On-Off-Beziehungsinstabilität und Distress in gleich- und verschiedengeschlechtlichen Beziehungen
20.01.2022 Sie hatten sich darauf geeinigt, eine Pause von ihrer Beziehung einzulegen.
Zumindest dachte das Ross Geller über seine Beziehung zu Rachel Green, als er in der erfolgreichen 90er-Jahre-Fernsehserie „Friends“ in der Wohnung einer anderen Frau landete. Seine Aktion führte zu einer Trennung von Rachel, aber das war nicht das Ende ihrer Beziehung. Die beiden jungen Leute verbrachten die nächsten sechs Staffeln damit, wieder zusammenzukommen und sich wieder zu trennen.
Langfristige Folgen von On-/Off-Beziehungen für die psychische Gesundheit
Viele Fernsehfans wünschten sich, dass die beiden wieder zusammenkommen, doch eine neue Studie der University of Missouri unter der Leitung von Kale Monk besagt, dass On-/Off-Beziehungen wie die von Ross und Rachel im Laufe der Zeit einen dauerhaften negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Menschen in diesen Beziehungen haben können, mit negativen Auswirkungen, die manchmal länger als ein Jahr andauern.
Die Psychologen beobachteten mehrere langfristige Folgen, die mit dem Verbleib in diesen On-/Off-Beziehungen verbunden sind, wie z. B. geringere Beziehungszufriedenheit, schlechtere Kommunikation, weniger Engagement, mehr Gewalt in der Partnerschaft und in dieser speziellen Studie auch Depressionen und Angstsymptome.
Die Studie
Monk und Kollegen befragten 545 Personen, die in einer Beziehung lebten. Etwa 34 % der Beziehungspartner berichteten über Beziehungszyklen, d. h. sie hatten mindestens einen Zyklus von Trennung und Versöhnung in ihrer Beziehung erlebt. Zur Analyse der psychischen Gesundheit der Beziehungspartner verwendeten die Psychologen etablierte Maßstäbe für Depressions- und Angstsymptome.
In einer früheren Studie stellte Monk fest, dass das ständige On und Off in einer Beziehung mit psychischen Problemen verbunden war und dass diejenigen, die häufiger in einer Beziehung waren und sie wieder beendeten, auch mehr Stresssymptome (Distress, psychische Belastung) aufwiesen. In dieser jüngsten in Family Process veröffentlichten Studie fand er jedoch heraus, dass diese beeinträchtigenden Auswirkungen viel länger anhalten können.
Die Psychologen haben diese Menschen über einen längeren Zeitraum beobachtet und festgestellt, dass die früheren Ergebnisse auch nach einem Jahr noch zutreffen. Eine Trennung und ein erneutes Zusammenkommen zu einem vorherigen Zeitpunkt in der Beziehung war über einen Zeitraum von 15 Monaten mit mehr Symptomen psychischer Belastung verbunden, sagte Monk.
Beenden der Wechselbeziehung kann erleichtern
Während eine On-Off-Beziehung also sehr belastend sein kann, könnte das Beenden einer Beziehung auch Vorteile für das psychische Wohlbefinden haben.
In einer ähnlichen Studie befragte Monk Personen, die sich in einer Scheidung befanden – also Menschen, die sich in der „Off“-Phase ihrer Beziehung befanden – und stellte fest, dass Frauen, die in ihrer vorherigen Beziehung ein Wechselbad der Gefühle erlebt hatten, über weniger Distresssymptome berichteten als Frauen ohne On-Off-Beziehung.
Die Psychologen vermuten, dass diese Frauen möglicherweise ein Gefühl der Erleichterung durch das Verlassen der instabilen Beziehung empfunden haben.
Idealisierte Darstellung dieser Beziehungen in Medien
Laut Monk stellen diese Ergebnisse die in den Medien verbreiteten Darstellungen von Beziehungszyklen in einen Zusammenhang. Mit der zunehmenden Beliebtheit von romantischen Komödien wurde auch der Trend zur idealisierten Darstellung dieser Beziehungen verstärkt.
Es gibt viele populäre Darstellungen, die uns glauben machen wollen, dass es eine gute Idee sei, zu einem früheren Partner zurückzukehren, so Monk. Wir sehen das oft in Filmen und Fernsehsendungen, in denen die Hauptfiguren sich trennen und wieder zusammenkommen. Das kann uns zu der Annahme verleiten, dass dies eine ideale und wünschenswerte Situation sei.
Obwohl dieser Trend für viele problematisch sein mag, ist die Rückkehr zu einer zuvor beendeten Beziehung nicht immer zum Scheitern verurteilt.
In einigen unserer anderen Studien hörten wir durchaus von Partnern, dass die Zeit der Trennung ihnen bewusst gemacht hat, wie sehr sie sich gegenseitig schätzen, und dass sie sich wieder für eine funktionierende Beziehung entschieden und engagierten, so Monk.
Monk fügt hinzu, dass es von der jeweiligen Situation abhängt und davon, ob das On/OFF zu einem wiederholten Muster wird oder nicht.
Wenn jemand in Erwägung zieht, wieder mit einem früheren Partner zusammenzukommen, ist es wirklich wichtig, die Gründe für die Trennung zu bedenken und daran zu arbeiten, Verbesserungen vorzunehmen, damit sich das Muster nicht fortsetzt, sagt der Psychologe. Es ist auch wichtig, dass sich das Paar darüber unterhält, was sich verändern soll. Wie soll die Beziehung in Zukunft anders werden?
© Psylex.de – Quellenangabe: Family Relations (2021). DOI: 10.1111/fare.12614