Postpartale Depression bei Vätern, Männern

Postpartale Depression des Vaters verdoppelt das Risiko, dass das Kind vor dem Alter von 5 Jahren negative Kindheitserfahrungen macht

Postpartale Depression bei Vätern, Männern

23.10.2023 Die postpartale Depression eines Vaters im ersten Lebensjahr seines Kindes wurde mit Schwierigkeiten bei der Erziehung und dem Verhalten des Kindes in Verbindung gebracht. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass sich dadurch auch die Wahrscheinlichkeit verdoppelt, dass ein Kind im Alter von fünf Jahren drei oder mehr negative Kindheitserfahrungen macht.

Negative bzw. ungünstige Kindheitserfahrungen

Negative bzw. ungünstige Kindheitserfahrungen (Adverse Childhood Experiences, ACE) – wie familiäre Dysfunktion und Kindesmisshandlung – können lebenslange Auswirkungen auf die Kinder haben, darunter gesundheitliche Probleme, eine schlechtere psychische Verfassung und schlechtere schulische Leistungen.

Die Studienautorin präsentiert weitere vorläufige Ergebnisse auf der 2023 American Academy of Pediatrics National Conference & Exhibition im Walter E. Washington Convention Center.

„Väterliche Depressionen werden zu wenig diagnostiziert, und Kinderärzte sind in einer einzigartigen Position, um Väter mit geeigneten Unterstützungsmaßnahmen in Kontakt zu bringen, von denen sie selbst und ihre Familien profitieren können“, sagte die Autorin Dr. Kristine Schmitz, Assistenzprofessorin für Population Health, Quality Improvement and Implementation Science an der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School.

Die Studie

Sie analysierte die Daten von 1.933 Vater-Kind-Paaren aus der Future of Families and Child Wellbeing Study, einer nationalen städtischen Geburtskohorte in den USA. Etwa 75 % der Eltern waren unverheiratet. Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Depressionen bei Vätern im ersten Lebensjahr ihres Kindes und negativen Kindheitserfahrungen beim Übergang in den Kindergarten.

Die Kinder hatten eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, bis zum Alter von 5 Jahren drei oder mehr negative Kindheitserfahrungen zu machen, ein Risiko, das über soziodemografische Faktoren und die postpartale Depression der Mutter hinausging, so Schmitz.

„Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen einen robusten Zusammenhang zwischen der postpartalen Depression des Vaters und späteren negativen Erfahrungen für dessen Kinder“, sagte sie. „Dies deutet darauf hin, dass Väter auf Depressionen untersucht und behandelt werden sollten und dass dies das Risiko verringern kann, dass ihre Kinder später Probleme haben werden.“

© Psylex.de – Quellenangabe: American Academy of Pediatrics

Forschung und Newsartikel, die sich mit der postpartalen Depression (PPD) – auch als Wochenbettdepression oder postnatale Depression bekannt – beschäftigen:

Männer leiden auch unter postpartaler Depression

‘Neue’ Väter können genauso wahrscheinlich wie Mütter unter Ängstlichkeit, Stress und Depression leiden, was mit dem “Babyblues” verbunden wird laut australischen Forschern.

“Was uns überraschte war, dass wir genauso hohe Häufigkeiten bei den Problemen fanden wie bei Müttern”, sagte Jan Nicholson, Ph.D, Forschungsleiterin des Parenting Research Centre in Melbourne”. Das war eine Überraschung. Wir hatten danach vorher einfach nicht gesucht”.

Nicholson definiert den Babyblues als Störung, die folgende Symptome beinhaltet: Angst, Sorge und Stress, das Gefühl nicht zurechtzukommen, sich traurig fühlen und das Gefühl haben, dass sich die Dinge nicht bessern.

Die Forscher prüften Daten der psychischen Verfassung von 5.000 neuen Müttern (mit Kindern bis zum Alter von fünf) und von 3.471 Vätern. Im ersten Lebensjahr des Kindes berichteten 9,7 Prozent der Väter von Symptomen postnataler Depression, verglichen mit 9,4 Prozent der Mütter – eine statistisch geringfügige Differenz.

Wir waren in der Lage zu bestimmen, dass neue Väter eine höhere Rate dieser Probleme, eine 40-prozentig höhere Auftretenswahrscheinlichkeit als Männer im Allgemeinen, mit einem ähnlichen Alter und Hintergrund, hatten, sagte Nicholson.

Risiko höher bei Männer mit niedrigerem Einkommen

Männer mit niedrigerem Einkommen hatten ein 70 Prozent höheres Risiko, und je jünger der Vater war, desto höher das Risiko.

Väter mit hohen Niveaus psychologischen Stresses während der Zeit, als die Kinder noch Säuglinge waren, berichteten viel wahrscheinlicher immer noch von psychologischen Schwierigkeiten, wenn ihre Kinder 2 und 4 Jahre alt waren.

Nicholson sagte, die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass nur junge Mütter den Baby-Blues bekommen können.

