Körperbildstörung und kosmetische Medizin

Körperdysmorphe Störung bei Patienten in kosmetischen Behandlungen unterdiagnostiziert?

07.02.2017 Fachärzte für plastische Chirurgie, kosmetische Medizin und andere kosmetische Fachleute sind mit den Herausforderungen vertraut, die von Patienten mit einer körperdysmorphen Störung ausgehen, berichtet eine in Plastic and Reconstructive Surgery veröffentlichte Studie – dem offiziellen Fachblatt der American Society of Plastic Surgeons.

Aber Körperbildstörung dürfte von kosmetischen Fachleuten unterdiagnostiziert werden – im Vergleich zu den Prävalenz-Raten von zwei bis zehn Prozent in früheren Studien – legt die Studie Dr. Theo Boumans von der Universität Groningen und Kollegen nahe. Körperbildprobleme sollten ein Standardthema während kosmetischer Beratungen werden, schreiben die Forscher.

Die meisten Ärzte ziehen Körperbildprobleme in Erwägung

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Bild: pixabay

Die Forscher befragten drei Gruppen von niederländischen kosmetischen Fachleuten – Fachärzte für plastische Chirurgie, Dermatologen und andere – bezüglich ihrer Kenntnisse und Erfahrung mit Körperdysmorpher Störung.

Antworten von 173 Fachleuten wurden ausgewertet, die kosmetische Verfahren – nicht nur Chirurgie, sondern auch minimal-invasive Verfahren, wie Botulinum-Toxin oder Filler-Injektionen (Unterspritzung mit Füllstoffen, z.B. Faltenunterspritzung mit Hyaluronsäure, oder Verstärkung von Lippen, Wangenknochen, Kinn, etc.) durchführen.

Die Körperbildstörung oder Dysmorphophobie bezieht sich auf wahrgenommene scheinbare Makel, die zu persönlichen, sozialen oder beruflichen Störungen führen. Patienten mit einer solchen extremen Unzufriedenheit mit ihrem Körperbild haben oft Probleme mit der psychischen Verfassung, einschließlich Depression und Suizidrisiko.

Die meisten befragten kosmetischen Fachleute sagten, sie wären mit der Erkrankung vertraut und benutzten die Kriterien, um sie zu diagnostizieren. Ungefähr zwei Drittel sagten, sie hätten eine bis fünf PatientInnen mit einer Körperschemastörung im Laufe der letzten Jahre in ihrer Praxis gehabt.

Im Vergleich berichteten Studien, dass die körperdysmorphe Störung bei ungefähr zwei Prozent in der allgemeinen Bevölkerung, und bei bis zu zehn Prozent der PatientInnen vorkomme, die kosmetische Verfahren aufsuchen.

Die meisten Befragten sagten, dass sie manchmal oder häufig Körperbildprobleme ansprächen, wenn sie sich mit den PatientInnen berieten – aber nur sieben Prozent taten es routinemäßig. Weniger als die Hälfte sagten, sie arbeiteten mit Psychologen oder Psychiatern zusammen.

Grundsätzliche Unzufriedenheit mit Ergebnissen

Die meisten PatientInnen mit Körperschemastörung wünschten plastische Chirurgie oder andere kosmetische Verfahren. Jedoch waren sie mit den Ergebnissen grundsätzlich unzufrieden, weshalb sie normalerweise weitere Schönheitsoperationen oder andere kosmetische Verschönerungen wünschten.

Infolgedessen wird Dysmorphophobie als eine „Kontraindikation“ für kosmetische Verfahren betrachtet.

Ungefähr 70 Prozent der Befragten sagten, dass sie sich weigern würden, Schönheitsoperationen oder andere kosmetische Verfahren bei PatientInnen durchzuführen, bei denen sie die Störung vermuteten.

Fachärzte für plastische Chirurgie überwiesen mit größerer Wahrscheinlichkeit PatientInnen an einen Psychiater oder Psychologen und verweigerten PatientInnen mit Körperbildstörung eher die Behandlung im Vergleich zu den anderen Gruppen kosmetischer Fachleute.

Ungefähr 16 Prozent der kosmetischen Behandler berichteten über verbale Auseinandersetzungen, und sechs Prozent waren gerichtlich verfolgt worden.

Unterdiagnostiziert

Die meisten kosmetischen Behandler in der Studie berichteten, ein beträchtliches Wissen über die körperdysmorphe Störung zu haben und diese Kenntnisse bei ihren Entscheidungen zu verwenden, ungeachtet dessen, ob ein kosmetisches Verfahren durchführt würde oder nicht, schreibt Bouman.

Während die Resultate größtenteils im Einklang mit denen früherer Studien stehen, legen sie doch offenbar die Unterdiagnostizierung von Dysmorphophobie nahe, sagten die Wissenschaftler.

Deshalb sollten Fachleute kosmetischer Verschönerung bei Erkennung und Management psychologischer Kontraindikationen von kosmetischen Verfahren aus- bzw. weitergebildet werden, schlossen Bouman und Kollegen. Das würde die Untersuchung von Körperbildproblemen zu einem Routineverfahren in jeder kosmetischen Schönheitsklinik machen können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Groningen, Plastic and Reconstructive Surgery – doi: 10.1097/PRS.0000000000002962; Feb. 2017

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