Mobbing und Diabetes

Mobbing und Diabetes

Mobbing und Gewalt am Arbeitsplatz sind Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes

15.11.2017 Mobbing und Gewalt am Arbeitsplatz können das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die in Diabetologia (der Zeitschrift der European Association for the Study of Diabetes) veröffentlicht wurde.

Frühere Studien

Frühere Analysen haben festgestellt, dass Probleme wie Arbeitsunsicherheit und lange Arbeitszeiten und den daraus resultierenden psychologischen Auswirkungen mit einem moderat erhöhten Diabetesrisiko verbunden sind. Es hat sich auch gezeigt, dass Mobbing und Gewalt persönliche Ressourcen wie Selbstachtung und Belastbarkeit beeinträchtigen können.

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Bild: Gerd Altmann

Die aktuelle Studienpopulation wurde aus vier Kohortenstudien abgeleitet: der Swedish Work Environment Survey, der Swedish Longitudinal Occupational Survey of Health, der Finnish Public Sector Study und der Danish Work Environment Cohort Study.

Fragebögen wurden in den letzten 12 Monaten zur Feststellung der Exposition gegenüber Mobbing am Arbeitsplatz, definiert als anhaltendes unfreundliches oder negatives Verhalten von Kollegen, und Gewalt am Arbeitsplatz, definiert als Viktimisierung durch gewalttätige Handlungen oder Androhungen von Gewalt am Arbeitsplatz, verwendet (Anmerkung: Die finnische Studie bezog sich auf aktuelles Mobbing und erfasste nicht Gewalt).

Diabetes Typ II

Die Studie umfasste Beschäftigte im Alter zwischen 40 und 65 Jahren; jüngere Teilnehmer wurden ausgeschlossen, um die mögliche Einbeziehung von Personen mit anderen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes möglichst gering zu halten. Auch Personen, die bei Studienbeginn mit Diabetes diagnostiziert worden waren, wurden ausgeschlossen. Die Stichprobe bestand danach aus 19.280 Männern und 26.625 Frauen.

Die Inzidenz (Häufigkeit) von Typ-2-Diabetes (T2D) wurde aus landesweiten Gesundheitsregistern unter Verwendung der eindeutigen persönlichen Identifikationsnummern für die Teilnehmer in jedem Land ermittelt. Die statistische Analyse umfasste auch die Anpassung an mögliche Störfaktoren wie Bildungsgrad und Familienstand (als Indikator für die soziale Unterstützung außerhalb der Arbeit).

Die Anpassungen an Alkoholkonsum, psychische Gesundheitsprobleme und Body-Mass-Index (BMI) wurden ebenfalls berücksichtigt, obwohl die Autoren den möglichen Kausalzusammenhang zwischen negativen zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz und diesen Faktoren betonen.

Verbindung mit Mobbing

9 Prozent der Teilnehmer berichteten über Mobbing am Arbeitsplatz. Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 11,7 Jahren wurden 1.223 Fälle von T2D-Fällen identifiziert.

Nach Bereinigung um die Störfaktoren war Mobbing am Arbeitsplatz mit einem um 46% höheren Risiko von T2D (61% bei Männern und 36% bei Frauen) verbunden.

Die Anpassung an Alkoholkonsum und psychische Probleme hatte keinen Einfluss auf diese Verbindung. Bereinigung um den BMI beseitigte ein Drittel der Risikoerhöhung.

Verbindung mit Gewalt

Rund 12% der Teilnehmer hatten in den vorausgegangenen zwölf Monaten Gewalt oder Androhungen von Gewalt erfahren. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 11,4 Jahren wurden 930 Teilnehmer mit Diabetes Typ-2 ermittelt.

Nach der Bereinigung um potentielle Störfaktoren war Gewalt am Arbeitsplatz mit einem 26% höheren Diabetesrisiko für Männer und Frauen verbunden.

Auch hier wirkte sich die Bereinigung um Alkoholkonsum und psychische Probleme nicht auf dieses Ergebnis aus.

Negative zwischenmenschliche Beziehungen als soziale Stressoren

Die Autoren stellen fest, dass sowohl Mobbing als auch Gewalt negative zwischenmenschliche Beziehungen darstellen, dass sie jedoch offenbar unterschiedliche Konzepte und ausgeprägte soziale Stressoren repräsentieren.

Mobbing ist psychologische Aggression, einschließlich Verhaltensweisen wie unfaire Kritik, Isolation und erniedrigende Arbeitsaufgaben. Am häufigsten wird es von Menschen innerhalb des Unternehmens, wie z. B. Kollegen, durchgeführt, schreiben die Autoren Tianwei Xu von der Universität Kopenhagen und Kollegen.

Gewalt ist dagegen eher mit körperlichen Handlungen wie Stoßen, Treten, Schlagen oder der Androhung solcher Handlungen verbunden und wird in der Regel von Menschen von außerhalb wie Kunden, Patienten usw. ausgeübt.

Mobbing und Gewalt sind verschiedene Verhaltensweisen, und in der Folge können ihre hervorgerufenen Emotionen (s.a. Mobbing und die Emotionen) unterschiedlich sein.

Biologische Prozesse nach Stressreaktionen

Gemobbt zu werden wird als schwerer sozialer Stressfaktor angesehen, der die Stressreaktion aktivieren und zu einer Reihe nachgelagerter biologischer Prozesse führen kann, die zum Diabetesrisiko beitragen können.

Die Studienautoren legen nahe, dass Veränderungen, die durch Stresshormone verursacht werden, ein möglicher ursächlicher Weg sein können.

Auch Stoffwechselveränderungen und Fettleibigkeit können ein Mechanismus für das erhöhte Risiko sein, da die Stressreaktion mit der endokrinen Regulation des Appetits verbunden sein kann und/oder weil Mobbing oder Gewalt am Arbeitsplatz und die daraus resultierende negative emotionale Erfahrung tröstende Essgewohnheiten hervorrufen können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kopenhagen; Diabetologia – DOI: 10.1007/s00125-017-4480-3; Nov. 2017

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