Studie untersuchte kortikale Struktur und subkortikale Volumina bei Kindern mit Verhaltensstörung
17.07.2024 Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Verhaltensstörungen bei jungen Menschen mit Unterschieden in der Hirnoberfläche in weiten Teilen des Gehirns im Vergleich zu Gehirnen sich normal entwickelnder Kinder verbunden sind.
Die Verhaltensstörung ist eine häufige, aber unzureichend beachtete Erkrankung mit Symptomen wie antisozialem oder aggressivem Verhalten, z. B. Kämpfen, Mobbing und Regelverstößen. Sie wird in der Regel im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert und führt häufig zu schlechten sozialen und psychischen Auswirkungen auf die Gesundheit. Im Gegensatz zu bekannteren Störungen wie ADHS und Autismus sind Verhaltensstörungen weit weniger erforscht und bekannt, obwohl Schätzungen zufolge etwa 3 % der Kinder und Jugendlichen weltweit davon betroffen sind.
In der größten Studie ihrer Art untersuchten Forscher der Universitäten Bath und Birmingham in Zusammenarbeit mit Forschungsteams aus ganz Europa, Nordamerika und Asien die Gehirnstruktur von 1.185 Kindern mit einer klinischen Diagnose von Verhaltensstörung und 1.253 Kindern mit normaler Entwicklung.
Sie fanden heraus, dass die Oberfläche der äußeren Schicht des Gehirns, der Cortex, bei Kindern mit Verhaltensstörung deutlich reduziert ist, was darauf hindeutet, dass die Entwicklung des Gehirns anders verläuft. Sie fanden auch heraus, dass das Volumen mehrerer subkortikaler Hirnregionen – die tief im Gehirn liegen – verringert ist. Ihre Ergebnisse wurden in The Lancet Psychiatry veröffentlicht.
Insbesondere fanden die Forscher Veränderungen in Bereichen wie der Amygdala, einem Bereich des Gehirns, der bereits mit antisozialem Verhalten in Verbindung gebracht wurde und von dem man annimmt, dass er am Verständnis der Emotionen anderer Menschen und der Erkennung von Gesichtsausdrücken beteiligt ist. Obwohl die Analyse zeigte, dass die wichtigsten Ergebnisse unabhängig von der Komorbidität mit ADHS sind, ähnelten einige der Unterschiede im Gehirn, die sie bei Kindern mit Verhaltensstörung feststellten, denen, die in früheren Studien bei Kindern mit ADHS gefunden wurden.
Die beobachteten Unterschiede waren jedoch besonders ausgeprägt bei Kindern mit Verhaltensstörung und gefühlsarmen-emotionslosen Merkmalen, die durch begrenztes Einfühlungsvermögen, fehlende Schuldgefühle und oberflächlichen Affekt gekennzeichnet sind. Die Forscher fanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen mit Verhaltensstörung; beide Gruppen zeigten Unterschiede in der Gehirnstruktur im Vergleich zu Kindern mit normaler Entwicklung. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Mädchen in künftige Studien einzubeziehen.
© Psylex.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry – DOI:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(24)00187-1