Es besteht oft die Annahme, dass die depressive Verzweiflung der Mütter mit biologischen Änderungen verbunden ist, aber es gibt auch Unterstützungen und Dienste, die sich um Mütter und Babys kümmern, doch wir haben uns nicht die Väter angesehen, um zu sehen, was mit denen los ist, schreiben die Psychologen.

Sie denken, dass auch den Männern die gleiche Unterstützung zuteil werden sollte.

Quelle: Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology. Mai 2012

Junge Männer sind anfälliger für PPD

02.05.2014 Eine neue Studie hat herausgefunden, dass auch junge Väter oft von den Symptomen einer postnatalen Depression betroffen sind, und diese können dramatisch zunehmen während des wichtigsten Lebensabschnitts des Kindes.

Anstieg der Symptome postpartal

Die Forscher um Craig Garfield von der Northwestern University Feinberg School of Medicine, USA, analysierten die Daten von 10.623 jungen Männern einer Langzeitgesundheitsstudie. Die Studie folgte den Männer vom Kindesalter an für fast 20 Jahre in mehreren Wellen bis ins Erwachsenenalter. Bei der letzten Befragung waren die Männer zwischen 24 und 32 Jahre alt und 33% waren Vater geworden. Bei jeder “Untersuchungswelle” wurden eventuelle Depressionssymptome mit dem Center for Epidemiologic Studies Depression Scale erfasst.

Es zeigte sich, dass die depressiven Symptome über die ersten fünf Jahre der Vaterschaft im Durchschnitt um 68 Prozent für die Männer zunahmen, die etwa 25 Jahre alt waren und im selben Haus wie ihre Kinder lebten.

Garfield schreibt in der Zeitschrift Pediatrics, dass die Ergebnisse dieser Langzeitstudie bedeutsam sind und zu wirkungsvolleren Behandlungen für junge Männer in den frühen Jahren der Vaterschaft führen können.

Auswirkung auf Kindeserziehung

Frühere Studien haben gezeigt, dass depressive Väter eher körperliche Strafen einsetzen, weniger lesen und weniger mit ihren Kindern interagieren. Auch sind sie eher gestresst und vernachlässigen ihre Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit.

Verglichen mit den Kindern nicht-depressiver Väter, zeigen diese Kinder eher eine schlechtere Sprach- undLeseentwicklung
und mehr Verhaltensprobleme und Verhaltensstörungen.

Zuhauswohnende vs. außerhauswohnende Väter

Die Mehrheit dieser Väter wohnte im selben Haus wie ihre Kinder. Junge Väter, die nicht mit ihren Kindern zusammenlebten, erfuhren keine solch dramatische Zunahme bei den depressiven Symptomen in früher Vaterschaft, so die Studie.

Bei den Vätern, die nicht zuhause wohnten, stiegen die Depressionswerte vor der Vaterschaft und fielen postpartal (nach der Geburt…auch postnatal genannt) wieder.

Väter, die mit dem Kind in einem Haus wohnten, zeigten niedrigere Depressionswerte pränatal (vor der Geburt) und dramatisch erhöhte Werte postpartal.

Quelle: Northwestern University Feinberg School of Medicine, April 2014

Männer mit PPD: Ratschläge, Tipps, Hinweise

24.01.2017 Männer können auch unter postpartaler Depression leiden, nachdem ihr Baby geboren wurde.

Väter wollen ein Teil der Erfahrungen des Neugeborenen werden, fühlen sich aber häufig ausgeschlossen, sagte Dr. Yaprak Harrison, Psychiatrie-Professor des University of Texas Southwestern Medical Center at Dallas.

Gefühl der Ausgrenzung

Mütter realisieren nicht immer, dass sie die Väter von der Babypflege / -fürsorge ausschließen, und dass diese sich ebenfalls Zeit mit dem Kind wünschen, sagte Harrison.

Forschungsstudien haben gezeigt, dass bis zu 10% der Väter nach der Geburt unter dieser psychischen Erkrankung leiden, die normalerweise eher mit neuen Müttern in Verbindung gebracht wird, sagte Harrison in einer Bericht des Krankenhauses.

Neue Väter – wie neue Mütter – können stimmungsverändernde hormonelle Veränderungen durchmachen, erklärten die Forscher.

Einige der gezeigten Symptome sind sich ähnlich, wie extreme Erschöpfung und Änderungen im Ess- oder Schlafverhalten. Aber Männer zeigen sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit weinerlich, so dass die Störung beim Vater anders aussehen kann.

Behandlung, Tipps

Männer mit postnataler Depression benötigen familiäre Unterstützung oder sogar professionelle Behandlung. Hilfreich erwiesen sich: Psychotherapie, Paartherapie, Antidepressiva und Sport, sagten die Ärzte.

Einige Tipps zur Unterstützung sind z.B.: den Vater zu ermutigen, sich mit dem Kind zu beschäftigen, und für das Paar, Zeit miteinander zu verbringen, sagte Dr. Robyn Horsager-Boehrer.

