Zeitdruck (Psychologie)
Psychologie-Lexikon
Unter Zeitdruck treten Persönlichkeitsmerkmale deutlicher zutage
07.09.2018 Wenn Menschen schnell handeln müssen – also unter Zeitdruck – verhalten sich egoistische Menschen eher noch egoistischer als sonst, während prosoziale Menschen sich noch prosozialer verhalten laut einer in Nature Communications veröffentlichten Studie.
Wenn Menschen nicht viel Zeit haben, um eine Entscheidung zu treffen, verhalten sie sich so, wie sie es zuvor in ähnlichen Situationen getan haben, schreibt Ian Krajbich, Assistenzprofessor für Psychologie und Ökonomie an der Ohio State Universität.
Psychologisches Experiment ‚Diktatorspiel‘
An der Studie waren 102 Studenten aus den USA und Deutschland beteiligt, die 200 Runden eines Spiels (‚Diktatorspiel‘) spielten, das häufig in psychologischen und ökonomischen Experimenten verwendet wird. In jeder Runde, die am Computer gespielt wurde, wählten die Teilnehmer zwischen zwei Möglichkeiten, einen realen Geldbetrag aufzuteilen. Beide Entscheidungen begünstigten die Person, die das Spiel spielte, aber eine Wahl wies mehr von dem Geld dem unsichtbaren Partner zu.
Bild: Gerd Altmann
Der Schlüssel zu dieser Studie ist, dass die Teilnehmer nicht immer die gleiche Zeit hatten, sich zu entscheiden, sagte Krajbich.
Unterschiedlich lange Entscheidungszeit
Manchmal hatten die Teilnehmer nur 2 in anderen Fällen 10 oder mehr Sekunden Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Die Psychologen stellten fest, dass der Zeitdruck dazu neigt, die Prädisposition der Menschen zu verstärken, sei sie nun egoistisch oder prosozial, sagte Krajbich.
Unter Zeitdruck, wenn man nur sehr wenig Zeit hat, sich zu entscheiden, wird man sich stärker als sonst auf die eigene Veranlagung oder Neigung zum Handeln verlassen, sagte er.
Mussten die Probanden jedoch mindestens 10 Sekunden warten, bevor sie sich entscheiden konnten, sah die Lage anders aus.
Es wurden immer noch Entscheidungen nach Veranlagung getroffen. Aber nun hatten sie Zeit, die Zahlen zu betrachten und sich Gründe zu überlegen, um gegen ihre Vorurteile/Voreinstellungen vorzugehen, sagte er.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Nature Communications – DOI: 10.1038/s41467-018-05994-9
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