Was ist aus dem Gesicht ablesbar? News aus der Forschung zur Aussagekraft des Gesichts (s.a. die Psychologie der Mimik).
- Zeigen unsere Gesichter, ob wir wohlhabend oder arm sind?
- Emotionen im Gesicht
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte
Zeigen unsere Gesichter, ob wir wohlhabend oder arm sind?
06.07.2017 Setzen Sie ein fröhliches Gesicht auf, Ihr Erfolg kann davon abhängen, legt eine psychologische Studie nahe, denn laut ihren Befunden kann man es möglicherweise am Gesicht erkennen, ob jemand arm oder reich ist.
Die Menschen nutzen diese Eindrücke meist in voreingenommener Weise, z.B. wenn es um die Zuteilung eines Jobs geht, schreiben die Studienautoren Nicholas Rule und Thora Bjornsdottir vom Fachbereich Psychologie der Universität Toronto.
Sich selbst erfüllende Prophezeiung
Bild: Jan Hoekstra
Die Befunde zeigen, schreiben die Forscher im Fachblatt Journal of Personality and Social Psychology, dass subtile Kleinigkeiten – wie die Signale im Gesicht – etwas über die soziale Klasse aussagen und sich im Ausdruck manifestieren können. Diese ersten Eindrücke können zu einer Form sich selbst erfüllender Prophezeiung werden. Es beeinflusst die zwischenmenschlichen Interaktionen und die Möglichkeiten, die man hat, schreiben die Psychologen.
Ebenso interessant fanden die Forscher, dass die Fähigkeit, die soziale Klasse einer Person zu ’sehen‘, nur für neutrale Gesichter galt und nicht, wenn Menschen lächeln oder Emotionen ausdrückten.
Maskierung der Mimik
Ihre Schlussfolgerung ist, dass Emotionen lebenslange Gewohnheiten der Mimik maskieren können, die sich im Gesicht einer Person festsetzen – man denke nur an das ewig lächelnde Gesicht, das stereotypisch mit Wohlstand und Zufriedenheit verknüpft wird.
Im Laufe der Zeit wird das Gesicht dauerhaft die Erfahrungen reflektieren und offenbaren, schreibt Rule. Auch wenn wir denken, dass wir nichts ausdrücken, sind die Überbleibsel dieser Emotionen weiterhin sichtbar.
Die Psychologen gruppierten Studenten mit unterschiedlichen durchschnittlichen Familieneinkommen (eine Gruppe mit unterdurchschnittlichen, eine mit überdurchschnittlichen Einkommen) und ließen sie für Fotos mit einem neutralen Gesicht posieren.
Ergebnisse
Eine weitere unabhängige Gruppe von Teilnehmern sahen sich dann diese Fotos an und sollten anhand ihres Bauchgefühls entscheiden, welche der Gesichter auf den Fotos ‚reiche‘ oder ‚arme‘ Menschen zeigten.
Sie konnten mit etwa 53 Prozent Genauigkeit feststellen, welcher Student der reichen oder armen Gruppe angehörte.
Anm.: Dies übersteigt zwar die 50:50 Chance und laut Forschern ist das Ergebnis statistisch signifikant, es ist aber dennoch ein so niedrig ausfallendes positives Resultat, als dass man behaupten könnte, es hätte eine praktische Relevanz, und Menschen würden grundsätzlich und mit größerer Sicherheit die soziale Klasse vom Gesicht ablesen können – auch wenn in dieser Studie die Gesichter von Menschen stammen, die erst 18-22 Jahre alt waren.
Die Psychologen wollen nun ähnliche Experimente mit älteren Gesichtern machen; vielleicht spiegeln sich die gemachten Erfahrungen in deren – älteren – Gesichtern besser (ablesbar) wider.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Toronto; Journal of Personality and Social Psychology – DOI: 10.1037/pspa0000091, Juli 2017
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Meine Kindheit fand in armen Verhältnissen statt.Nach dem Abitur und einem Jurastudium wurde ich nicht reich aber finanziell gesichert. Jetzt bin ich 59 Jahre alt und bis heute ist es so, dass ich ungefragt und oft beim Bezahlen Rabatt bekomme oder Verkäufer Sonderpreise für mich machen. Mit Menschen, die mich kennen, habe ich solche Erlebnisse nicht.Diese kennen mein Einkommen. Eine Kollegin von mir ist den umgekehrten Weg gegangen. Aus einer wohlhabenden Familie in eine arme Situation bedingt durch Scheidung und Kinder. Sie bekommt nie Sonderkonditionen beim Einkaufen oder mit Handwerkern. Ich vermute schon länger, dass der finanzielle Status unserer Kindheit uns lebenslang begleitet.