Kindesmisshandlung und Endometriose

Kindesmissbrauch: Zusammenhang mit erhöhtem Endometrioserisiko

20.07.2018 Eine große prospektive Studie hat ergeben, dass sexueller Missbrauch bzw. körperliche Misshandlungen im Kindes- und Jugendalter mit einem erhöhten Risiko einer Endometriose im Erwachsenenalter verbunden ist.

Die Studie ergab, dass Frauen, die über einen schwerwiegenden chronischen Missbrauch mehrerer Arten berichteten, ein um 79 Prozent erhöhtes Risiko für eine laparoskopisch bestätigte Endometriose hatten.

Endometriose

Endometriose ist eine Erkrankung, bei der das Endometrium, die Gewebeschicht, die normalerweise das Innere der Gebärmutter bedeckt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Am häufigsten geschieht dies auf den Eierstöcken, Eileiter und dem Gewebe um die Gebärmutter und die Eierstöcke herum; in seltenen Fällen kann es aber auch an anderen Stellen des Körpers vorkommen. Die Hauptsymptome sind Beckenschmerzen und Unfruchtbarkeit.

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Bild: Karen Smits

Fast die Hälfte der Betroffenen hat chronische Beckenschmerzen, während bei 70% Schmerzen während der Menstruation auftreten. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind häufig.

Unfruchtbarkeit tritt bei bis zu der Hälfte der betroffenen Frauen auf. Weniger häufige Symptome sind Harnwegs- oder Darmbeschwerden. Etwa 25% der Frauen haben keine Symptome. Endometriose kann sowohl soziale als auch psychologische Auswirkungen haben.

Die Endometriose ist eine häufige, gutartige, oft schmerzhafte chronische Erkrankung von Frauen, bei der in der Gebärmutterschleimhaut (dem Endometrium) ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle (ektop) vorkommt.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Sowohl körperliche Kindesmisshandlung als auch sexueller Kindesmissbrauch waren mit einem erhöhten Endometrioserisiko verbunden, wobei Missbrauchsschwere, Chronizität und Häufung von Misshandlungsarten jeweils mit steigendem Risiko in einer Dosis-Wirkungs-Beziehung verbunden waren, schreiben die Forscher um Dr. Holly R. Harris vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in der Fachzeitschrift Human Reproduction.

Missbrauch wurde in früheren Studien bereits mit chronischen Beckenschmerzen, Gebärmuttermyomen und Bluthochdruck in Verbindung gebracht, aber die aktuellen Daten von 60.595 Frauen belegen einen Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und laparoskopisch bestätigter Endometriose. Schlüsselbefunde der Forschungsarbeit sind:

  • Mehr als 3.000 Fälle von laparoskopisch bestätigter Endometriose wurden in 24 Jahren Follow-up diagnostiziert.
  • 21 Prozent aller Frauen gaben an, ein gewisses Maß an körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch im Kindes- / Jugendalter erlebt zu haben.
  • 32 Prozent berichteten ausschließlich über körperliche Kindesmisshandlungen.
  • 12 Prozent gaben nur sexuellen Missbrauch im Kindes- und Jugendalter an.
  • Im Vergleich zu denjenigen, die keine körperliche oder sexuelle Misshandlungen berichteten, war das Risiko einer Endometriose bei denen, die schwere körperliche Misshandlungen (RR: 1,20) oder schweren sexuellen Missbrauch (1,49) erlebt hatten, signifikant größer.
  • Das Risiko einer laparoskopisch bestätigten Endometriose war bei Frauen, die einen schwerwiegenden chronischen Missbrauch mehrerer Arten meldeten, um 79 Prozent höher.
  • Es gab einen stärkeren Zusammenhang zwischen frühzeitigem Kindesmissbrauch und schmerzassoziierter Endometriose (im Gegensatz zur ohne Schmerzen diagnostizierten Endometriose).

Immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass frühe traumatische Erfahrungen die Produktion von Stresshormonen und Entzündungsreaktionen beeinflussen und diese zu chronischen Beckenschmerzen und anderen Schmerzsyndromen beitragen.

Die aktuellen Ergebnisse legen nahe, dass ähnliche Mechanismen beim Zusammenhang zwischen frühzeitiger Misshandlung und Endometriose im Erwachsenenalter eine Rolle spielen können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Human Reproduction, https://doi.org/10.1093/humrep/dey248

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