Zurückweisung, Ablehnung in Beziehung

Warum einige Menschen größere Probleme haben, sich von Zurückweisungen bzw. Trennungen zu erholen

Psychologinnen der Universität Stanford sagen, dass Zurückweisung – insbesondere durch den Partner in einer Liebesbeziehung – eine starke Bedrohung für den Selbstwert sein kann.

Traumatische Erfahrung

Wenige Dinge im Leben sind traumatischer, als von jemandem zurückgewiesen zu werden, der einen gut kennt. Diese Person entscheidet aufgrund dieser Kenntnis über einen, dass sie oder er nicht mehr mit einem zusammen sein oder für einen da sein will, sagen die Forscher.

Die Zurückweisung aus einer romantischen Beziehung stellt eine ungeheure Bedrohung für das Selbst dar und kann jemanden dazu bringen, sich zu fragen, wer man eigentlich sei.

Auswirkung auf das Selbstwertgefühl

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Bild: Tumisu

In ihrer Studie untersuchten die Forscherinnen Carol Dweck und Lauren Howe die Grundüberzeugungen von Menschen, die mit Zurückweisungen in Beziehungen eher Ablehnung mit dem Selbstwertgefühl verbinden, und wodurch die Auswirkungen der Zurückweisung verstärkt und ausgeweitet werden.

Sie führten fünf Studien mit 891 Teilnehmern durch und befragten sie mittels Fragebögen zu hypothetischen und realen Zurückweisungen. Die Teilnehmer berichteten unter anderem, wie sich ihre Sicht über sich selbst aufgrund von Ablehnungen veränderte. Zum Beispiel bewerteten sie, in welchem Ausmaß folgende Aussage bei ihnen zutraf: „Ich habe Angst, dass etwas mit mir ’nicht in Ordnung‘ ist, weil ich zurückgewiesen wurde“.

Veränderlichkeit der Persönlichkeit

Die Studie legte besonderen Wert auf die Sicht der Teilnehmer, wie diese die menschliche Persönlichkeit betrachteten. Zum Beispiel wurden die Teilnehmer darüber befragt, ob sie glauben, dass Menschen ihre Persönlichkeit (eine entwicklungsorientierte Sichtweise) deutlich verändern können, oder ob „der Charakter“ statisch ist und sich deshalb nicht großartig ändern kann (unflexible Sichtweise).

Die Studie fand heraus, dass sich Menschen darin unterscheiden, ob und wie sie Zurückweisungen in Liebesbeziehungen mit ihrem Selbstwert verbinden.

Unflexible Denkweise über eigene Persönlichkeit

Es stellte sich heraus: Menschen mit einer unflexiblen Denkweise über ihre Persönlichkeit – diejenigen, die glauben, dass ihre Persönlichkeit einfach fix und unveränderlich ist – ermöglichen es Ablehnungen in romantischen Beziehungen, länger Einfluss auf ihr Leben zu nehmen.

Dweck bemerkte in der Zeitschrift Personality and Social Psychology Bulletin: Auf der anderen Seite können Menschen, die an ihre Fähigkeit glauben, sich zu entfalten und zu wachsen, sich natürlich ebenfalls durch Ablehnung verletzt fühlen, sie kommen aber leichter wieder auf die Beine und blicken zuversichtlicher in die Zukunft.

Howe sagte, diejenigen, die Ablehnungen als Kern-Aussagen über ihre Persönlichkeit sehen – darüber, was sie wirklich ausmacht – werden wahrscheinlich länger und heftiger mit der Erholung zu kämpfen haben.

Sie fügte hinzu, dass Menschen oftmals den Beziehungspartner als ‚psychologische Informationsquelle‘ über sich selbst betrachten.

Zukünftige Beziehungen

Und glauben die Menschen, dass eine Trennung einen neuen, dauerhaften ‚Defekt‘ offenbart, befürchten sie, dieser Fehler würde auch in zukünftigen Liebesbeziehungen auftauchen.

„Diese Sorge bedrückt sie und kann sie in zukünftigen Beziehungen zurückhaltend und defensiv machen – wodurch diese wiederum beeinträchtig werden können“, sagte Dweck.

Kurz: Diese Gruppe betrachtet Ablehnungen als Veränderung: sowohl ihrer Ansicht über sich selbst als auch ihrer zukünftigen Beziehungsaussichten.

Tatsächlich berichteten sie, dass sie immer noch negativ durch Zurückweisungen beeinflusst werden, die mehr als fünf Jahre zurücklagen.

Ablehnung durch Fremde, unpersönliche Erfahrungen

Interessanterweise fand Dwecks und Howes Forschungsarbeit heraus, dass Ablehnung durch Menschen, die im Grunde genommen Fremde sind, ebenfalls Probleme für Menschen mit einer ’starren‘ Sichtweise verursachen können.

Diesen Punkt wollen die Forscher nun näher untersuchen; ebenso, ob unpersönliche Erfahrungen – wie Unglücke oder Unfälle – auch langfristige negative Auswirkungen haben können. Die Forschungen haben das Ziel, Menschen zu helfen, die lange unter Zurückweisungen bzw. Trennungen leiden; damit sie lernen, damit umzugehen und loszulassen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Stanford, Personality and Social Psychology Bulletin; Jan. 2016

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Beiträge zu “Zurückweisung, Ablehnung in Beziehung”

  1. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass erlittene Trennungen und Ablehnung stets schmerzhaft waren, aber sie haben mein Denken und Fühlen flexibler und offener gemacht. Dass ist mir gelungen, weil ich nicht voreingenommen bin. Ich habe in meiner Kindheit eine massive Zurückweisung erlitten, die mich lange und stark eingeschränkt hat, aber der wesentliche Impuls zur Beschäftigung mit meiner Psyche war. Insofern war diese Zurückweisung in meiner Kindheit die Grundlage für die Offenheit meines Geistes.

  2. Ich kann bestätigen, was im Text steht. Obwohl ich selbst nicht in die Person verliebt war hat es mich zutiefst gekränkt, dass von der Person zu hören. Rational war die Reaktion nicht.
    Bei einer Person, die ich dann wirklich gerne hatte zurückgewiesen zu werden, war noch viel schlimmer. Die Gedankenschleifen drehen sich immer und immer wieder darum, wo der Fehler lag. An welcher Stelle? Und vor allem: was wäre gewesen, wenn ich das nicht getan oder jenes nicht gesagt hätte? Ich habe es wohl mit Handlung X kaputt gemacht … ich bin wohl doch nicht gut genug für jemanden wie ihn … er ist nicht meine Liga
    Dann denke ich, eine rationale Erklärung seinerseits würde mir helfen. Oder zu hören, dass es nicht an mir liegt – wobei ich das nicht glauben würde …

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


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