Aber auch: Dem Mann klarmachen, dass postpartale Depression häufig vorkommt und nicht seine Schuld ist, und dass er nicht allein ist, fügte Horsager-Boehrer, Leiterin der Geburtshilfe und Gynäkologie im Universitätskrankenhaus hinzu.

Bestimmte Männer entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit eine postnatale Depression als andere. Insbesondere Väter mit einer vorherigen depressiven Störung oder dieser Krankheit in der Familiengeschichte.

Auch Schlafstörungen machen anfälliger und Väter, die sich vom Kind (und der Mutter) distanziert oder entfremdet fühlen, tragen ebenfalls ein größeres Risiko, daran zu erkranken.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Texas; Jan. 2017

Postnatale Depressionen bei Vätern sind mit Depressivität bei jugendlichen Töchtern verbunden

26.12.2018 Sowohl Väter als auch Mütter können postnatale Depressionen durchleben – und dies ist mit emotionalen Problemen für ihre jugendlichen Töchter verbunden laut einer in JAMA Psychiatry publizierten Studie.

Inzidenz (Auftretenswahrscheinlichkeit) 5%

Fast jeder 20. Mann, der erstmalig Vater wurde, litt in den Wochen nach der Geburt seines Kindes unter einer depressiven Störung laut der von Leticia Gutierrez-Galve vom Imperial College und Kollegen durchgeführten Forschungsarbeit.

Die Daten von mehr als 3.000 Familien in Bristol, Großbritannien wurden ausgewertet, wodurch auch ein Zusammenhang zwischen postnatalen Depressionen bei Männern und depressiven Störungen bei ihren Töchtern (als sie das Erwachsenenalter erreichten) entdeckt wurden.

Auswirkung auf weiblichen Nachwuchs

Mit 18 Jahren waren die Mädchen, deren Väter nach der Geburt depressiv waren, selbst einem größeren Risiko für diese Erkrankung ausgesetzt, fanden die Forscher heraus. Das “kleine, aber bedeutend” höhere Risiko galt nur für Töchter; Söhne waren nicht betroffen.

Ein Grund für diesen Effekt vermuten die Wissenschaftler darin, dass postpartale Depressivität bei Vätern manchmal mit einem erhöhten Grad an mütterlicher Depression verbunden ist. Dies könnte bedeuten, dass das Familienleben für alle mehr gestressten Menschen stärker gestört ist.

Möglicherweise könnten depressive Störungen bei einem oder beiden Elternteilen beeinflussen, wie die Eltern mit ihren Kindern umgehen.

Es ist den Forschern unklar, warum Mädchen in diesem Alter stärker betroffen sein könnten. Es kann Verbindungen zu spezifischen Aspekten der Vater-Tochter-Beziehungen geben, wenn Mädchen durch die Adoleszenz gehen, schlägt das Forschungsteam vor.

Gegenseitige Beeinflussung

Frühere Untersuchungen desselben akademischen Teams fanden heraus, dass postnatale depressive Störungen bei Vätern mit Verhaltens- und emotionalen Problemen bei ihren Kindern im Alter von dreieinhalb und sieben Jahren verbunden waren.

Der Effekt scheint einzutreten, weil die väterliche Depression die Funktionsweise einer Familie negativ beeinflussen kann – was zu Konflikten zwischen den Partnern und zur mütterlichen Depression führt, schließen die Forscher vom Fachbereich für Psychiatrie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2018). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.3667

Symptome postpartaler Depressivität bei Männern werden oft nicht wahrgenommen

14.05.2019 Eine im Journal of Mental Health publizierte Studie zeigt, dass Anzeichen einer postnatalen Depression bei Frauen fast doppelt so häufig wie bei Männern richtig erkannt werden.

Viren Swami von der Anglia Ruskin Universit und Kollegen analysierten die Daten von 406 britischen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, denen Fallstudien eines Mannes und einer Frau vorgestellt worden waren. Beide zeigten Symptome einer postnatalen Depression (auch Wochenbettdepression genannt) aufwiesen.

Depressionssymptome wurden beim Mann weniger erkannt

Teilnehmer beider Geschlechter sagten weniger wahrscheinlich, dass beim Mann (76%) im Vergleich zur Frau (97%) etwas nicht stimmt.
90% der Teilnehmer erkannten korrekt, dass die weibliche Fallstudie postpartale Depressionssymptome beschrieb, aber nur 46% gaben an, dass der Mann unter einer postnatalen Depression litt.

Negativere Einstellung gegenüber Vater

Beim Vater wurde angenommen, dass er unter Stress oder Müdigkeit litt. Insgesamt waren die Einstellungen gegenüber der männlichen Fallstudie deutlich negativer. Dem Mann gegenüber wurde weniger Mitgefühl gezeigt, und dessen psychischer Zustand als weniger labil und leichter behandelbar gesehen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Mental Health – https://doi.org/10.1080/09638237.2019.1608932

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