Bewertung der Elektrokonvulsionstherapie in der klinischen Routine: Eine 3-Jahres-Analyse von lebensbedrohlichen Ereignissen in mehr als 3.000 Behandlungssitzungen
25.11.2021 Die Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Elektrokonvulsionstherapie (EKT; auch Elektrokrampftherapie oder Elektroschocktherapie genannt) scheinen laut einer neuen Studie in Frontiers in Psychology unberechtigt.
Zum Teil aufgrund des Missbrauchs in der Vergangenheit und filmischer Darstellungen wie in „Einer flog über das Kuckucksnest“ haben Ärzte und Patienten vor dieser Methode zurückgeschreckt.
Es gibt jedoch umfangreiche Belege dafür, dass die EKT eine der wertvollsten und wirksamsten Optionen für schwere und behandlungsresistente psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Depression sein kann, schreiben die Studienautoren.
Die Studie
Die jüngste Studie über mehr als 3.100 EKT-Sitzungen in einer deutschen psychiatrischen Klinik scheint zu bestätigen, dass die EKT auch sehr sicher ist. Es gab keine Fälle von dauerhaften Beeinträchtigungen durch die Behandlung, und nur drei Sitzungen (<0,1 %) führten zu potenziell lebensbedrohlichen Ereignissen, die alle durch medizinische Interventionen behoben werden konnten.
Bei der aktuellen Studie handelt es sich um eine retrospektive Analyse, bei der die Sicherheitsprotokolle und Krankenakten von 157 Patienten untersucht wurden, die in den drei Jahren zwischen 2018 und 2020 insgesamt mehr als 3.100 EKT-Sitzungen erhielten.
In diesem Datensatz gab es nur drei Patienten, bei denen potenziell lebensbedrohliche Komplikationen auftraten, aber alle drei erholten sich ohne bleibende Folgen. Weniger als 20 % der Patienten berichteten über leichtere unerwünschte Ereignisse, wie kognitive oder zerebrale Störungen. Diese geringfügigen Auswirkungen standen größtenteils im Zusammenhang mit höheren Dosen elektrischer Stimuli und einer größeren Anzahl von Behandlungssitzungen.
Die EKT ist sicher, sollte aber unter maximaler Kontrolle durchgeführt werden
Einer der wichtigsten Vorbehalte dieser Arbeit sind die möglichen Unterschiede zwischen EKT-Verfahren in verschiedenen Krankenhäusern und Ländern. Die Autoren betonen, dass die EKT nur in einer kontrollierten Umgebung von einem erfahrenen medizinischen Team durchgeführt werden sollte, das aus einem Arzt, einer Krankenschwester und einem Anästhesisten besteht, und dass im Notfall Zugang zu intensivmedizinischen Methoden bestehen sollte. Um den unterschiedlichen Vorgehensweisen Rechnung zu tragen, empfehlen die Autoren, dass jede Einrichtung ihre eigenen Sicherheitsdaten und ihr eigenes Risikoprofil zusammenstellt.
© Psylex.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology (2021). DOI: 10.3389/fpsyg.2021.767915
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