Häusliche Gewalt während der COVID-19 Pandemie

Häusliche Gewalt während der COVID-19 / Coronavirus Pandemie

Studie untersuchte das Risiko für häusliche Gewalt während der COVID-19-Pandemie

04.05.2020 Die Belastung der Familien in Verbindung mit der Schließung von Klassenzimmern und Kinderbetreuung während der COVID-19-Krise erhöht das Risiko für häusliche Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung laut einem in Pediatrics veröffentlichten Bericht der Vanderbilt University.

Der perspektivische Artikel “Erhöhtes Risiko für Gewalt in der Familie während der COVID-19-Pandemie” wurde von der Hauptautorin Kathryn L. Humphreys, Assistenzprofessorin für Psychologie am Vanderbilt Peabody College of Education and Human Development, verfasst. Co-Autoren sind Myo Thwin Myint vom Tulane University Medical Center und Charles H. Zeanah.

Gewalt, Wut, Verunsicherung, posttraumatische Stresssymptome, Drogen

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Bild: Gerd Altmann

Die Autoren weisen auf die Berichte über erhöhte häusliche Gewalt nach Quarantäneanordnungen wegen der Coronavirus-Epidemie in China hin, die Einblicke in die Risiken zwischenmenschlicher Gewalt durch die Isolation aufgrund der Pandemie gegeben haben.

Darüber hinaus, so sagen sie, habe die Forschung Anzeichen von Wut, Verunsicherung und posttraumatischen Stresssymptomen sowie Hinweise auf eine Zunahme des Drogenkonsums in Zeiten der Isolation gezeigt.

Viele Familien stehen unter finanziellem Druck und müssen in diesen Zeiten weiterhin Vollzeit arbeiten. Kinder sind aufgrund signifikanter Veränderungen der Routine wahrscheinlich schwieriger und oppositioneller.

Empfehlungen

Die Psychologen empfehlen, dass Kinderärzte und andere Fachkräfte des Gesundheitswesens die Kontinuität ihrer Praktiken während der COVID-19-Pandemie aufrechterhalten, mit den Familien über Telemedizin interagieren und wenn möglich während dieser Zeit Kontakt zu den Familien von Patienten mit höherem Risiko für häusliche Gewalt aufnehmen.

Sie schlagen auch vor, dass Kliniker den Eltern Empfehlungen zur Bewältigung des familiären Stresses, zur Strukturierung der täglichen Routinen, zur Anwendung eines “Tag-Teaming”-Ansatzes (‘Wechselmannschaft’) bei der Kinderbetreuung und zur Entwicklung eines Plans zur Vermeidung familiärer Gewalt geben sollten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Pediatrics (2020). DOI: 10.1542/peds.2020-0982

Corona-Studie zeigt: Berichte über häusliche Gewalt nehmen zu, weil die Menschen aufgrund von COVID-19 zu Hause bleiben sollen

28.05.2020 Ein von der University of California, Los Angeles, geleitetes Forschungsteam hat in zwei Städten, Los Angeles und Indianapolis, einen Anstieg der Meldungen über häusliche Gewalt festgestellt, seit im März als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie Auflagen zum Verlassen des Hauses eingeführt wurden.

Die Wissenschaftler sagen im Journal of Criminal Justice voraus, dass das Auftreten von häuslicher Gewalt allmählich zurückgehen sollte, wenn die Menschen zu ihrer normalen Routine zurückkehren, aber wahrscheinlich wieder ansteigen würde, wenn es eine zweite Welle von COVID-19-Infektionen gibt, die zu neuen häuslichen Quarantäne-Anordnungen führt.

Die “Shelter-in-place”-Regeln, die mehr Zeit zu Hause vorschreiben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die häusliche bzw. partnerschaftliche Gewalt, die hinter verschlossenen Türen stattfindet, verstärken, so der leitende Autor der Studie, Jeffrey Brantingham, Professor für Anthropologie an der UCLA.

Während der COVID-19-Pandemie haben sowohl in Los Angeles als auch in Indianapolis die Meldungen häuslicher Gewalt bei der Polizei bereits deutlich zugenommen, und es ist bekannt, dass häusliche Gewalt zu den Verbrechen gehört, die der Polizei am wenigsten gemeldet werden.

Die Forscher analysierten die Anrufe bei der Polizei vor und während der Coronavirus-Pandemie und den darauf eingeleiteten Verordnungen in Los Angeles und Indianapolis.

In beiden Städten kam es zu einem statistisch signifikanten Anstieg der Notrufe wegen häuslicher Gewalt, die nach der Politik der Ausgangssperren einsetzten, berichten die Forscher.

Im Vergleich dazu war die Zahl gemeldeter Raubüberfälle in Los Angeles, Einbrüche und die Zahl der Verkehrskontrollen in Los Angeles und in Indianapolis zurückgegangen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Criminal Justice (2020). DOI: 10.1016/j.jcrimjus.2020.101692

Auftretenshäufigkeit, Schwere der häuslichen Gewalt durch Intimpartner während der COVID-19-Pandemie

18.08.2020 Die Inzidenz (Auftretenshäufigkeit) und die Schwere der körperlichen häuslichen Gewalt durch Intimpartner (IPV) sind während der COVID-19-Pandemie höher als in den drei Jahren zuvor, wie eine online veröffentlichte Studie in Radiology zeigt.

Dr. Babina Gosangi vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und Kollegen verglichen die demografischen Daten, die klinische Lage, die Verletzungen und die radiologischen Befunde von Patienten / Patientinnen, die zwischen dem 11. März und dem 3. Mai 2020 über körperliche Misshandlungen durch häusliche Gewalt berichteten, mit denen des gleichen Zeitraums in den drei Jahren davor.

Schwere und Inzidenz der körperlichen Misshandlungen

Die Forscher verglichen 26 körperliche IPV-Opfer aus dem Jahr 2020 mit 42 aus den Jahren 2017 bis 2019. Während der Corona-Pandemie gab es einen Rückgang der Gesamtzahl der Patienten, die über IPV berichteten; die Inzidenz der körperlichen Gewalt zwischen den Intimpartnern war jedoch 1,8-mal höher.

Die Gesamtzahl der schweren Verletzungen betrug 28 bzw. 16 in den Jahren 2020 bzw. 2017 bis 2019, was 1,1 schweren Verletzungen pro Opfer im Jahr 2020 gegenüber 0,4 in den Jahren 2017 bis 2019 entspricht.

Die Auftretenshäufigkeit von körperlichen Misshandlungen mit hohem Risiko, definiert durch die Art der körperlichen Gewalt, war doppelt so hoch. Während der COVID-19-Pandemie waren Patienten mit IPV im Vergleich zu den Patienten in den Vorjahren mit höherer Wahrscheinlichkeit ethnisch weiß (65 gegenüber 26 Prozent).

Eine insgesamt niedrigere Anzahl von Opfern häuslicher Gewalt mit einer höheren Anzahl und Schwere körperlicher Misshandlungen deutet darauf hin, dass die Opfer aus Angst vor COVID-19 erst in einem späteren Misshandlungsstadium auf Gesundheitsdienste zurückgreifen, schreiben die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Radiology – https://doi.org/10.1148/radiol.2020202866

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