Autismus und Lügen

Menschen mit Autismus sind anfälliger für Manipulationen, weil sie nicht erkennen, wann sie belogen werden

23.05.2018 Eine neue im Fachblatt Autism Research veröffentlichte Studie zeigt, dass Autisten eine verminderte Fähigkeit haben, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden – was sie einem größeren Risiko aussetzt, manipuliert zu werden.

Professor David Williams vom Fachbereich Psychologie der Universität Kent und Kollegen fanden heraus, dass die Fähigkeit zur Lügenerkennung bei Menschen mit einer vollen Autismus-Spektrum-Diagnose deutlich reduziert ist.

Erkennen von Lug und Trug

Es hängt auch damit zusammen, wie viele Autismus-Merkmale man hat – je mehr Eigenschaften, desto schlechter ist die Fähigkeit Lügen und Täuschungen zu erkennen.

Die Forscher führten Experimente mit Teilnehmern durch, die einen unterschiedlichen Grad einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zeigten, und verglichen sie mit denen, die als „neurotypisch“ eingestuft wurden bzw. keine autistischen Denk- oder Verhaltensmuster aufwiesen.

Den Teilnehmern wurden eine Reihe von Videos von Personen gezeigt, die auf Fragen zu ihrer früheren Teilnahme an einem Experiment antworteten, bei dem sie die Möglichkeit hatten, zu betrügen, indem sie sich einen Antwortbogen ansahen, während der Experimentator nicht im Raum war.

Schlechtere Fähigkeit zur Lügendetektion

Alle Akteure in den Videos leugneten den Betrug, aber einige von ihnen hatten sich tatsächlich den Antwortbogen angesehen. Die Teilnehmer sollten beurteilen, ob die Personen logen oder nicht.

In einem Video, das den Teilnehmern gezeigt wird, antwortete ein Lügner: „Ich schätze, nein“ auf die Frage: „Hat jemand betrogen, als der Experimentator den Raum verließ?“.

Diejenigen mit einer Autismus-Diagnose und Personen mit vielen Austismus-Merkmalen aus der allgemeinen Population fanden es schwierig, eine Aussage über Lüge und Täuschung zu machen, selbst wenn solche Hinweise vorlagen.

Eingeschränkte soziale Aktivitäten

Die Psychologen gehen davon aus, dass ein begrenztes soziales Engagement bei Menschen mit Autismus sowie bei neurotypischen Menschen mit einer relativ hohen Anzahl von ASS-Merkmalen dazu führen kann, dass die sozialen auf Betrug hindeutenden Hinweise nicht erlernt werden.

Anfällig für Betrug und Ausbeutung

Es ist wichtig zu überlegen, ob man Personen mit ASS trainiert, um Verhaltensindikatoren für das Lügen zu erkennen.

Wenn eine solche Ausbildung erfolgreich wäre, würde dies eine wichtige Gelegenheit darstellen, das Leben einer Gruppe von Menschen zu verbessern, die auf der Grundlage der Forschungsergebnisse und Erzählungen von Betroffenen eindeutig anfällig für Ausbeutung sind.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent; Autism Research (2018). DOI: 10.1002/aur.1962 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/aur.1962

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