejia Hu vom Karolinska Institutet in Stockholm und Kollegen führten eine bevölkerungsbezogene Kohortenstudie durch, um den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und neurologischen Entwicklungsstörungen bei Mädchen und ihren Eltern und der Inanspruchnahme der HPV-Impfung zu untersuchen. Alle Mädchen, die zwischen dem 1. Januar 2002 und dem 1. März 2004 geboren wurden und für zwei Impfstoffdosen in Frage kamen, wurden identifiziert; die Studienpopulation umfasste 115.104 Mädchen.
Insgesamt hatten 1,9 Prozent der Mädchen eine fachärztliche Diagnose für eine psychische Erkrankung. Die Forscher fanden heraus, dass die erste HPV-Impfdosis von 80,7 Prozent der Mädchen in Anspruch genommen wurde, und zwar in geringerem Maße bei Mädchen mit versus ohne psychische Erkrankung (bereinigtes relatives Risiko: 0,89). Der stärkste Zusammenhang mit einer geringeren HPV-Impfung wurde bei der Diagnose Autismus oder geistige Behinderung festgestellt (bereinigtes relatives Risiko: 0,79 bzw. 0,78).
Bei Mädchen mit bzw. ohne verordnete Psychopharmaka war die Inanspruchnahme des Impfstoffs geringer (bereinigtes relatives Risiko: 0,93); der stärkste Zusammenhang wurde für Antipsychotika festgestellt (bereinigtes relatives Risiko: 0,68). Die Inanspruchnahme der zweiten Dosis lag bei 95,0 Prozent; es wurde kein starker Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme der zweiten Dosis und psychischen Erkrankungen der Mädchen oder ihrer Eltern festgestellt.
Diese Ergebnisse „unterstreichen die Ungleichheiten in der Gebärmutterhalskrebsprävention bei Mädchen mit psychischen Erkrankungen und erfordern zukünftige Forschung, um einen gerechten Schutz zu gewährleisten“, schreiben die Autoren.
© Psylex.de – Quellenangabe: The Lancet Public Health, Volume 9, Issue 9, e674 – e683
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