Studie untersuchte Verbindung zwischen Muskelaufbautraining, Waffentragen und körperlichen Kämpfen bei Jungen im Teenageralter
16.05.2022 Waffengewalt und Gewalt an Schulen haben seit der Pandemie in den USA zugenommen, ebenso wie Essstörungen und Probleme mit dem Körperbild von Jugendlichen, zu denen auch die Betonung der Muskulatur als heutiges Körperideal für viele Jungen gehört. Eine neue im Journal of Interpersonal Violence veröffentlichte Studie hat nun einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen aufgezeigt.
Bei der Analyse von mehr als 4.000 US-amerikanischen Jungen an High-Schools aus dem National High School Youth Risk Behavior Survey 2019 fanden die Forscher heraus, dass moderates bis hohes Engagement beim Muskelaufbautraining mit körperlichen Kämpfen und dem Tragen von Waffen wie einer Pistole, einem Messer oder einem Knüppel verbunden ist.
Teilnehmer, die angaben, mit großem Engagement Muskelaufbautraining zu betreiben, trugen eher eine Waffe (generell: 2,18 mal häufiger; eine Schusswaffe: 2,12 mal häufiger) und waren generell öfter in körperliche Kämpfe verwickelt (2,07 mal häufiger).
„Dies sind einzigartige Ergebnisse, die einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen den Versuchen von Jungen, maskulinen Normen wie Stärke, Zähigkeit und Dominanz zu entsprechen, und dem Tragen von Waffen, körperlichen Kämpfen und Muskelaufbautraining unterstreichen“, sagt der Hauptautor Dr. Kyle T. Ganson von der Fakultät für Sozialarbeit der Universität Toronto. „Muskulösität wird mit Härte und Männlichkeit assoziiert. Durch Training für den Muskelaufbau, das Tragen von Waffen und körperliche Kämpfe können heranwachsende Jungen zeigen, dass sie den männlichen Normen entsprechen“.
Da es bisher nur wenige Studien gibt, die den Zusammenhang zwischen Muskelaufbautraining, Waffentragen und körperlichem Kampf untersuchen, trägt diese Studie dazu bei, eine wichtige Wissenslücke zu schließen. Sie kommt auch zu einem wichtigen Zeitpunkt, da der gesellschaftliche Druck auf Jungen und Männer zunimmt, sich körperlich ‚aufzuplustern‘.
„Jungen im Teenageralter stehen unter einem noch nie dagewesenen Druck, Muskeln und Masse aufzubauen, vor allem durch Sport, Gleichaltrige und soziale Medien“, sagt Co-Autor Jason M. Nagata vom Fachbereich für Kinderheilkunde der University of California, San Francisco. „Wir fanden heraus, dass mehr als drei Viertel der Jungen im Teenageralter muskelaufbauendes Training betreiben.“
Die geschlechtsspezifische Sozialisation und das zwischenmenschliche Verhalten entwickeln sich während der Adoleszenz weiter, während die Risikobereitschaft unter Jugendlichen relativ hoch ist. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig es ist, in den Schulen Interventionen und Bildungsinitiativen zu etablieren, um Geschlechtergerechtigkeit zu diskutieren und Gewalt für heranwachsende Jungen zu thematisieren. Sie verweist auch auf die Bedeutung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen, die Fachleute aus dem Gesundheitswesen, Schulpersonal und Sportfachleute ergreifen können, um sicherzustellen, dass heranwachsende Jungen Muskelaufbautraining in einer Weise betreiben, die nicht schädlich ist.
„Durch gründliche und konsequente Aufklärung und Maßnahmen in Bezug auf sicheres muskelaufbauendes Verhalten können Schulen und Gemeindemitglieder gemeinsam Risikoverhaltensweisen reduzieren, die mit einer höheren Beteiligung an muskelaufbauenden Übungen für heranwachsende Jungen verbunden sind“, sagt Ganson.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Interpersonal Violence (2022). DOI: 10.1177/08862605221101192